Читать книгу Die Liebe stirbt im Weinberg - Ute Dombrowski - Страница 12
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ОглавлениеNatalie schwamm schon seit einer Stunde ihre Bahnen im Waldschwimmbad. Das Wasser war eiskalt, aber sie mochte es, wenn ihre Haut kribbelte und sich zusammenzog, wenn sie langsam unter die Wasseroberfläche tauchte. So ein Bad am Abend war erfrischend. Sie wollte danach noch etwas essen und dann schlafen gehen.
Unter der Dusche am Beckenrand stand ein junger Mann. Er war schlank, blond und sein Dreitagebart sollte ihn wohl älter erscheinen lassen. Er schüttelte die Wassertropfen ab und stellte sich auf den Startblock. Sein Körper streckte sich. Mit einem eleganten Kopfsprung landete er im Wasser. Nach Sekunden tauchte er wieder auf, warf die schulterlangen Haare aus dem Gesicht und schwamm auf Natalie zu. Sie hatte zugesehen.
„Waren meine Beine gestreckt?“
Natalie nickte nur.
„Gut. Sorry, wenn ich dich einfach so anquatsche, aber ich bin nächste Woche bei einem Wettkampf. Ich klettere mal auf den Sprungturm und du guckst meine Haltung an. Oder hast du etwas Besseres zu tun?“
Damit war er aus dem Wasser. Seine gebräunten Arme schlenkerten locker am Körper. Er sah gut aus. Nicht nur beim Springen. Mit schnellen Schritten erstieg er den Sprungturm, um vom Dreimeterbrett zu springen. Er stellte sich mit den Zehenspitzen an den Rand, drückte sich ab und landete nach einem Salto kerzengerade im Wasser. Als er wieder auftauchte, schwamm er zu Natalie.
„Sah es gut aus?“
„Ganz fantastisch. Beste Haltungsnoten. Du hattest nur die Knöchel leicht verschoben.“
„Ach ja. Siehst du, das merke ich manchmal gar nicht. Also Wiederholung mit den Füßen zusammen. Guckst du nochmal? Dafür lade ich dich auch auf ein Eis ein.“
Natalie lachte.
„Musst du nicht. Und jetzt spring, ich will gleich heim.“
Er trabte wieder zum Turm, stieg hinauf, betrat das Brett, dieses Mal bei fünf Metern, und stellte sich in der gleichen Haltung wie vorher an den Rand. Er federte leicht auf und nieder, streckte die Arme in die Höhe und sprang. Wie ein einziger gerader Strich tauchte sein Körper in das Wasser ein. Es spritzte kaum. Dieses Mal hatte er auch an die Füße gedacht.
Natalie klatschte leise Beifall, als er wieder auftauchte, dann schwamm sie auf ihn zu.
„Perfekt. So kann es bleiben. Schön weiterüben. Ich bin dann weg.“
Der junge Mann schwamm Natalie hinterher bis zum Beckenrand. Er betrachtete ihren schlanken, durchtrainierten Körper und pfiff anerkennend durch die Zähne.
„He, Nixe, sehen wir uns wieder? Morgen Abend hier?“
„Schon möglich.“
Natalie zwinkerte ihm zu und verschwand.
Der junge Mann war nett, aber jung. Zu jung. Also Finger weg. Sie musste an Cem denken. Er war ein schöner Mann gewesen, aber auch nur ein Heuchler. Im Moment wollte sie niemanden kennenlernen. Sie würde morgen spontan entscheiden, ob sie dem hübschen Schwimmer noch einmal begegnen wollte. Langsam verließen auch die restlichen Gäste das Schwimmbad. Natalie hatte einen Bärenhunger und so raste sie heim. Nach einem Stück Schokolade als Dessert ging sie Zähne putzen und ins Bett.