Читать книгу Die Liebe stirbt im Weinberg - Ute Dombrowski - Страница 8
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ОглавлениеNatalie stand vor dem Regal mit dem Müsli und suchte nach ihrer Sorte. Das mit Schokoflocken aß sie gerne. Hoch oben im Regal entdeckte sie die letzte Schachtel. Sie stand ganz hinten an der Rückwand und Natalie sah sich nach einem von den Hockern um, die manchmal im Supermarkt herumstanden.
„Kann ich helfen?“, fragte eine sanfte, tiefe Stimme.
Natalie drehte sich um und schaute in zwei schwarze Augen. Die schwarzen Haare und der Bart rahmten ein schönes, gebräuntes Gesicht ein.
„Müsli. Mit Schokoflocken. Da oben!“
Natalie zeigte hilflos mit dem Zeigerfinger nach oben. Der schlanke Südländer reckte sich, griff nach der Packung und stellte sie lächelnd in Natalies Einkaufswagen. Sie warf einen Blick auf seine Einkäufe. Zeig mir, was du isst und ich sag dir, wer du bist. Das hatte ihre Oma immer gesagt.
Im Einkaufswagen des Mannes befanden sich Milch, Tomaten, eine Gurke, Vollkornbrot in Scheiben und zwei kleine Tafeln dunkle Schokolade.
Er war ihrem Blick gefolgt.
„Schokolade. Ohne die kann ich nicht leben.“
Natalie nickte.
„Das kenne ich. Ein Tag ohne Schokolade ist wie ein Lied ohne Melodie. Ich bin Natalie.“
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Er griff danach. Die wunderbaren dunklen Augen zeigten unverhohlen seine Bewunderung für die schöne blonde Frau.
„Ich bin Cem. Es freut mich, mal einen interessanten Menschen im Supermarkt kennenzulernen. Wollen wir nach unserem Einkauf eine heiße Schoko-lade trinken?“
„Gern“, erwiderte Natalie.
Cem gefiel ihr wirklich sehr. Er sah gut aus, konnte sich benehmen und er schien ein kluger Mensch zu sein. Vielleicht war er der Mann, der richtige Mann?
Sie schritten weiter zusammen durch die Reihen, obwohl sie damit den Zorn der eiligen Mütter auf sich zogen, die hinter ihnen drängelten, während deren Kinder im Einkaufswagen nach allem Möglichen verlangten. Natalie kaufte noch Milch und zwei Brötchen. Danach rollten sie zur Kasse.
„Ich verstaue meinen Einkauf im Auto und dann treffen wir uns hier im Café?“
Cem nickte. Er hatte sein Auto hinter dem Supermarkt geparkt, weil an diesem Freitag die Hölle los war. Im Kofferraum stand ein Korb, in dem er seine Lebensmittel ordentlich ablegte. Danach lief er zurück zum Haupteingang und suchte das übervolle Café im Eingangsbereich nach Natalie ab. Sie war noch nicht wieder drin, also steuerte er auf den einzigen freien Tisch zu und setzte sich mit dem Blick zur Tür.
Natalie kam eine Minute später an. Cem war der Gedanke gekommen, dass sie ihn vielleicht nur vertröstet hatte und dann abgehauen war. Nun rückte er ihr höflich den Stuhl zurück und sah sie sieges-sicher an. Diese Frau war ein Glücksgriff. Dagegen waren die Zicken im Studio hässliche Enten. Ihre Schönheit war unbeschreiblich, fand er und winkte nach der Bedienung.
„Zwei Tassen heiße Schokolade bitte.“
Die mürrische junge Frau nickte wortlos und trottete mit hängenden Schultern davon, um ihnen nach zehn Minuten zwei große blaue Tassen zu bringen, die eine dampfende, braune Flüssigkeit enthielten. Sie schmeckte wässrig, aber Cem war das egal. Er hatte hier seine Traumfrau getroffen. Er bemühte sich um interessante Konversation, was gar nicht so einfach war, denn Natalie redete nicht viel.
„Was machst du beruflich? Ich bin Personal-Trainer in einem Fitnessstudio in Wiesbaden. Wenn du magst, kannst du mal zum Trainieren kommen.“
„Ich bin Krankenschwester. Das mit dem Training überlege ich mir.“
„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich denke, dass ich dich hier getroffen habe, war ein Wink des Schicksals. Nie wieder werde ich eine andere Frau ansehen. Würdest du dich mit mir verabreden?“
Natalie überlegte. Thomas war erst zwei Wochen her, aber der schöne Südländer gefiel ihr. Sie würde sich mit ihm treffen, mit ihm schlafen und schauen, wie ihre Gefühlslage war und wie sich der Mann in Sachen Treue verhielt.
„Gerne verabrede ich mich mit dir. Hast du eine Telefonnummer?“
Bereitwillig und überglücklich schrieb er ihr seine Handynummer auf einen alten Kassenbon. Dann verabschiedeten sie sich. Er hielt ihre Hand länger fest, als es nötig war. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen.
Am nächsten Wochenende waren sie im Kino verabredet. Natalie trug ein dunkelblaues Kleid, die Haare fielen ihr wieder offen über die Schultern. Sie war leicht geschminkt. Cem kam in einem lässigen dunklen Anzug mit einem schwarzen Shirt darunter. Er küsste ihre Hand.
„Du siehst umwerfend aus. Ich freue mich, dass du mit einem wie mir ausgehst.“
Natalie lächelte ihn an.
„Was heißt denn mit einem wie dir? Du bist ein attraktiver Mann. Und was gucken wir? Es laufen ein Horror-Thriller und eine Liebesschnulze.“
Sie entschieden sich für den Horror-Thriller, weil da nur zehn Leute standen. Er war spannend und blutig. So mochte es Natalie. Liebesschnulzen zeigten nur, wie es im Leben eigentlich nicht lief. Cem hielt ihre Hand ganz fest und als der Killer die kurvige, kopfüber an der Decke hängende Blondine abschlachtete, wanderte seine Hand zu ihrem Knie. Die Blondine schrie, obwohl ihr Kopf schon fast komplett vom Körper abgetrennt war. Nur noch einzelne Hautfetzen im Nacken waren die Verbindung.
Cem beugte sich zu Natalie herüber, fasste mit der linken Hand ihren Nacken, zog sie zu sich heran und küsste sie hinter das rechte Ohr, während Natalie weiter nach vorn zur Leinwand schaute. Die Blondine war inzwischen völlig ausgeblutet. Cems rechte Hand befand sich nun zwischen Natalies Beinen. Der Killer wischte seine blutigen Hände am weißen, engen Kleid der Blondine ab. Natalie fragte sich, warum die Figuren immer weiße Kleidung trugen, wenn Blut im Spiel war. Cems Finger wanderten unter ihren Slip. Natalies rechte Hand legte sich in Cems Schritt. Er war höchst erregt. Der Killer durchtrennte das Seil, an dem die blonde Frau gehangen hatte und sie fiel in die Blutlache. Natalie wandte nun Cem ihr Gesicht zu und sie knutschten hemmungslos.
Beim Abspann des Films, nachdem der Killer vor der herannahenden Polizei auf ein Hochhaus geflüchtet und gesprungen war, verließen sie das Kino. Sie liefen eilig zu Cems Wohnung, die ein paar Straßen weiter war. Dort begannen sie sich bereits hinter der Wohnungstür auszuziehen und liebten sich auf der breiten, schwarzen Ledercouch im Wohnzimmer. Danach blieben sie atemlos liegen.
Cem strich Natalie eine schweißnasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann küsste er sie zärtlich. Natalie blieb über Nacht bei ihm.