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Prolog
ОглавлениеDie Liebe stirbt im Weinberg
Ein Rheingau – Thriller
Ute Dombrowski
3. Auflage 2016
Copyright © 2016 Ute Dombrowski
Umschlag: Ute Dombrowski
Lektorat/Korrektorat: Julia Dillenberger-Ochs
Satz: Ute Dombrowski
Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach
Druck: epubli
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„Weinen kann ich nicht, aber mein Herz blutet.“
William Shakespeare
„Wintermärchen“
3. Aufzug, 6. Szene, Antigonus
Natalie wischte das Messer am Laub der Reben ab. Der volle silberne Mond verschwand hinter einer Wolke. In der Ferne zuckten die ersten Blitze am Nachthimmel und beleuchteten für einen kurzen Moment dicke Wolkentürme. Das Gewitter würde kommen und mit seinen dicken Regentropfen das Blut von den dunkelgrünen Blättern waschen. Sie hatte keine Angst, obwohl sie wusste, dass die Gewitter hier in den Weinbergen bedrohlich werden konnten. Sie breitete die Arme aus und genoss den aufkommenden kühlen Wind, der ihr die langen blonden Haare ins Gesicht wehte.
Dann wanderte ihr Blick zu dem am Boden liegenden Körper. Thomas lag ganz still und friedlich zwischen den Weinstöcken. Er sah aus, als ob er schliefe, so friedlich. Einzig die riesige Blutlache, die aus seiner Kehle geflossen war, störte die Harmonie. Mit einem Lächeln beugte sie sich zu ihm hinunter und strich ihm zärtlich über den Hinterkopf.
„Du hattest Unrecht. Ich hätte mich niemals in dich verliebt. Wir können nicht zusammenbleiben. Schlaf gut.“
Sie klappte das Rasiermesser, dessen Klinge seine Kehle wie eine reife Tomate von Ohr zu Ohr durchtrennt hatte, zusammen und schob es in ihre Handtasche. Thomas hatte sie geküsst und ihr tief in die Augen gesehen. Er hatte ihr vorgestern gesagt, dass er sich verliebt hatte und sofort alle Affären abbrechen würde. Während er sich umdrehte und eine kleine Weintraube pflücken wollte, hatte sie sich zärtlich an seinen Rücken geschmiegt. Sie hatte in der Tasche nach dem Messer gegriffen und es geöffnet.
Sein Blick war zunächst ungläubig auf sie gerichtet, dann griff er sich an die Kehle, wie um den wilden Blutstrom aufzuhalten, bevor er nach vorne kippte. Thomas war tot, ehe sein Körper den Boden berührte.
Gemächlich lief sie den Weg zurück zu ihrem Auto, das auf einem großen Parkplatz für Wanderer abgestellt war. Sie hatte Thomas zu einem Abendspaziergang in den Weinbergen eingeladen. Im Auto hatten sie sich lange geküsst, seine Hände waren unter ihr Shirt gekrochen und hatten ihre kleinen runden Brüste gestreichelt. Sie hatte ihn gewähren lassen. Ein letztes Mal. Ihr Lächeln war unergründlich. Er hatte sie dabei angesehen und stellte sich schon die unbeschreiblich schöne Liebesnacht nach dem Spaziergang vor. Vielleicht würde sich seine neue Freundin auch zu einem kleinen Abenteuer in der Natur hinreißen lassen oder sie klappten nachher die Sitze herunter und liebten sich im Auto.
Mit diesen Fantasien im Kopf stieg Thomas aus, ging zur Fahrertür und reichte ihr die Hand. Wieder hatte sie gelächelt. Ihre Gedanken waren bei dem geschliffenen Stahl in ihrer Handtasche. Dann liefen sie eng umschlungen los.