Читать книгу Deutsche Parkettgeschichte - Walter Pitt - Страница 8
Die Preisverhältnisse vor knapp 200 Jahren
ОглавлениеEisenschrauben teurer als Parkett
Man nehme z. B. ein Zimmer von 24 Fuß in der Länge und ebenso viel in der Breite. Wenn man nun eine Tafel von zwei Fuß rechnet, so braucht man zum ganzen Fußboden 1.152 Schrauben. Da nun das Eisen in manchen Gegenden in hohem und in manchen Gegenden in niedrigem Preise steht, so setze ich den Durchschnittspreis einer Schraube auf 11/2 Groschen.
Mithin kosten 1.152 Schrauben 72 Reichstaler. Nehme ich statt der Schrauben Nägel, so gehören zu jeder Tafel sechs. Mithin für 144 Tafeln 864 Stück. Das Schock (60 Stück) kostet sechs Groschen und alle hier erforderlichen Nägel drei Reichstaler und neun Groschen. Ich behaupte, dass für diesen Preis das ganze Parkett hergestellt werden kann. Ich will den mittleren Preis einer Parketttafel mit 12 Groschen (54 Kreuzer) ansetzen. Wenn man nun statt der Schrauben Nägel nimmt und ca. 68 Reichstaler spart, so braucht man nur noch einige Thaler zuzulegen, ohne die Versäumnis in Anschlag zu bringen, welche durch Fertigung der Pfröpfe verursacht wird, um ein Parkett „ohne Schraube“ zu erhalten, welches mit Schrauben wenigstens auf 160 Reichstaler zu stehen käme.
Und ein Parkett ohne Schrauben muss doch allemal einen größeren Wert haben, da durch die Spunde oder Pfröpfe dasselbe unansehnlich und auf seine Dauer vermindert wird.
Quelle: „Die Tischlerkunst in ihrem ganzen Umfange“, Heinrich Friedrich August Stöckel, gedruckt und verlegt bei Bernh. Friedr. Voigt, Ilmenau 1823.
Waren es in frühesten Zeiten eher Kunsthandwerker, die ihren Auftraggebern die Parkettverlegung bei ihren Wanderungen durchs Land anboten, entstanden nach und nach über ganz Deutschland verteilt jetzt auch sesshafte Handwerksgeschäfte, deren Mitarbeiter häufig ehemalige Zimmerleute oder Tischler waren. Auch viele der neuen Parkettfabriken begannen damit, Verlegepersonal zu beschäftigen, und führten Aufträge aus.
Die Betriebe mussten existieren, das heißt, sie mussten nicht nur Parkett verlegen, sie mussten auch rechnen („Historischer Kostenvoranschlag“). Es gab allerdings damals schon Auftraggeber, die auf Termineinhaltung drängten: „An Tischlermeister Birthel: (…) ersuche ich ergebens um gefällige Nachricht über die Zeit, bei welcher Sie mit dem Fußboden im Neuen Museum fertig zu sein hoffen.“ Woraufhin zunächst der „Schwarze Peter“ zurückgegeben wurde mit der Bemerkung: „(…) dagegen wieder Parketttafeln und Friese ganz vollständig gelegt, wenn anders keine Behinderung seitens der Baubehörden bis Oktober stattfinden und bewirkt werden können.“