Читать книгу Widersehen in Berlin - Victoria Benner - Страница 12

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Tom saß in der Partylocation und hielt sich an seinem Bier fest. Die Musik, die durch den Raum dröhnte langweilte ihn und nach tanzen war ihm auch nicht mehr zu Mute. Er sehnte sich danach zu gehen, aber Norah war nicht von ihren Freundinnen und Bewunderern los zueisen. Wie er sie da so stehen sah, in Mitten der Traube kichern der Frauen fühlte er sich wieder in Schulzeiten zurück versetzt. Die Mädels damals hingen auch immer in kichernden Gruppen ab, was es für einen interessierten Kerl von zehn oder elf Jahren schwer machte das Mädel seiner Träume an zu sprechen. Bat man die Dame seines Herzens dann um ein Gespräch unter vier Augen ging das Getuschel erst richtig los. Genau wie hier. Diese Damengruppe tuschelte auch. Da sie ihm immer wieder Blicke zu warfen, nahm er an, dass es um seine Person ging. Er nahm noch einen Schluck aus der Bierflasche.

Immerhin war er nach der Szene mit dem Anhänger nicht zur Persona non grata erklärt worden, was er vermutlich Charlottes überraschendem Angriff zu verdankte. Denn dadurch das sie Norah das Kettchen vom Hals riss, konnte die nicht kontrollieren ob hinten tatsächlich diese Widmung drauf war, wie Charlotte behauptete. SG? Wer war diese ominöse Person „SG“?

„Der Anhänger war eine Sonderanfertigung. Ein Einzelstück!“, dröhnte es in seinem Kopf. Müde fuhr er sich mit der feingliedrigen Hand über sein Gesicht. Gott Frauen, sie machten ihn alle wahnsinnig. Er gab sich einen Ruck und schlenderte zu dem Grüppchen hinüber. Sachte berührte er Norah am Arm, um ihr zu verstehen zu geben, das er gehen wollte. „Schatz?“, fügte er noch hinzu als das nicht die gewünschte Wirkung tat.

Norah wirbelte herum und für einen kurzen Augenblick konnte er Wut in ihren Augen blitzen sehen. Dann aber hatte sie sich sofort wieder im Griff und ein charmantes Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht. Sie hob ihm ihre Lippen zum Kuss entgegen und schlang die Arme um seinen Nacken, so dass er sich herunter beugen musste.

Als sie sich filmreif küssten konnte er aus den Augenwinkel das Blitzlicht der Kameras wahrnehmen. Jetzt wollte er wirklich gehen!

„Schatz, lass uns abhauen“, flüsterte er an ihren Lippen.

Norah löste sich ein wenig von ihm, zwinkerte ihm schelmisch zu. „Jetzt schon?“ Sie schmiegte sich einer Katze gleich an seinen Körper und Tom merkte was für eine Show sie abziehen wollte. Sie wollte der Presse Futter liefern und ein paar heiße Bilder noch dazu. Morgen würde er genau diese Szene in jedem Klatschblatt vorfinden können. Er hatte es so satt.

„Norah, ich bin müde und fertig. Komm, lass uns ins Hotel gehen“, bat er und legte ihr einen Arm besitzergreifend um die Taille.

Sie drehte sich, strahlend vor Glück zu ihren Bekannten um, zuckte bedauernd die schönen Schultern. „Wir werden dann mal“, zirpte sie.

Ihr Abschied stieß auf Widerreden und Fragen, ob sie nicht noch länger bleiben könnten. Die Nacht sei noch jung und man wollte noch in ein paar Clubs gehen und Tom der merkte, dass Norah sich erweichen lassen wollte übernahm das Ruder.

„Sorry die Damen. Aber ich muss darauf bestehen, dass sie mit mir kommt. Wie könnte ich als Ritter die Feier ohne die Frau meines Herzen verlassen?“ neckte er, während er sich insgeheim dafür ohrfeigen wollte. Ritter, Frau seines Herzens? Ernsthaft? Gott war er besoffen und fertig. Immerhin, es machte Eindruck bei der Frauenwelt und Norah hängte sich kichernd an seinen Arm und ließ sich willig aus der Halle führen.

