Читать книгу Widersehen in Berlin - Victoria Benner - Страница 10

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Ungeduldig wartete Tom. Immer wieder sah er sich in der gut gefüllten Halle um und jedes Mal wenn sein Blick einen der Kellner streifte, sah er genauer hin in der Hoffnung es möge die Blondine von vorhin mit einer Nachricht sein.

„Schatz?“ Norah hängte sich bei hm ein und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Was machst du denn da?“

Tom renkte sich weiter den Hals aus auf der Suche nach der Kellnerin. „Nichts“, murmelte er, als er einen blonden Haarschopf aus der Küche kommen sah. Das ist sie, dachte er und er wäre am liebsten sofort losgelaufen, doch Norahs Gewicht an seinem Arm hinderte ihn daran. Mit verkniffenem Gesicht sah er wie die Blondine kurz hinter der Küchentür stehen blieb, sich suchend im Raum umsah und sich dann in die entgegengesetzte Richtung von ihm entfernte.

„Mist!“, fluchte er und löste Norahs Hand von seinem Arm. Ohne die blonde Kellnerin aus den Augen zu lassen sagte er zu Norah: „Schatz, entschuldige mich mal eben einen Augenblick ja?“, und noch bevor er Norahs Antwort überhaupt gehört hatte, war er bereits in der Menge verschwunden.

Nach wenigen Minuten stand er direkt hinter der blonden Kellnerin, tippte ihr behutsam auf die Schulter. Erschrocken drehte sie sich zu ihm herum.

„Und?“, drängte Tom.

Die Kellnerin sah sich hektisch in der Halle um und sie zuckte zusammen, als ihr Blick die Küchentür streifte. Aus der trat, wie Tom sehen konnte, ein kleiner dicker Mann. Genauso breit wie hoch.

„Ich kann jetzt nicht“, hauchte sie und drückte einem Gast ein volles Glas in die Hand und lief dann weiter durch den Saal.

Tom musterte den Typen an der Tür für ein paar Augenblicke. Als er sich umdrehte war die Kellnerin schon in der Menge verschwunden.

„Hey, Miriam, jetzt warten sie doch mal!“, rief er und folgte ihr. „Ich will doch nur wissen …“, er quetschte sich durch die Menge, immer dicht hinter ihr, „ich will nur wissen, wie es gelaufen ist?“.

Er konnte sehen wie sie die Schultern zuckte.

„Jetzt sagen sie doch schon. Haben sie sie gefunden? Hat sie geheult? Ich wette sie hat geheult“, textete er sie zu.

„Ja hat sie. Aber ich kann jetzt wirklich nicht mit ihnen reden. Tut mir leid“, hörte er sie schnell antworten. „Bitte schön. Ja, das leere Glas nehme ich gleich wieder mit. Nein, kein Problem.“ Höflich lächelte sie einem Gast zu, der ihr sein leeres Glas in die Hand drückte.

„O.k. Ich versteh schon“, lenkte Tom ein, „aber sie können mir doch wenigstens sagen, ob sie noch in der Küche sitzt oder nicht?“, fragte er.

Die blonde Kellnerin wirbelte herum und sah ihn bestürzt an. „Ich weiß nicht“, murmelte sie.

Tom stutzte. „Was meinen sie, sie wissen nicht?“, fragte er und drängte sich nach ihr durch die Menge, weil sie ihren Rundgang wieder aufgenommen hatte. Geduldig wartete er, bis sie wieder ein paar Gläser entgegengenommen hatte. „Wissen sie nicht ob sie noch in der Küche ist oder?“, fragte er.

„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, ihnen zu helfen“, sagte die Kellnerin. „Ich glaube nicht, dass Charlotte das gut finden würde.“ Sie sah ihn ernst an.

„Sagen sie mir einfach was sie wissen“, meinte Tom, der merkte, dass der Blondine das Thema unangenehm war. „Den Rest entscheide ich. Sie haben damit gar nichts zu tun. Ich schwörs“, versicherte er ihr.

Die Kellnerin rang kurz mit sich selbst. „Na schön. Aber wenn es Ärger gibt, sagen sie ihr, dass das ihre Idee war“, meinte sie zu ihm.

Tom nickte. „Keine Sorge, das mach ich.“

„Gut, also soweit ich weiß müsste sie noch in der Küche sein. Zumindest hab ich sie da zurückgelassen. Wenn sie Glück haben finden sie sie da noch“, sagte sie.

Tom lächelte sie an. „Heißesten Dank. Sie haben mir sehr geholfen“, sagte er.

Die Blondine verzog nur den Mund, als wenn sie sich nicht so sicher wäre, dass sie das nicht noch bereuen sollte. „Aber wie gesagt, das war alles ihre Idee“, warnte sie ihn.

Tom nickte nur und sah ihr hinterher, als sie in der Menge verschwand.

Tom lief in Richtung Küche und das obwohl er es noch vor ein paar Minuten nicht wollte. Natürlich wollte er das es Charlotte gut ging, deswegen hatte er ihr Miriam hinterhergeschickt. Eben damit sich jemand, nur nicht er, darum kümmern konnte.

Was trieb er eigentlich?

Charlotte war wieder voll und ganz neben der Spur gewesen. Wie konnte sie ihm bloß den Champagner auf seine Schuhe kippen und die Dreistigkeit besitzen Norah ein leeres Glas zu reichen? War sie verrückt? Oh nein. Sie war nicht verrückt, sie war Charlotte.

