Читать книгу Love and Glory - Liebe und Ruhm - Uwe Woitzig - Страница 11
Kapitel 9: Akiras Verhängnis
ОглавлениеBei dem seit langem geplanten abendlichen Festmahl empfand Akira die Aufdringlichkeit des Earl, der zu ihrer und zur Überraschung aller geladenen Gäste zwischen ihr und ihrem Vater saß, noch aufdringlicher als bei der Begrüßung vor ein paar Stunden. Sie war den Rest des Tages ausgeritten und erst kurz vor dem Fest zurückgekommen, um ihm aus dem weg zu gehen. Ihre Magd hatte ihr berichtet, dass ihr Vater mehrmals nach ihr geschickt hatte. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt zu ihm zu gehen und ihn erst hier am Tisch wieder gesehen. Akira war froh, dass ihr alter Freund Malcolm McCullum zu ihrer Rechten saß. Sein angenehmes Wesen trat immer deutlicher hervor, je lauter und zügelloser der Earl, der sich seit heute erstaunlicherweise bestens mit ihrem Vater zu verstehen schien, ihr angeregtes Gespräch mit Anzüglichkeiten in ihre Richtung zu stören begann.
Akira bemühte sich, höflich gegenüber dem Earl zu bleiben, und gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit Malcolm zu widmen. Plötzlich hörte sie, wie der Earl of York leise zu ihrem Vater sagte: „McLeod, habt ihr schon mit eurer Tochter geredet? Ist sie einverstanden, meine Gemahlin zu werden?“
„Niemals werde ich Euch heiraten!“
Akira hatte sich ruckartig zu ihnen umgedreht und sprach mit glühenden Wangen. Dann sah sie den warnenden Blick ihres Vaters. Sie begriff blitzschnell, dass sie sich etwas Diplomatisches einfallen lassen musste, weil irgendeine Gefahr drohte.
“Vater, erklärt dem Earl, dass ich bereits einem anderen versprochen bin.“
Robert McLeod war sprachlos angesichts der Heftigkeit ihres Ausbruchs, aber dankbar für ihre Geistesgegenwart. Der Earl ließ sich allerdings nicht so einfach bluffen.
„Mylady, nennt mir den Namen eures angeblichen Galans, und ich werde ihn mit einem ordentlichen Batzen Geld und einigen ihm gewährten Vergünstigungen davon abbringen, Euch zu ehelichen.“
Die Dreistigkeit dieses Ansinnens, wie ein Stück Vieh gekauft werden zu können, verschlug Akira die Sprache. Außerdem fiel ihr auf der Stelle niemand ein, den sie diesem anmaßenden Engländer als glaubwürdigen Bräutigam hätte benennen können. Da erhob sich der neben ihr sitzende Malcolm McCullum. Zärtlich legte er seine Hand auf Akiras Schulter und sagte ruhig: „Ich bin es, der Akira zum Altar führen wird. Und euer Geld oder eure Vergünstigungen werden mich ganz sicher nicht davon abbringen.“
Der Earl of York starrte Malcolm wütend an, der seinem Blick unerschütterlich standhielt. Dann wandte er sich abrupt zu Robert McLeod und zischte: „Wenn Euch dazu nicht sofort etwas einfällt, betrachte ich unser heute geschlossenes Agreement als hinfällig.“
Der Schlossherr hob hilflos die Schultern, sagte aber nichts. Er sah plötzlich sehr müde und sehr alt aus. So hatte Akira ihren sonst so stolzen und herrischen Vater noch nie gesehen. Diese Geste der Hilflosigkeit genügte dem Earl. Er sprang auf und sagte mit vor Zorn zitternder Nasenspitze kalt: „Ganz wie ihr wollt. Es ist Zeit für mich aufzubrechen. Nachdem unser Agreement geplatzt ist, muss ich Euch mitteilen, dass sich die Steuer auf Malz und Whisky seit diesem Monat verdoppelt hat. Drei meiner Leute werden hier bleiben und Eure Bücher prüfen. Spätestens in einer Woche werdet Ihr die fällige Differenz zu dem bereits gezahlten Betrag begleichen.“
Er sprang auf und stürmte hinaus. Zurück blieb ein schweigender Saal, in dem alle Augen auf Robert McLeod gerichtet waren, der sich die Hand aufs Herz presste und mit Schmerz verzerrtem Gesicht darauf zu warten schien, dass ihn der Schlag träfe. Akira wandte sich Malcolm zu, der sich wieder neben sie gesetzt hatte.
„Vielen Dank, dass du mir aus dieser schrecklichen Verlegenheit geholfen hast“, sagte sie leise.
„Oh nein, das war nicht nur deshalb. Ich meine es durchaus ernst: willst du meine Frau werden?“ fragte er zurück und sah sie mit seinen blauen Augen an.
Akira überlegte nicht lange.
„Ja, ich will“, antwortete sie leise, doch so laut, dass jeder es in dem totenstillen Saal hören konnte. Malcolm strahlte sie an. Dann küsste er sie sanft auf den Mund.
Nach einem verblüfften Schweigen rief einer der Gäste: „Lang lebe das Brautpaar.“
Alle stimmten fröhlich ein, die Gläser klirrten und die Musik begann zu spielen. Robert McLeod blickte zu seiner Tochter und Malcolm. Er sah, wie ein glückliches Lächeln das verunstaltete Gesicht seines zukünftigen Schwiegersohnes verschönte, während er mit seiner kräftigen Hand sanft die zarte Akiras ergriff und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Akira lächelte strahlend.
„Auch ich wünsche Euch viel Glück“, rief ihr Vater ihnen zu. Er hob sein Glas auf ihr Wohl, nahm einen kräftigen Schluck und beschloss, noch heute Abend mit seinem zukünftigen Schwiegersohn ein längeres Gespräch zu führen. Vielleicht würde es doch noch eine Wendung zum Guten geben.