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Ironische Geschichten

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Satirikern

begegnet man mit Vorsicht. Denn man möchte

von den Hieben, die sie so geschickt austeilen, nicht getroffen werden.

Man ist sich bei ihnen nie sicher, ob sie mit ihren Sticheleien

nur bestimmte Leute und wirklich nur die anderen meinen.

Man hört ihnen darum mit zwiespältigen Gefühlen zu: Wen sie

karikieren? Über wen sie ihren Spott ausschütten?

Wen sie auseinandernehmen und sezieren?

Niemand weiß so recht, was er von Satirikern halten soll.

Viele hegen den Verdacht, sie wären durch Enttäuschungen bitter

gewordene, gekränkte Idealisten, die sich nicht

damit abfinden wollen, dass die Welt nicht gut ist,

und der Illusion erliegen, sie könnten das Böse aus der Welt vertreiben.

Andere wollen wissen, dass nur der Satiren schreiben kann,

der an Bosheiten Gefallen findet und selbst böse ist. Satire sei der

Versuch, die eigene Bosheit loszuwerden,

indem man sie ausspuckt oder hinaus schreit.

Der Satiriker, ist kein Menschenverächter und Sadist.

Er möchte nicht wehe tun und nicht verletzen. Seine Satiren sind nur

der verzweifelte Versuch, die Menschen von den vergifteten Ideen,

mit denen sie sich täglich infizieren, durch ein Gegengift zu heilen.

Satiriker sind die einzigen wirklichen Realisten. Sie haben etwas

gegen die geschminkte und entstellte Wirklichkeit.

Sie haben erkannt, dass man nur wenige Dinge ernst nehmen darf.

Sie wissen, dass es für den, der die Augen auftut,

unmöglich ist, das Lächerliche in der Welt nicht zu sehen

und sich an den Widersprüchen oder Heucheleien der Menschen nicht

zu reiben. Satiriker können darum ohne Ironie nicht schreiben.


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