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Schopenhauer – Leibniz

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SCHOPENHAUER: Herr Kollege Leibniz, überzeugen Sie sich selbst: Die Welt ist schlecht, sehr schlecht sogar. *reicht ihm seine Brille, Leibniz setzt sie auf

LEIBNIZ: Aber lieber Schopenhauer, Sie übertreiben. Ich finde die Welt herrlich, wunderbar.

SCHOPENHAUER: Sie werden doch zugeben...

LEIBNIZ: Natürlich gibt es das eine oder andere...

SCHOPENHAUER: Das eine oder andere? Sehen Sie ein Lebewesen, das nicht leidet? Oder auch nur einen Menschen, der zufrieden ist? Auch nur einen?

LEIBNIZ: Was besagt das schon: Der Mensch war nie zufrieden und wird es nie sein. Er bringt es sogar fertig, sich über das Gute zu ärgern.

SCHOPENHAUER: Sie Verharmlosungskünstler! So kann nur einer reden, wer den Bezug zur Wirklichkeit total verloren hat.

LEIBNIZ: Ich sage ihnen: Die Welt ist gut, sie ist die beste aller Welten.

SCHOPENHAUER: Aber, aber, aber... Sie belieben zu scherzen, Herr Kollege. Sie sollten Ihren Augenarzt aufsuchen!

LEIBNIZ: Weshalb? Auch durch Ihre Brille kann ich die Welt nicht anders sehen.

SCHOPENHAUER: Für mich ist sie die schlechteste aller Welten,

LEIBNIZ: weil Sie ein Talent zum Pessimismus haben. *er gibt ihm die Brille wieder zurück

SCHOPENHAUER: Und wo bekommt man Ihren Optimismus her? Wo kann man den erwerben?

LEIBNIZ: Indem man statt auf die Mängel, auf das, was geglückt ist, schaut.

SCHOPENHAUER: Wenn die Welt wirklich die beste aller Welten wäre - wie Sie herausgefunden haben wollen - hätten wir den Himmel schon jetzt und hier.

LEIBNIZ: Und wenn die Welt die schlechteste aller Welten wäre - wie Sie behaupten - wären wir schon jetzt in der Hölle. Bekanntlich lässt sich ja ein Superlativ nicht noch steigern: Noch schlechter als am schlechtesten kann etwas nicht sein.

LEIBNIZ: *er gibt ihm seine Brille

Sie sollten einmal durch meine Brille sehen.

SCHOPENHAUER: Ich werde nie durch eine andere als durch meine Brille sehen.

LEIBNIZ: Was fürchten Sie? Dass Sie dann Ihre Philosophie revidieren müssten?

SCHOPENHAUER: Sie sollten meine Werke lesen! Ich habe darin ausführlich

und überzeugend dargestellt, wie schlecht die Welt ist.

LEIBNIZ: Schließen wir einen Kompromiss! Einigen wir uns: Sie ist gut und schlecht zugleich, sowohl als auch! Verzichten wir auf den Superlativ!

SCHOPENHAUER: Was? Ich soll künftig statt von der 'schlechtesten' nur noch von einer 'schlechten' Welt reden? Ich soll mich mit einem gedämpften Pessimismus zufrieden geben? Wollen Sie mein Lebenswerk zerstören?

LEIBNIZ: Beruhigen Sie sich, Herr Kollege, es liegt mir fern...

SCHOPENHAUER: Es wird Ihnen nicht gelingen, mich für Ihren Optimismus zu gewinnen!

LEIBNIZ: Meinetwegen soll es eine pessimistische Philosophie geben, damit auch die Pessimisten glücklich werden können.

SCHOPENHAUER: Sehen Sie vielleicht irgendwo da unten den 'besten' aller Menschen? Irgendwo?

LEIBNIZ: Da muss ich Ihnen allerdings recht geben, den sehe ich nicht.

SCHOPENHAUER: * Triumphierend: Also...

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