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Schönheitskönigin

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REPORTER: Herzliche Gratulation zu Ihrer Thronbesteigung. Jetzt werden Sie als schönste Frau der Welt bewundert und dürfen sich ‚Miss World‘ nennen.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich schon im 1. Anlauf mein Gesicht gegen so viele Konkurrentinnen durchsetzen konnte.

REPORTER: Haben Sie jemals daran geglaubt, dass Sie soweit kommen?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Ich habe immer an mein Gesicht geglaubt, und dass ich die Jury überzeuge.

REPORTER: Sie konnten das deutsche Gesicht zu einem internationalen Werbeartikel machen.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Es freut mich, dass ich so zur Botschafterin meines Landes wurde.

REPORTER: Die Weltbevölkerung wird nun das Vorurteil revidieren müssen: dass deutsche Haare blond, deutsche Augen blau und deutsche Nasen adlerförmig sind.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Mein Vater stammt aus der Türkei und meine Mutter aus dem Sudan.

REPORTER: Dann ist es umso anerkennenswerter, dass es Ihnen mit Ihrem Einsatz gelungen ist, das deutsche Gesicht zur Exportware Nummer eins zu machen.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Ich bin überglücklich. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass nun Millionen von Teenagern in aller Welt für ihr Make-up meine Haarfarbe, mein Rouge und meine Lidschatten wählen und die jungen Männer in aller Welt von ihren Freundinnen verlangen, dass sie auszusehen haben wie ich.

REPORTER: Fürchten Sie nicht, dass das bei Millionen junger Paare zu gefährlichen Spannungen führt, weil so viele junge Mädchen den hohen Maßstäben, die Sie gesetzt haben, nicht entsprechen können?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Dann müssen Sie eben mehr Zeit vor dem Spiegel verbringen oder sich einer kosmetischen Operation unterziehen.

REPORTER: Darf ich eine persönliche Frage stellen? Wie haben Sie es geschafft, so schön zu sein?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Es wird einem nichts geschenkt - gerade in meinem Beruf - wo auch nicht die kleinste Falte verziehen wird.

REPORTER: Wurde Ihnen die Schönheit nicht in die Wiege gelegt?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Schön wäre es. Sie ist das Ergebnis harter Arbeit. - Schauen Sie sich doch die Gesichter der Leute an?

REPORTER: Die Sorgen haben da ihre Spuren eingegraben.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Sorgen sagen Sie? Da wurden nicht die richtigen Kosmetika verwendet.

REPORTER: Sie meinen, dass...

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Seit meiner Kindheit überwache ich mehrmals täglich mein Gesicht. Ich hasse farblose Gesichter. Ich habe in den vergangenen Jahren viel Geld für die Gesichtsgestaltung ausgeben. Das wurde jetzt belohnt.

REPORTER: Sie werden sich jetzt wohl zahlreicher Heiratsanträge erwehren müssen.

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Meine Fototermine werden mir kaum Zeit für die Fan-Post lassen. Mein Freund – von dem ich mich jetzt trennen werde – hat sich bereit erklärt, für mich den Partner auszusuchen, der wirklich zu mir passt.

REPORTER: Muss Ihr neuer Partner auch schön sein?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Um Himmels willen! Es reicht aus, wenn er - wie es jetzt Millionen tun - mich ebenfalls bewundert.

REPORTER: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

SCHÖNHEITSKÖNIGIN: Dass ich meine Schönheit möglichst lange konservieren kann.

REPORTER: Das wünsche ich Ihnen auch!


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