Читать книгу Widersehen in Berlin - Victoria Benner - Страница 16

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Er sah sich in dem edlen Juwelierladen um. Wow! Woran merkte man Qualität? Am Fehlen von Preisschildern, dachte er sich. Er zog leicht betroffen die Augenbrauen hoch, während er die stilvollen Stücke hinter Glas begutachtete. Es half nichts es mit der Angst zu tun zu bekommen, schließlich war es seine Idee gewesen, Norah den gestohlenen Anhänger zu ersetzen. In einem akuten Anfall von Liebe, Leidenschaft und eigenartigerweise mit einer unerklärlichen Beimischung von schlechtem Gewissen, war er auf diese glorreiche Idee verfallen.

Norah hatte sich erst geziert. Den Anhänger könne er ihr nicht ersetzen, er sei ein Pfand seiner Liebe gewesen. Wie wolle er das toppen? Das sei auch total egal, sie wolle ihn, nicht einen Anhänger!

Tom hätte fast gebrüllt vor Lachen! Er war mit zwei Schwestern aufgewachsen und wusste, es gab ein paar Dinge, von denen Frauen nie genug haben konnten. Schuhe. Handtaschen. Klamotten. Und Schmuck. Also bestand er weiter darauf.

Und Norah gurrte und zierte sich noch eine Weile weiter, bis sie am Ende den unvergleichlichen Schmollmund zog und in Kleinmädchenmanier ihre Zustimmung nuschelte. „Aber ich suche aus“, erklärte sie.

Er nickte und wusste, er war geliefert. Jetzt hatte er den Galgen nicht nur selbst errichtet, sondern auch noch das Urteil eigenhändig signiert. Konnte man so dumm sein?

Er hörte Norah aufgeregt wie ein Kind im Süßigkeitenladen plappern. Sie war voll in ihrem Element, schwebte wie eine Göttin durch den Raum, das Licht spiegelte sich in ihrem blonden Haarschopf, ihre übliche Parfümwolke folgte ihr wie ein blumiger Schleier und sie ließ ihr glockenhelles Lachen durch den Laden plätschern. Offenbar gefiel ihr was sie sah.

Tom starrte versonnen aus dem Fenster und bemerkte das üble Wetter vor der Scheibe. Der Regen pladderte gegen die Glasfront, die Menschen waren warm eingepackt und hetzten von einem Ort zum anderen, um so schnell wie es ging der Kälte, der Nässe und dem Dreck zu entkommen.

„Darling?“ Norah rief nach ihm und Tom kehrte in die Realität zurück. Er drehte sich zu ihr und besah sich die Auswahl an Schmuck, die vor ihr auf dem Tisch lag. Es war eine stattliche Kollektion, die sie sich da empfehlen ließ.

„Schatz?“ Sie hielt ihm eine Kette mit einem granatroten Herz hin.

Er besah sich das Stück und nickte unentschlossen. „Sehr hübsch“, meinte er.

Das Urteil war offenbar nicht überzeugend genug ausgefallen, denn Norah legte es beiseite, um sich gleich der nächsten Trophäe zuzuwenden. Diesmal handelte es sich um einen hellblauen, klaren Stein, welcher in Form eines Blattes geschliffen war. Die Silberfassung, bestehend aus dünnem Draht, zog sich Blattadern gleich über den Stein, was den pflanzenartigen Eindruck weiter verstärkte. Effekt heischend hielt sie ihm den Schmuck unter die Nase. Tom war ernsthaft beeindruckt. „Ein sehr schönes Stück“, gestand er ehrlich.

Norahs Blick leuchtete auf wie ein Scheinwerfer. „Ja nicht?“, hauchte sie und liebkoste mit ihren schlanken Fingern das Schmuckstück und sämtlichen Männern im Raum, Tom eingeschlossen, wurde plötzlich wärmer ums Herz. Ob sie wusste was sie tat? Tom war sich nie sicher, ob sie nur selbstvergessen war oder ob sie solche Sachen absichtlich tat.

„Du willst ihn?“, fragte er mit belegter Stimme.

Norahs Blick vergötterte ihn. „Ja, sicher“, zirpte sie und schlug keusch die Augen nieder. Wieder versank sie im Anblick des blauen Blattes. „Aber Darling, das ist viel zu viel“, flüsterte sie und sah ihn flehend von unten an.

Tom schluckte. Spiel, Satz, Sieg!

„Ich weiß nicht“, sagte sie streng und legte den Anhänger zur Seite, nur um kurz darauf wieder danach zu greifen und zu seufzen.

Er kannte das Spielchen schon. Sie wollte, dass er sie überzeugen sollte. Sie selbst würde sich so etwas Teures nie kaufen. Er warf einen unauffälligen Seitenblick auf das Preisschild und zuckte zusammen. Gerade noch konnte er verhindern, vor Schmerz aufzustöhnen. Das war der Wert eines Einfamilienhauses in London! Mit Maklercourtage!

Sie seufzte noch einmal und Tom hielt sich am Tisch fest, mit seinem Gewissen ringend. „Ach komm! Was soll‘s. Machen wir ja nicht andauernd“, sagte er zu ihr und erschrak selber über das, was er sagte.

„Tom“, sagte sie, „das geht nicht. Das kann ich nicht annehmen.“

Doch Tom, der nahe dran war zu bemerken, sie solle sich nicht lächerlich machen, er wusste aus Erfahrung das das Gegenteil der Fall war, nickte der Verkäuferin zu, die die Sachen fertig machte und sich irrsinnig freute. Die nächste Beförderung gehörte vermutlich ihr!

„Komm, Norah. Er ist schön. Er ist außergewöhnlich und echt. Wie du, mein Schatz. Und er steht dir unvergleichlich gut.“

Widersehen in Berlin

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