Читать книгу Die Liebe stirbt im Weinberg - Ute Dombrowski - Страница 17

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„Gibt es denn wirklich gar keine Verbindung zwischen den toten Männern?“

Emma und Paul hatten die Akten wieder und wieder durchgelesen. Sie waren am Verzweifeln, denn Norman Eisenmacher fragte jeden Tag nach Fortschritten. Er hatte ihnen gedroht, den Fall ganz nach Wiesbaden abzugeben. Emma wollte aber noch nicht aufgeben, auch wenn es nervenaufreibend war. Wenigstens gab es keinen weiteren Toten. Über allem schwebte immer noch der Gedanke an eine Täterin.

„Denkst du, der Jossings hat uns ernst genommen?“

Paul hatte da so seine Zweifel. Die Männer vom LKA waren immer schlauer oder taten wenigstens so und hier in dem kleinen Rheingau-Revier traute ihnen sowieso keiner zu, komplizierte Fälle zu lösen. Emma schaute ihren Partner an.

„Ich weiß nicht. Er hat ja schon einen besseren Ruf als so manch anderer. Ich wüsste gerne mal, wo der Psychologe bleibt, den man uns zugesichert hatte. Jossings sagt, einer ist im Urlaub und der Ersatz kann nichts richtig.“

Reiner Jossings hatte ihnen das vom Computer erstellte Täterprofil gezeigt. Es beharrte auch nach Eingabe der Möglichkeit, dass eine Frau beteiligt war, darauf, dass es ein männlicher Täter sein musste.

Hatte der Computer recht oder sollten sie sich lieber auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen?

Emma sagte in die Stille hinein: „Wenn es eine Frau war, müsste bei beiden etwas von ihr zu finden sein. Und wenn es die kleinsten Hautschüppchen sind. Lass uns mal in die Gerichtsmedizin fahren und fragen, es muss eine Verbindung geben. Kannten sie sich vorher? Oder war es Zufall?“

Paul nickte und sie verließen das Büro.

Dr. Torben Henkermann hatte nicht nur einen skurrilen Namen, er war auch einer von den Typen, denen man nicht im Dunkeln begegnen wollte. Er war groß, dürr und rothaarig. Seine große Hakennase ergänzte das knochige Kinn wunderbar. Die Wände in der Gerichtsmedizin waren weiß, aber noch weißer war die Haut des Pathologen. Er fühlte sich hier im Keller sehr gut. Sonne hasste er. In seiner Jugend hatten sich alle über seine Blässe lustig gemacht. Darum hatte er sich zahlreiche Tattoos stechen lassen, die auf seiner weißen Haut richtig gruselig aussahen.

Seine Stimme war hoch und piepsig. Sie passte gar nicht zu der stattlichen Größe des Mannes. Wenn er sprach, spritzten winzige Tropfen Speichel aus seinen Mundwinkeln.

„Ach nein, welch seltener Besuch in meinen Katakomben. Habt ihr euch verlaufen?“, piepste er launig. „Was kann ich für euch tun? Wunder mal ausgenommen.“

Paul erklärte, dass sie zu den beiden Toten noch gar nichts Vernünftiges herausbekommen hatten. Er fragte den Pathologen, ob er etwas gefunden hatte, was einen Hinweis auf eine Gemeinsamkeit geben könnte.

Emma sagte nichts. Sie fühlte sich hier jedes Mal unwohl und verband mit dem Geruch nach Tod und Reinigungsmitteln keine guten Erinnerungen. Sie riss sich immer zusammen, um nicht schreiend wegzurennen. Paul kannte ihre Abneigung gegen diesen Ort und führte das Gespräch allein. Sie hatte nie über die Gründe dafür gesprochen und er hatte nicht gefragt.

„Hm, es gibt leider keine Spuren an den Klamotten, der Regen hat in beiden Fällen ganze Arbeit geleistet. Die Männer hatten vorher frisch geduscht. Ich habe bei beiden Reste von Duschgel gefunden. Natürlich nur Spuren. Da, wo der Regen nicht drankommt.“

Dr. Torben Henkermann grinste schmierig. Körperöffnungen, so sagte der Buschfunk, waren seine Spezialität.

„Wenn ihr mich fragt, waren die beiden auf dem Weg zu einem romantischen Stelldichein. Für sowas ist ein Weinberg perfekt. Es gab aber keine Sex-Spuren, kein Sperma, kein Scheidensekret. Das alles ist vor den Sex passiert.“

Emma sah schon ganz käsig aus. Paul bedankte sich beim Pathologen. Er zog seine Partnerin hinter sich her ins Freie. Dort atmete Emma tief durch.

„Ich hasse diesen Ort. Daran werde ich mich niemals gewöhnen.“

Paul legte einen Arm um ihre Schultern und sagte: „Das sollst du auch nicht. Ich finde es gut, dass du noch fühlen kannst. Manche Kollegen haben das verloren. Die gehen in die Pathologie wie zum Bäcker. Wenn ich das Stück Kuchen neben dem Se­ziertisch sehe, krieg ich auch immer fast das Kotzen.“

Für einen winzigen Augenblick hatte sich Emma an Paul gelehnt. Nun entzog sie sich seinem Arm und seiner atemberaubenden Nähe, indem sie um das Auto herumlief.

Es war schon sehr merkwürdig, dass sie in letzter Zeit immer eine Gänsehaut bekam, wenn Paul sie berührte.

Paul ging es ebenso. Er fühlte sich wie magisch von Emma angezogen, aber seine Prinzipien hatte er noch niemals gebrochen. Er seufzte leise und fuhr mit ihr zurück zum Präsidium.

Die Liebe stirbt im Weinberg

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