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II. Hochachtungsvoll ganz ergebenst
ОглавлениеUm das Jahr 1900 soll es in Deutschland 700 Parkettfabriken gegeben haben. Der damit verbundene Druck am Markt spiegelt sich nicht zuletzt in den Angebotsschreiben, die aus dieser Zeit überliefert sind.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Entwicklung der Parkettbranche zunächst noch langsam voran. Die neu entstandenen Parkettverlege- und Herstellbetriebe mussten sich erst einmal einrichten, im Markt zurechtfinden und auch aneinander gewöhnen. So hatten die Parkettfabriken auch schon damals Sorgen, dass das von ihnen gelieferte Parkett auch ihren Vorstellungen entsprechend verarbeitet wurde.
Die Parkettfabrik Wrede in Freilassing mit Bahnanschluss für Lieferungen in alle Welt galt um die Jahrhundertwende als die größte in Deutschland (historische Ansichtskarte aus dem Jahr 1899). Foto: Pitt
„Wenn der Parketttischler bei seinen Arbeiten nichts verabsäumt hat, sowohl äußerlich tadellose, als auch gediegene und dauerhafte Erzeugnisse zu liefern, so ist seine zweite Pflicht, den Parkettleger aufs Strengste anzuweisen, sich vor allem den Feuchtezustand und die hygroskopischen Eigenschaften des Untergrundes zu kümmern, über welchen das Parkett platzirt werden soll. Ein vernachlässigtes Gebaren hierin vermag auch die ursprünglich besten Parkettböden mit der Zeit unansehnlichmachen, oder sie gänzlich zu verderben. Dergleichen so entscheidende Übelstände ist man geneigt, immer nur dem Parkettfertiger zur Last zu legen und geben solche Vorfälle leicht Anlaß, eine Parketttischlerei zu diskreditieren“, heißt es 1877 in Kässner’s „Wesen des Parkets“.
Das Handwerk des Parkettlegens gewinnt an Bedeutung. Die Parketttischlereien bilden ihre Mitarbeiter nach und nach zu Spezialisten aus, obwohl sie mit Parkettarbeiten nicht immer ausgelastet sind. „Dabei verfügen die meisten Parketttischlereien über bestimmte Leger, die im Falle, dass Legearbeiten nicht vorliegen, in der Werkstatt zum Anfertigen von Blindtafeln, zum Abputzen der Teilflächen oder zu anderen Arbeiten verwendet werden. Auch ist das Verlegen keine zu zeitraubende Arbeit, als dass die eigentlichen Gehilfen bei einigermaßen nicht zu entfernten Legeplätzen nicht dazu benutzt werden könnten. Dem Grundsatze Theilung der Arbeit würde dieses Verfahren allerdings widersprechen und daher nur in Noth zu dieser Hülfe gegriffen werden sollte. Doch richtet sich das nach der Größe der Werkstatt, nach dem Geschäftsgange, nach der getroffenen Einrichtung u.s.w. Immer dürfte sich aber empfehlen, das Parkettlegen besondere, nur darauf eingerichteten Leuten zu übertragen und solche vielleicht nur für die Dauer des Legens in den Dienst zu nehmen.“ (Kässner)
Pferd und Wagen war damals noch ein sehr übliches Transportmittel. Archiv: Bembé