Читать книгу Floria Tochter der Diva - Ursula Tintelnot - Страница 15

Am Kanal

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»Du wirst wieder singen, Floria.«

Endlich hatte Floria mit ihrer Freundin über ihre Ängste gesprochen.

»Ach, Susan, ich weiß nicht mal, ob ich es überhaupt will.«

Sie blickte auf den Kanal, der langsam im Dunst versank. Die nächste Brücke war schon nicht mehr zu sehen. Der Schotterweg war grau, nur noch von wenigen weißen Flecken bedeckt.

»Wir sollten umkehren, es ist schon fast dunkel.«

Susan schwieg. Wenn Floria nicht mehr singen wollte, war das eine Entscheidung, die sie nur alleine fällen konnte.

Wir sind, dachte sie, nicht nur von unseren Begabungen, sondern vor allem auch von unseren Entscheidungen abhängig.

Tatsächlich begann auch sie zu frösteln. Feuchte Kälte kroch ihr unter die Kleider. Es taute bereits wieder. Dieser erste Schnee blieb noch nicht liegen. Sie gingen schweigend den sanft geschwungenen Weg zurück zu Emmas Haus. Plötzlich blieb Susan stehen.

»Was ist denn das?« Sie deutete auf ein kleines verlottertes Gebäude, in einem, um diese Jahreszeit, blattlosen Birkenhain. Das Gebiet war ungepflegt, von kahlen Büschen und braunem mannshohem Farn bedeckt. Im Sommer war es so undurchdringlich, dass die Hütte im Gestrüpp versank.

»Ach das. Das ist nichts. Emma geht nie dahin.«

Emmas Garten war so sorgfältig gepflegt, warum ließ sie diesen Teil verkommen?

Susan sah noch einmal hinüber.

»Wir sollten dort mal auf Schatzsuche gehen.«

»Emma hat mir verboten, dort zu spielen, weil sie meinte, die Hütte könnte jederzeit einstürzen.«

»Und hast du dich daran gehalten?«

»Einmal bin ich dort gewesen. Emma war so außer sich, dass ich es nie wieder gewagt habe.«

»Und, hast du die Hütte betreten?«

»Nein, die Tür war abgeschlossen, die Fenster zu. Ich glaube nicht, dass das Gebäude vom Einsturz bedroht ist.«

»Was sollte Emma sonst für einen Grund haben, dich davon fern zu halten?«

»Keine Ahnung. Ich habe, als ich klein war, ein Gespräch zwischen ihr und Alex belauscht. Es ging um einen französischen Kriegsgefangenen, der dort versteckt worden sein soll. Ich habe nichts davon verstanden.«

»Vielleicht gibt es Dinge, an die sie nicht erinnert werden will.«

»Möglich.«

Floria Tochter der Diva

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