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Zahl’n jetzt, luuki luuki!

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Gedränge im Bistro an Gate B am Wiener Flughafen. »Zahl’n Sie das?« Der Mann hinter dem Tresen deutet auf ein Tablett mit Cappuccino und Ciabatta. »Zahl’n Sie das?« Ach, der meint mich. »Nein«, sage ich. Seine Kollegin zeigt auf einen Reisenden neben mir. »Der Herr dort …« »Acht vierzig«, sagt der Kellner. Der Mann sieht ihn freundlich abwartend an. Vielleicht versteht er nichts, oder er fühlt sich ebenfalls nicht angesprochen. Oder er wartet auf ein »bitte«. Jetzt zückt er aber sein Portemonnaie. »Eight forty. Eight forty«, wiederholt der Kassierer ungeduldiger, »eight forty, zahl’n jetzt, luuki luuki, hier steht’s!« Er zeigt mit großer Gebärde auf das Kassendisplay.

»Also ein bisschen netter könnten Sie schon sein zu den Leuten«, sage ich, »Sie reden ja wie mit Blöden.« »Na, auf Sie hab’ i g’wart«, sagt er, »auf Sie hab’ i grad g’wart«. »Dann ist es ja prima, dass ich endlich da bin«, sage ich in einem Anfall von Geistesgegenwart. »Drei zwanzig«, schnarrt er, mit Blick auf den Cappuccino vor mir. »Nee, es kommt noch was dazu«, sage ich. Während die Imbissfrau mein aufgeheiztes Baguette holt, sortiert er Geschirr und murmelt die ganze Zeit empört vor sich hin, dass ich es nur ja höre. »Sicher a Professor. Scherzkeks. Auf den hab’ i grad’ g’wart’. Acht zwanzig.« »Nun beruhigen Sie sich mal«, meine ich und bezahle. »I reg mi net auf.« »Seien Sie einfach ein bisschen netter zu den Leuten.« »Aber nicht mit Ihnen!«

Es könnte eine reizvolle Aufgabe für den kreativen Deutschunterricht sein, den Dialog nun fortzuspinnen, wobei allerdings meine Rolle einen Bruch erlitte. Ich habe den realen Dialog an dieser Stelle beendet, weil ich sowas gern schnell hinter mich bringe und niemals z. B. so weitermachen würde: »Darf ich mal das Schildchen sehen? Ich möchte mir Ihren Namen notieren.« »A Hobbykieberer! Scherzkeks! Schreiben’S nur. Faschist Sie!« Oder: »Ich habe den Eindruck, dass Sie im Grunde ein unglücklicher Mensch sind.« »Bitte, des is a Frechheit! Was geht Sie des an! (unterdrückt ein Schluchzen) Ah, was sois. A Wochen isses jetzt her, genau a Wochen, da hat’s mi verlassen! Nach vierzehn Jahr!«

Oder: »Sie sind ja ein echter Kotzbrocken in der Servicewüste. Nächstes Mal fliege ich über Salzburg!« »Passt scho, da arbeit’ mei Bruder, der is no besser.« Ganz schlichte Pennäler favorisieren wahrscheinlich die Variante »PENG!« »Aaarrgh …«, die, global betrachtet, realistischer ist als die folgende: »Sie ahnen gar nicht, wie gut mir unser Gespräch gefallen hat. Ich bin nämlich Kolumnist, da schreibt sich die nächste Kolumne jetzt wie von selbst.« »Kommunist, hab’ i mir do glei dacht. Mit Ihrer Kommune will i nix z’ tun ham … naa, was sagen’S? Wo erscheint des? Des möcht’ i ja les’n.« »Dann besorgen Sie sich das Buch ›Mann, Frau, Affe‹ und machen einfach mal luuki luuki. Okay?« Nee, wär’ zu schön gewesen.

Mann, Frau, Affe

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