Читать книгу Assassin's Breed - Veit Beck - Страница 29
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ОглавлениеEndlich! Er hatte gefühlt schon mindestens fünfzigmal in dem geheimen Briefkasten nachgesehen. Der Meister war nervös gewesen, hatte Zweifel gehabt, wusste, dass er sich nicht die eigentlich notwendige Zeit bei der Auswahl genommen hatte. Musste er den Neuen auch abschreiben, genauso wie diesen Marc Johann? Denn der würde nicht mehr zurückkommen. Nachdem er Tage auf ein Lebenszeichen gehofft hatte, musste er jetzt hoffen, dass Marc tot war und sein Geheimnis, ihr Geheimnis mit in sein Grab genommen hatte. Das war schade. Weil er Potenzial in dem Jungen gesehen hatte. Drei Aufträge hatte er für ihn schon ausgeführt. Richtige Aufträge, keine Probearbeiten, kein bloßes Einwerfen der Scheibe eines Ladenlokals, wie es der Nachfolger heute Morgen machen sollte. Aber immerhin hatte der Nachfolger die regionale Lücke geschlossen. Das war auch ein Parameter bei der Auswahl seiner Gefolgsleute, die Regionalität. Er versuchte mit seinen Jüngern, ein die Bundesrepublik möglichst überspannendes Netz zu bekommen. Das vermied lange Reisen. Nicht, dass es ihm um das Sparen von Reisekosten gegangen wäre. Die zahlten seine Gefolgsleute selber. Aber Auswärtseinsätze waren langwieriger in der Vorbereitung. Natürlich wollten und sollten, die mit der jeweiligen Ausführung der Taten beauftragten Jünger sich die Ausführungsorte vor der Tat ansehen. Nach Deckungen und Fluchtmöglichkeiten suchen, möglichst gute Zeiten für die Durchführung ausbaldowern. Insbesondere letzteres konnte, zum Beispiel wenn Personen das Anschlagsziel waren, schon einiges an Beobachtungszeit erfordern. Um die Lebensgewohnheiten der Zielpersonen kennenzulernen, mussten sie beschattet werden. Und das war nicht einfach für einen Jugendlichen in einer fremden Stadt, insbesondere, wenn er morgens zur Schule musste. In seiner Heimatstadt.
Da! Endlich hatte sich der Neue zurückgemeldet. Hastig überflog der Meister den Bericht in dem Briefkasten.
„… erfolgreich ausgeführt!“, waren die letzten Worte. Damit war er zufrieden, aber der Rest des Berichts zeigte ihm, dass der Neue noch nicht so weit war. Drei Stunden war der Junge laut seinem Bericht um sein Ziel herumgeschlichen, zu einer Zeit, in der es in der Nähe des Tatortes, wie es ebenfalls in dem Bericht stand, „gottverlassen“ war. Da wäre es besser gewesen, schnell zuzuschlagen, anstatt zu riskieren, durch immer neue Annäherungen an das Ziel aufzufallen. Im ungünstigsten Fall sogar noch gefilmt zu werden. Es gab immer mehr Kameras und die wurden immer kleiner, konnten häufig nur mit Mühe und Glück entdeckt werden. Doch egal. Grübeln half hier nichts mehr. Er würde abwarten müssen, ob der Junge erwischt werden würde. Bis dahin würde er ihn in Ruhe lassen müssen, schon zur Sicherheit, um keine aktuellen Bande zwischen ihnen zu etablieren, die für Verfolger zur Spur werden könnten. Nur eines blieb im Moment noch zu tun. Den Neuen an sich zu binden, ihn zu belohnen, ihn in die Gemeinschaft aufzunehmen. „Gut gemacht!“, schrieb er in einen neuen, extra für die Antwort erstellten Briefkasten.
„Kauf Dir einen grauen Hoodie. Aber in einem großen Geschäft. Nicht im Internet bestellen. Ich melde mich für einige Zeit nicht. Sieh aber täglich nach, ob wir Dich brauchen.“