Draußen harrten seit Stunden, dem kalten Wind und dem Regen trotzend, Massen an Fans und Reporter aus, auf der Jagd nach Autogrammen und Bildern. Bereits als er die Spitze seines Schuhs auf den abgesperrten roten Teppich schob klickten die Kameras unisono, der Rest artete in höfliches Gepose und Hände schütteln, fleißiges Autogramme schreiben aus, sogar Norah wurde um ihre Unterschrift gebeten. Was ihn sowohl verwunderte, aber zugleich beruhigte. Wenn seine Fans sie so vergötterten, würden ihm und ihr unliebsame Kritik erspart bleiben. Als sie nebeneinander für die Fotografen posierten pfiff ein schneidend kalter Wind durch die Schluchten der Straßen und Norah zog frierend die Schultern hoch.

Besorgt beugte er sich zu ihr, zog sie eng an sich und verpackte sie sorgfältig in seine Jacke. „Wir müssen“, wimmelte er weitere Autogrammjäger mit dem Hinweis auf seine zitternde Freundin ab, die sich, bevor sie in die Limousine stieg zu den Massen drehte und ihnen lieblich Lächelnd in Vollendung zu winkte.

In ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich glücklich auf das breite Bett fallen, während er so nett war sich nieder zu knien um ihr aus den mörderischen Absatzschuhen zu helfen.

Sie streckte sich genüsslich und strahlte ihn an.

„Das war doch ein toller Abend! Und so ein erfolgreicher noch dazu“, gähnte sie zufrieden und lächelte ihn versonnen an.

Tom stutzte. Erfolgreicher, toller Abend? Er glaubte sich verhört zu haben. „Dir hat das heute gefallen?“, fragte er irritiert.

Sie seufzte und setzte sich auf. „Ja klar. War doch super. Tolle Musik, wir haben zusammen getanzt, es waren so viele Leute da die entweder du oder ich kannten, mal ehrlich, wann können wir unsere Freunde mal gemeinsam sehen?“

Tom wunderte sich. Er wusste sie war eine Frohnatur, sah immer das Positive, aber der heutige Abend war in seinen Augen eine mittlere Katastrophe gewesen.

„Die Episode mit Charlotte scheinst du ja gut verarbeitet zu haben“, brummte er, als er die Krawatte löste.

"Charlotte?“, fragte Norah und ließ sich hinten über fallen. „Diese hysterische Kuh, die dir den Champagner auf die Schuhe gekippt hat?“

Tom presste die Lippen aufeinander. „Ja“, sagte er leise.

„Die!“ Norah winkte ab. „Ja, die war unverschämt.“, gähnte sie. „Aber weißt du, über so etwas sehe ich großzügig hinweg. Hauptsache du bist bei mir.“ Norah lächelte. Ziemlich hochmütig, wie Tom fand.

„Es hat bestimmt auch sein Gutes. Du weißt alles hat immer sein Gutes“, sagte Norah, stützte sich auf den Ellenbogen auf und winkte ihn zu sich heran. Kurz darauf lag er neben ihr auf dem Bett, darüber grübelnd, was es Positives an einem Zusammenstoß mit Charlotte geben könnte. Er kam nicht drauf, aber wenn sie es so sehen wollte, bitte, er würde sie nicht daran hindern.

„Und, mein Ritter? Was machen wir jetzt?“, holte ihn Norah aus seinen Gedanken.

Tom streckte eine Hand aus und streichelte über ihr langes goldenes Haar. „Ich weiß nicht…Wir könnten Fernsehen.“

Norah gab einen Laut der Ablehnung von sich.

„Nein? Möchtest du nicht?“ Er rückte näher an sie heran, roch ihr Parfüm. „Wir können auch einfach hier im Bett liegen bleiben.“

Norah biss sich auf die Lippen und liess ihn nicht aus den Augen. „Ja, und dann?“, flüsterte sie träge.

„Tja…ich weiß nicht. Wir könnten uns diese furchtbar unbequemen Klamotten ausziehen?“

Norah nickte. „Und dann?“

Tom lächelte sie charmant an, als seine Hand ihren Rücken entlang fuhr und den Reißverschluss des Kleides öffnete. Langsam setzte Norah sich auf und schob sich den hellgrünen Stoff von den Schultern und über die Hüfte, bis sie vor ihm auf dem Bett stand, das Kleid zu ihren Füßen und Tom nichts anderes mehr tun konnte, als sie, gefangen von ihrer Schönheit von unten her anzustarren.

