Читать книгу Widersehen in Berlin - Victoria Benner - Страница 17

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„Stehen tut se dir. Endlich ma wieda wat passendet“, meinte Jackie, während Charlotte sich vor dem Spiegel hin- und herdrehte, um die Figur in ihrer Hose besser begutachten zu können.

„Ja, aber, die kann ich mir nicht leisten“, widersprach Charlotte.

„Wat n Quatsch. Du brauchst se, du nimmst se. Wenn du mal zu nem Gespräch einjeladen bist, kannste da nich so abgerissen hinkommen.“

Jackie hatte schon recht, aber zwanzig Euro waren schon nicht wenig in ihrer Situation.

„Nu?“, drängte Jackie.

Charlotte verschwand mit sich selbst hadernd in der Kabine. Früher wäre ihr so eine Situation nicht passiert, da hätte sie eine Jeans für unter achtzig Euro nicht mal angeguckt und jetzt stand sie vor der Frage, ob sie sich das leisten könnte. Nicht, ob sie wollte.

Missmutig schälte sie sich aus dem hautengen Schlauch und stieg wieder in ihre ausgebeulte Hose. Der Unterschied war schon beträchtlich. Sie musterte sich im Spiegel und nahm den Stoff an den Beinen ab, so dass nun die alte Jeans eng anlag.

„Sexy.“ Sie ließ wieder los. „Unsexy.“ Sie straffte den Stoff wieder: „Sexy“ und ließ los: „Nicht sexy.“

Es ging nicht. Sie würde sich die neue Jeans nicht leisten. Keine Chance. Das Geld war anderswo besser investiert.

„Ich krieg eh keine neue Stelle“, murrte sie und legte sich die Jeans bedauernd über den Arm. Dann verließ sie geknickt die Kabine, vor der bereits Jackie wartete.

„Und? Nimmt du sie?“, erkundigte sie sich.

Charlotte schüttelte den Kopf.

Jackie sah sie streng an, hakte sich bei Charlotte unter und bugsierte sie in Richtung Kasse, als Charlotte begann zu protestieren: „Jackie. Ich kaufe das Teil nicht.“

„Klar tust du. Du brauchst se. Außerdem, in dem Sack da kriegste deinen Briten nie zurück. Dit is ma sicher“, sagte Jackie und warf die Hose auf den Tresen an der Kasse.

Da Charlotte zögerte, sah die stark geschminkte Verkäuferin sie abwartend an. „Ham wa uns entschieden, ja?“, fragte sie hämisch.

Charlotte zückte die Geldbörse. „Ich will ihn gar nicht zurück haben“, sagte sie trotzig zu Jackie, als sie das Geld hinzählte.

Jackie verzog nur das Gesicht und sagte: „Klar willste. Ansonsten wärste noch dümmer als ich dachte. Und dit, meine Liebe, wäre Selbstmord.“

Charlotte nahm die Tüte entgegen. "Du bist unmöglich!“

Jackie zuckte nur die Schultern. „Mag sein. Aber glob mir, der kommt wieda. So wie der uff dich reagiert hat an dem Abend. Und dit obwohl du ihm die Brause uff die Schuhe jekippt hast und seine Freundin beklauen musstest. Ick hab da so ne Ahnung.“

„Ah ja“, Charlotte blieb skeptisch. „Wenn du angeblich solche Ahnungen hast, kann mir deine Ahnung denn mal sagen, wo ich einen ordentlichen Job herkriege, mit einem regelmäßigen Einkommen? Nicht dass ich nicht gern den Pinguin spiele, aber das Geld reicht hinten und vorne nicht. Und auf alle anderen Bewerbungen hagelt es immer nur Absagen.“

„Tja, wat haste denn zu bieten?“, fragte Jackie.

Charlotte blickte verwirrt. „Wie meinst du das?“

„Na Zeugnisse? Qualifikationen? Arbeitsnachweise?“, hakte ihre Freundin nach.

„Sieht schlecht aus“, meinte Charlotte.

Jetzt guckte Jackie verwirrt drein. „Du musst doch wat haben. Dit musst du doch mitschicken.“

„Ja, aber ich hab nichts“, antwortete sie hilflos.

„Wie jetze? Du hast doch mal jearbeitet?“

„Ja schon. Aber ich habe da keine Zeugnisse von oder so was. Das war immer freiwillig, nicht für Geld.“

Jackie fiel aus allen Wolken. „Sag mal Schneewittchen, aus wat für nem Paralleluniversum kommst du denn, dat du nich gegen Geld arbeitest?“

„Ja na, war doch nicht notwendig“, erklärte Charlotte kleinlaut. Verdammt, hatte sie denn wirklich alles bisher falsch gemacht? Dabei wollte sie nie Geld für ihre Arbeit annehmen, denn sie hatte immer selbst genug besessen. Ihr ging es darum zu helfen und eine Aufgabe zu haben. Warum sollte sie dafür Geld nehmen wollen? Das erschien ihr falsch.

„Mensch Charlie! Und du willst den Tommy nich zurück! Ma ernsthaft, du hast nen Ritter nötijer als jede von uns. Und der Tom ist mal so einer. Wenn ick du wär, würde ick folgendes machen: ick würde mir Qualifikationen ohne Ende besorgen und meine Bewerbungen damit uffpeppen. Vielleicht wird es dann nochma wat mit nem Job. Und gleichzeitig würd ick mich an den Briten ranmachen. Aber so, dass dem Hören und Sehen verjeht.“

Charlotte seufzte. Wenn das Leben so einfach wäre, dann wäre sie nicht hier und würde sich wohl kaum mit jemanden unterhalten, der Anna-Jaqueline hieß. Vermutlich wüsste sie nicht mal, dass es so jemanden wie das Mädel mit den quietschpinken Haaren überhaupt gab!

Widersehen in Berlin

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