Dann noch die Sache mit dem Anhänger. Tom fuhr sich mit der Hand gestresst durch die Locken. Sicher, es war eine dumme Idee gewesen ihn an Norah weiter zu reichen. Es war etwas … billig. Musste er zugeben. Aber wie hätte er ahnen sollen, dass sie sich erneut begegnen würden? Wo sie in getrennten Welten lebten. Und wenn sie derart an dem Metallteilchen hing, warum ließ sie es überhaupt bei ihm zurück! Wenn sie Angst vor ihm gehabt hätte, meine Güte, er hätte ihr das Schmuckstück per Post geschickt. Es gab immer Wege!

Sie hätte nur ihren hübschen vorlauten Mund aufmachen müssen. Konnte sie doch sonst auch sehr gut. Im Sachen an den Kopf werfen war Charlotte einsame Spitze!

Thomas schüttelte den Kopf. Charlotte, der Alptraum seiner schlaflosen Nächte.

Missmutig schob er die Küchentür auf. Er sah sich um, entdeckte sie aber erst auf den zweiten Blick.

Sie beugte sich gerade über eine dunkelblaue Tasche und wühlte darin herum. Zwischen drin unterbrach sie immer wieder seufzend und schniefend was auch immer sie tat. Tom wollte sie nicht eiskalt erwischen, weswegen er laut und vernehmlich an die Schwingtür klopfte. Charlotte fuhr herum und Tom konnte einen Sekundenbruchteil gute Sicht auf ihre laufende Nase, ihr verschmiert es Make-up und ihre roten Augen erhaschen.

Shit!, dachte er sich. Er wollte eigentlich nur kurz vorbei kommen und „Hi“ sagen, aber klar, bei Diva Charlotte war gar nichts einfach.

„Was willst du hier?“, fuhr sie ihn hektisch an, während sie ihm den Rücken zu drehte, so dass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.

Vom her Saal drang Tanzmusik zu ihnen herein. Offenbar trug sich der Veranstalter mit der Idee die Leute tanzen zu lassen, um sie so von dem Vorfall abzulenken Er würde auch gern tanzen. Norah wäre bestimmt schon mitten im Getümmel, wild ihre blonde Mähne werfend.

„Ich wollte nach dir sehen“, sagte er ruhig zu Charlotte.

Die gab nur ein spöttisches Lachen von sich. „Als ob. Hast du meinen Anhänger? Und was hast du eigentlich mit dem Lederband angestellt?“, zickte sie ihn an. Dann drehte sie sich ihm wieder zu, strich die langen glatten Haare hinter die Ohren, so dass er freie Sicht auf ihr Gesicht hatte.

Tom starrte verblüfft. Wie war das möglich? Eben noch sah sie aus wie quer durch den Schlamm gezogen und jetzt, keine Minute später stand da eine schöne, sorgfältig geschminkte Frau, an deren Maske keine Spur des Dramas zu entdecken war! „Faszinierend!“, entfuhr es ihm.

„Danke für das Kompliment, aber dafür kann ich mir nichts kaufen, also, der Anhänger?“, sagte sie streng.

„Wie hast du das hingekriegt?“, er war verwundert.

„Oh bitte!“, sagte Charlotte sarkastisch.

Tom kniff die Augen zusammen. „Der Anhänger hängt da wo er hingehört“, meinte er.

Charlotte lächelte dünn. „Du willst es echt wissen oder?“

Tom zuckte nur die Schultern. „Wie konnte ich ahnen, das der dir so wichtig ist? Wo du ihn in London zurück gelassen hast. Abgesehen davon, ich bin sicher, wir können uns einig werden. Norah liebt die Flocke. Ich würde sagen…“, er kramte nach seinem Portemonnaie, "ich würde sagen ich gebe dir Fünfzig Euro und die Sache ist bereinigt?“

Er hob den Kopf und sah wie Charlotte mit vor Empörung offenem Mund vor ihm stand. „Ich glaube ich höre schlecht?“, fauchte sie.

„Nein nein, fünfzig Euro “, versicherte er ihr und hielt ihr den Geldschein hin.

„Der Anhänger“, begann sie mit schriller Stimme, stockte und er sah, wie sie die Lippen aufeinander presste, als sie um ihre Fassung rang. Sie holte tief Luft und sprach in ruhigerem Tonfall weiter: „Der Wert des Anhängers ist unbezahlbar für mich. Außerdem gehört er zu mir. Der ist unverkäuflich. Eben so gut könntest du versuchen Regan zu kaufen!“

„Ach ja Regan.“ Er ließ den Namen ihrer Tochter einige Sekunden im Raum zwischen ihnen stehen, bevor er grinsend fragte: „Wie gehts der Kleinen? Wo ist sie überhaupt? Sicherlich hast du die jetzt für diese Nachtschicht nicht auch irgendwo aus Versehen liegen lassen, hmm?“

Kurz darauf ertönte ein lautes Klatschen und er hielt sich die Wange auf der ihr Handabdruck zu sehen war. „Autsch. Nicht schlecht. Den Teil hatte ich schon fast vergessen“, murmelte er.

„Du bist mal ein echter Dreckstyp!“, fauchte Charlotte und stürmte an ihm vorbei nach draußen. Mitten auf die Tanzfläche, wo sich Norah in aller Lebensfreude wie ein goldener und hellgrüner Brummkreisel drehte.

Charlotte griff ruppig nach ihr und dann nach dem Kettchen, dass um Norahs Hals hing. Tom hörte Norah kreischen, aber es war schon zu spät. Charlotte hatte schon was sie wollte und stürmte aus dem Saal. Zum größten Vergnügen aller Schaulustigen durch die Vordertür.

Widersehen in Berlin

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