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Die Ehe

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Es ist eine ungelöste Frage: Warum Männer und Frauen heiraten, obwohl man täglich sehen kann, wie schlecht sie zusammenpassen. Der Mann ist nun einmal ein Einzelgänger und ein scheues Wesen. Er fühlt sich meist nur wohl an einem Stammtisch, einem Computer, in einer Reparaturwerkstatt oder hinter Akten. Es fällt ihm schwer, sich damit abzufinden, dass er in der Familie nicht mehr als Oberhaupt gebraucht wird, die Beschlüsse seiner Frau hinnehmen soll und gezwungen ist, mit seinen Kindern zu verhandeln.

Die Frau dagegen lebt unter Frauen auf, wenn sie sich mit ihnen über die Themen unterhalten kann, für die sich kein Mann interessiert. Sie ist nur noch in den seltensten Fällen Ehefrau, häufiger Lebensabschnittspartnerin, oft vorübergehende Begleiterin oder nur persönliche Referentin, meist Teilzeitbeschäftigte, manchmal Quotenfrau und fast immer unabhängiges Familienmitglied. Die Weigerung, ihren Namen trotz einer Heirat abzulegen, ermöglicht es ihr, zu bleiben, wie sie immer war.

Während Frauen sich früher unterordnen und großen Einfallsreichtum zeigen mussten, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollten, dürfen sie sich heute, nachdem man ihnen eine Vorzugsstellung einräumt, nicht mehr listig zeigen und müssen auf ihre Stärken ganz verzichten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie bei den Auseinandersetzungen, die in und außerhalb einer Ehe unvermeidlich sind, sich ebenso ungeschickt verhalten wie Männer und genauso unlogisch und emotional argumentieren.

Da es der Wissenschaft bis heute nicht gelungen ist, herauszufinden, wer die Ehe eigentlich erfunden hat, und wie das Problem der Liebe entstand, kursieren darüber widersprüchliche Ansichten. Mancher Verhaltensforscher ist der Meinung: der Mensch kopiere einfach - durch seinen Nachahmungstrieb dazu verleitet - die Lebensweise der Tiere und komme nun mit der Treue nicht zurecht, wie sie bei den meisten Tiergattungen selbstverständlich ist. Die Mediziner konnten sich bisher nicht einigen, ob es sich bei der Liebe nur um eine tückische, aber schnell abklingende Fiebererkrankung handelt oder um eine weit verbreitete, unheilbare Volkskrankheit. Die Literaten sehen in den Ehen mehr oder weniger gelungene Romane, in denen es nur Opfer, aber selten Helden gibt. Und die Psychologen führen das häufige Nichtgelingen der Ehen auf die Tatsache zurück, dass man eine psychologische Beratung immer erst nach einer Partnerwahl in Anspruch nimmt.

Bei der ältesten Form der Ehe, der Raub-Ehe, mussten die Männer noch, wenn sie eine Frau haben wollten, große Anstrengungen auf sich nehmen und sich den größten Gefahren aussetzen. Mit der Kauf-Ehe, als die Eltern ihre Kinder verheirateten, wurden die Ehen haltbar. Denn mit einer Auflösung der Ehe hätte man sich materiell geschadet oder Erbschaftsstreitigkeiten ausgelöst. Seitdem jedoch die Eheleute ihre Partnerwahl selbst treffen, und mit der Ehe keine weiteren Verpflichtungen auf sich nehmen, müssen Mann und Frau oft viele Jahre und viele Scheidungen abwarten, bis sie irgendwann einmal in ihrem Leben doch noch eine glückliche Ehe eingehen können. Das Zusammenleben von Mann und Frau wird wohl erst dann gelingen, wenn Eheleute – nicht mehr, wie es lange üblich war - ihre Ehe mit der Trauung schließen, sondern beginnen.

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