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Silvester

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Es war kurz nach zehn Uhr am Silvestermorgen. Über Nacht war die Welt weiß geworden. Floria deckte den Frühstückstisch für Emma und Alex. Es war einer ihrer schlechten Tage. Sie war wieder aus diesem Traum erwacht, der sie nicht losließ. Der Traum, der die Erinnerung an ihren Zusammenbruch am Leben erhielt, den sie an besseren Tagen für Stunden vergessen konnte.

Sie fragte sich, warum der Jahreswechsel sie so schwermütig machte. War das so, weil sie das alte vertraute Jahr loslassen musste? Furcht vor dem, was auf sie zukam?

Floria nahm den Korb, um hinter dem Haus Holz zu holen. Sie hatte inzwischen gelernt, wie sie es anstellen musste, das Feuer über Nacht nicht ausgehen zu lassen.

In der Gerätekammer zog sie Stiefel und eine Winterjacke an. Als sie die Tür zum Hof öffnete, nahm ihr die Kälte den Atem. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, die Stille, die sie umgab, war so vollständig, als sei sie der letzte Mensch in diesem blendenden Weiß.

Diesmal, dachte sie, würde der Schnee liegenbleiben.

Als Floria mit dem gefüllten Korb zurückkam, saß Ramses im Hof und bewachte Katjas Schlitten. Er begrüßte sie zurückhaltend mit einem leisen Wuff.

»Wo hast du denn Katja gelassen?«

Ramses sah zur Haustür.

»Aha, sie ist schon drin, meinst du?«

Katja hatte zu Weihnachten einen Schlitten bekommen. Ihr erster Blick am Morgen galt dem Wetter. Hatte es endlich geschneit? Jedesmal, wenn sie feststellte, dass es wieder keinen Schnee gegeben hatte, war sie tief enttäuscht.

»Dad, wir könnten den Schlitten tauschen.«

»Aber wenn es doch noch schneit, Katie, was machen wir dann?«

»Hm, bei diesem Wetter wäre ein Pony besser.«

Julian verkniff sich ein Lächeln.

Ein Pony war Katjas größter Wunsch.

Als Floria die Küchentür aufdrückte, stand Julian am Fenster. Katja sah ihr entgegen. Ein riesiger Strauß gelber Tulpen stand auf dem Tisch.

»Floria, es hat geschneit«, verkündete sie.

»Guten Morgen, Katja. Hallo Julian.«

Sie stellte den Korb umständlich neben dem Herd ab und wusch sich die Hände.

Floria bemühte sich, Julian nicht anzusehen.

Was hatte sie gestern Nacht dazu gebracht, seinen Kuss zu erwidern? Als die Glocken läuteten und die ersten Feuerwerkskörper in den Himmel schossen, hatte er sie in den Arm genommen und geküsst.

»Ein schönes neues Jahr, Floria.« »Dad, mach die Raketen an!«

Der Augenblick war vorüber.

Julian hatte seine Tochter hochgenommen und war mit ihr durch den Hof gewirbelt. »Ein fröhliches neues Jahr, mein Liebling. Schau, es beginnt zu schneien.«

Dann waren die Feuerkegel entzündet worden, die vorbereitet in Flaschenhälsen steckten.

»Und jetzt die Raketen!«

Katja hatte darauf bestanden, dass für jeden von ihnen eine Rakete abgeschossen wurde. Später hatten sie Blei gegossen. Katja hatte begeistert ihr Bleistückchen aus dem Wasser gefischt und behauptet: »Das sieht aus wie ein Pferdchen, Dad.« Sie strahlte. »Und was das Blei sagt, geht in Erfüllung.«

Irgendwann in der Nacht war Julian mit seiner schlafenden Tochter auf dem Arm nach Hause gegangen.

»Wir wollen Schlitten fahren. Kommst du mit?«

Floria betrachtete die Vierjährige. Katja war ein zauberhaftes Kind. Sie fragte sich, woher ihre anfängliche Ablehnung gekommen sein mochte. War es Eifersucht auf dieses kleine mutterlose Mädchen?

Katja, dachte sie, hat dich umworben. Sie hat ihren ganzen Charme eingesetzt, um dich für sich zu gewinnen. Und es war ihr tatsächlich gelungen. Sie hatte sich in ihr Herz geschlichen.

Floria blickte zu Julian hinüber.

»Wir wären sehr enttäuscht, wenn du nicht mitkommen würdest.«

Er duzte sie ganz selbstverständlich. Also hatte er den Kuss nicht vergessen?

»Habt ihr noch Zeit für einen Kakao?«

Floria hatte sich lange nicht mehr so amüsiert. Stundenlang waren sie den kleinen Hügel am Kanal hinaufgelaufen und hinuntergefahren. Sie hatten Engel im Schnee gespielt, Schneeballschlachten gemacht und sich gekugelt vor Lachen. Selbst Ramses hatte sich anstecken lassen, sich im Schnee gewälzt und versucht die Schneebälle zu fangen. Er war um sie herumgetollt wie ein zu groß geratener Welpe.

Lachend und erschöpft waren sie mit eisigen Fingern und hochroten kalten Wangen in Emmas Küche gelandet. Ramses durfte sich im Flur niederlegen.

Floria Tochter der Diva

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