Sie grinste auf ihn herunter, kniete sich zu ihm und küsste ihn. „Und jetzt?“, fragte sie, als sie sich von ihm löste.

„Jetzt möchte ich hier die ganze Nacht mit dir liegen und dich ansehen“, sagte er leise.

Norah warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Du willst mich die ganze Nacht über nur was?“

„Angucken, anschauen, anstarren.“

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Thomas Donoghue, du bist der eigenartigste Typ, der mir je begegnet ist.“

Er schaute sie fragend an.

„Du hast mich im Bett und willst nur gucken? Andere Männer würden wer weiß was tun wollen.“

„Ah, aber ich bin nicht die anderen. Ich bin Tom, schon vergessen?“

Norah lachte wieder.

„Aber, wenn du mehr möchtest“, bot er ihr an und Norah küsste ihn stürmisch auf den Mund. Langsam schmiegte sie sich an ihn, legte seine Hand auf ihr heftig schlagendes Herz.

„Da musst du noch fragen?“, seufzte sie.

Er küsste sie zurück, ließ seine Hände mit ihren Goldhaaren spielen und schob sich vorsichtig auf sie. Sachte schob er seine Zunge in ihren Mund. Sie schmeckte süß und nach dem Champagner, den sie am Abend reichlich in sich gekippt hatte. Lange Zeit taten sie nichts weiter, als sich zu küssen, bis sie unter ihm ihre Schenkel öffnete und sich mit ihrem Becken an ihn drängte. Tom grinste breit. Das würde eine lange, aufregende Nacht werden. Es war eine klasse Idee gewesen sie mit nach Berlin zu nehmen, sonst würde er ganz allein in diesem großen breiten Bett liegen.

Norah schlief schon lange in seinen Armen, aber er lag noch immer wach. Das Mondlicht zeichnete helle Streifen auf die Wände des Hotelzimmers, irgendwo in der Ferne durchdrang der der dumpfe Schlag einer Kirchturmuhr das leise Summen des Verkehrs, der auch Nachts nicht zum Stillstand kommen wollte und in seinem Kopf liefen die Bilder des Abends wie Filmszenen in Dauerschleife rauf und runter.

Er sah Charlotte, in ihrem schwarz-weißem Kostüm. Mit dem Tablett auf der Hand, wie sie vor ihm stand und sich weigerte ihn anzusehen. Das war peinlich gewesen! Aber Nichts im Vergleich zu dem was gefolgt war. Die Szene auf der Tanzfläche, als sie sich den Anhänger holte! Ach ja und dann die Ohrfeige, welche sie ihm in der Küche verpasst hatte!

Diesmal hatte sie ihn eiskalt erwischt. Seine Hand wanderte zu seiner linken Wange. Was für eine Furie! Und warum enden immer alle Auseinandersetzungen mit ihr in solchen Szenen? Dabei ist sie doch immer so eiskalt! Er erinnerte sich an die Szene in der Küche. Wieder war er verblüfft. Für drei Sekunden war sie am Ende. Verheult, Make - up ruiniert. Und dann! Bam! Er schüttelte den Kopf. Dann hatte sie alles wieder unter Kontrolle. Sich selbst und ihr Make - up! Charlotte war definitiv ein sehr tiefes Wasser. Und sehr dreckig.

In der Küche war er fast bereit Mitleid mit ihr zu empfinden. Wie sie so dastand, am Ende ihrer Kräfte, da wollte er sie nur noch in den Arm nehmen, ihr sagen sie könne ihm vertrauen, so wie früher. Aber dann war der Moment vorüber gewesen und sie mutierte wieder zur zickigen Eiskönigin.

„Warum?“, flüsterte Tom in das Hotelzimmer.

Müde zuckte er die Schultern. Was auch immer Charlotte zu schaffen machte, ihm konnte es egal sein. Sie würden sich nicht noch mal wieder sehen, es sei denn das Leben plante noch so einen Überfall auf ihn.

Widersehen in Berlin

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