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Oktober

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Das Wetter passte zu ihrer Stimmung. Floria hatte, obwohl es in ihrem Jeep ausreichend warm war, einen dicken Schal mehrfach um den Hals geschlungen. Auf den stoppeligen Feldern lag Nebel, in dem Gruppen von hochbeinigen Vögeln zu schweben schienen. Die Kraniche sammelten sich um diese Zeit. Wie oft hatte sie als kleines Mädchen, mit ihrer Großmutter zusammen, diese eleganten grau-weiß gefiederten Vögel beobachtet. Die kleinste Bewegung vertrieb die scheuen Tiere. Wenn sie auf den Äckern durch die tiefen Furchen stapfte, die breite Reifen riesiger Traktoren hinterlassen hatten, hielt die fette feuchte Erde ihre Stiefel fest. Florias dünne Beinchen hatten in dicken, mindestens eine Nummer zu großen Gummistiefeln gesteckt.

»Da wächst du noch rein, Flo. Zieh zwei Socken übereinander an.«

Und mehr als einmal stand sie, ohne Stiefel auf dicken Socken, mitten im Schlamm. Ihre Großmutter hatte nur gelacht.

Du hattest Recht, ich bin hineingewachsen, Emma, dachte sie.

Floria fuhr schneller. Es gefiel ihr nicht, in der schnell einfallenden Dunkelheit Auto zu fahren. Sie war es nicht mehr gewöhnt, selbst am Steuer zu sitzen. In den Zentren dieser Welt, in denen sie sich normalerweise aufhielt, ließ sie sich chauffieren. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, in Mailand, Wien oder New York selbst zu ihren Auftritten zu fahren.

Sie sah auf die Uhr. Noch nicht mal fünf und es war stockdunkel. Die Scheiben beschlugen von innen. Ein sanfter Regen hatte eingesetzt. Sie kannte sich mit dem Auto nicht aus und tastete vergeblich nach dem Hebel für den Scheibenwischer. Floria stöhnte auf. Bitte nicht!

Sie hielt am Wegrand. Der Motor soff ab. Nur noch ein Paar Kilometer zum Haus ihrer Großmutter und sie hätte es geschafft.

Sie erschrak, als sie das Klopfen hörte.

Eine dunkle Gestalt, eingehüllt in eine schwarze Regenjacke, stand neben ihrem Wagen.

»Wenn Sie noch ein bisschen näher an den Rand gefahren wären, hätten Sie mich zerquetscht.«

Floria konnte sein Gesicht nicht erkennen. Das Licht im Wagen beleuchtete sie, nahm ihr aber die Sicht nach draußen.

Sie öffnete das Seitenfenster einen Spalt breit. »Tut mir leid«, stammelte sie, »ich kann nichts sehen.«

»Das empfiehlt sich aber beim Autofahren.«

»Ich finde den Schalter für die Wischer nicht.«

»Du meine Güte! Sie fahren blind mit einem Auto, das Sie nicht einmal kennen?« Er stand plötzlich auf der Fahrerseite neben ihr.

»Wo müssen Sie hin?«

»Zur Deichstraße, hier ganz in der Nähe.«

»Kenne ich, rücken Sie mal.«

Als er ihr Zögern wahrnahm, sagte er: »Ein Auto besitze ich selbst und an Frauen bin ich nicht interessiert.«

Floria hievte sich auf den Beifahrersitz.

Die Kapuze noch immer tief ins Gesicht gezogen, stieg er ein. Er startete und fand auf Anhieb den Hebel für den Scheibenwischer.

Wenn dieser Mann ein Straßenräuber wäre, dann wenigsten einer mit einer angenehmen Stimme.

Floria lehnte sich nach vorne. Aber außer einem Kinn mit Dreitagebart konnte sie von ihrem Chauffeur nichts erkennen.

»Wo genau?«

Sehr gesprächig war er nicht.

»Deichstraße 17.« Sie passte sich seiner kargen Sprache an.

»Zu Emma?«

»Kennen Sie Emma?«

»Ja.«

Konnte er nicht einmal mit einem ganzen Satz antworten?

»Wir sind Nachbarn.«

Floria gab auf.

Er fuhr den Jeep in einer eleganten Kurve in den Hof ihrer Großmutter hinein, sprang aus dem Auto und verschwand in der Dunkelheit, ohne sich zu verabschieden. Floria hörte noch ein »Gruß an Emma«.

Was für ein Rüpel, aber dieser Rüpel hatte ihr geholfen. »Danke«, rief sie hinter ihm her und kam sich ziemlich lächerlich vor, als er nichts erwiderte.

Floria Tochter der Diva

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