Читать книгу Assassin's Breed - Veit Beck - Страница 25
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ОглавлениеDas war nun also sein neues Leben. Stundenlang durch die feuchte Kälte latschen. Kaum jemand sonst schien sich dies anzutun, jedenfalls war die Gegend beinahe menschenleer. Was konnte man auch erwarten, es war ein lausiger Novembermorgen in Köln, in einer Gegend, in der man um diese Tageszeit nicht viel zu erwarten hatte. Für Party zu spät, zum Shoppen zu früh. Eigentlich war es schön, zumindest war es anders, als er es sonst kannte. Natürlich war er schon hier gewesen, hundertmal, tausendmal, wer zählt das schon. Zu Zeiten, in denen die Straßen gut frequentiert waren, manchmal so gut, dass es fast kein Durchkommen gab. Doch irritierender als die Leere war die Stille. Nichts, außer von leise und aus der Ferne kommendem Gemurmel, Gebrumme und Geklapper, verursacht durch die Straßenreiniger und ihre Maschinerie, war zu hören. Er schlug den Kragen hoch und die Mütze tiefer in das Gesicht, konnte aber die Kälte nicht aussperren. Mehr als eine Stunde schlich er nun schon um die Häuser. Doch er kämpfte nicht nur gegen die Kälte und die Müdigkeit, da war mehr, da war noch Angst. Der Meister hatte ihn instruiert, dass sie kommen würde, ihn beruhigt, dass sie unnötig wäre und ihm gesagt, wie er sie bekämpfen sollte. Leicht gesagt, leichtgläubig gehört. Schwer getan. Die Angst erwischt zu werden, war nicht das dominierende Kriterium. Nein, die Angst zu versagen, ließ ihn zittern, ließ ihn zaudern. Er hatte nur diese eine Chance, sein Leben zu ändern, ihm einen Sinn zu geben, Teil von etwas Großem zu werden. Diese Gedanken gaben ihm den entscheidenden Impuls.
Er beschleunigte seine Schritte. Noch zwanzig Meter. Seine Hand umklammerte den Gegenstand, den er schon die ganze Zeit in seiner Jackentasche verborgen hatte. Noch fünfzehn Meter. Sein Atem ging schneller, seine Sinne fokussierten sich nur auf das Eine, auf das Ziel. Seine Umwelt nahm er nur noch am Rande wahr, als wenn sie in einer Schneekugel gekapselt wäre. Noch zehn Meter. Seine Hand packte den Gegenstand in seiner Tasche noch kräftiger, sodass seine Finger förmlich schmerzten. Er beschleunigte nochmals, brachte sich auf Angriffsgeschwindigkeit. Noch fünf Meter. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er zog seine rechte Hand aus der Tasche. Dazu musste er den Griff um den Gegenstand etwas lockern. „Verliere ihn bloß nicht“, ermahnte er sich selber. Alles gut. Er hob den Arm. Den Gegenstand nun wieder fest in der Hand umklammert, fixierte das Ziel, bewegte den Arm mit maximaler Geschwindigkeit Richtung Ziel und ließ den Gegenstand zum exakt richtigen Zeitpunkt los. So wie er es trainiert hatte, immer wieder. Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem infernalischen Scheppern rief ihn zurück in die Realität. Er hatte die Scheibe mit dem Stein ziemlich genau in der Mitte getroffen. Die Aufschlaggeschwindigkeit und das Gewicht waren völlig ausreichend gewesen. Der Stein hatte ein mehr als faustdickes Loch in die Scheibe geschlagen, die darauf gesplittert war und sich in unzählige Bestandteile zerlegt hatte, deren Kontakt mit dem Boden das Scheppern verursacht hatte.
„Nichts wie weg!“, sagte er zu sich selbst, drehte sich nach rechts und rannte, so schnell er konnte. Er nahm den ersten Abzweig, den er erreichte, es ging nach rechts, aber die Richtung war ihm egal. Er wollte nur aus dem Sichtfeld des Tatorts heraus. Was ihm gelang, auf dem Weg, den er sich vorher ausgeguckt hatte. So wie der Meister es ihm empfohlen hatte. Noch ein kurzer Sprint in den nächsten Abzweig nach links, dann verlangsamte er sein Tempo. Er war weit genug weg, drehte sich sicherheitshalber nochmals um, um festzustellen, ob er verfolgt wurde. Nein. Dann galt es nun nur noch nicht aufzufallen. Erst jetzt registrierte er, dass sein kleines Herz scheinbar bis zum Hals schlug. Doch das beruhigte sich schnell, der Blutdruck sank mit jedem Schritt. Genauso wie sein Stolz mit jedem Meter wuchs, den er sich mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht weiter vom Tatort entfernte. „Gut!“ Es war nur eine kleine Aufgabe gewesen. Aber er hatte die Mission erfolgreich abgeschlossen, sich als verlässliches Mitglied der Gemeinschaft gezeigt und sich für weitere Missionen empfohlen.