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Kapitel 9

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Im Winter Palace saß Andrew O’Leary wieder in der Bar. Der Junge schlief tief und fest. Ein gutes Zeichen. Er hatte der Mutter erlaubt, bei ihrem Sohn zu bleiben. So konnte er sich auch ein wenig erholen.

Ein Scotch ließ seine Laune langsam besser werden. Er dachte an seine Tochter.

»Sarah, was ist mit dir?«

Es gefiel ihm nicht, dass sie mit Esubam quasi alleine war. Er traute dem Kerl nicht. Er wusste, dass Sarah in London ein Verhältnis mit dem Bruder ihres Verlobten gehabt hatte. Aber er hatte Verständnis, denn jeder hatte, seiner Meinung nach, ein Anrecht darauf, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Und, wenn er genau darüber nachdachte, besser mit Horatio Gordon als mit einem Kerl, der sich die Syphilis geholt hatte.

Nach dem dritten Scotch war er so weit, dass er Horatio sogar als Schwiegersohn akzeptiert hätte. Doch er war tot. Und genau da lag das Problem.

Sarah hatte wirklich kein glückliches Händchen mit der Wahl ihrer Männer gehabt. Der eine holte sich bei einer billigen Nutte den Tod, obwohl er immer der »Vorzeige-Sohn« gewesen war. Und der andere, das schwarze Schaf, hatte seine Tochter beschützt. Doch er hatte am Schluss seinen eigenen Bruder getötet und sich dann selber gerichtet. Der arme Henry Gordon hatte an einem Tag seinen Sohn und seinen Stiefsohn verloren. Und ein halbes Jahr später war seine Frau an gebrochenem Herzen gestorben.

Aber was hatte Sarah die letzte Zeit gesagt? Horatio beobachte sie? Das war unmöglich. Oder doch nicht? Ein weiterer Scotch … und Andrews Gedanken kreisten um Horatio.

Was, wenn er doch nicht tot war? Wenn er auf ein Schiff gegangen und abgehauen wäre? Man hatte keine Leiche gefunden. Nur einen Abschiedsbrief.

Doch wie sollte er ausgerechnet nach Ägypten kommen? Nein, das war absurd. Genau so absurd, als wenn Henry Gordon plötzlich hier hereinschneien würde, dachte Andrew mit einem sauren Lächeln.

»Verdammt! Spricht hier kein Mensch Englisch?«, hörte er auf einmal eine Stimme. Er glaubte, sich verhört zu haben.

»Sie da! Ja, Sie! Es wurde ein Zimmer für mich bestellt. Meine Ankunft wurde avisiert. Verstehen Sie mich?«

Andrew ließ das Glas fallen, das mit einem dumpfen Geräusch auf dem weichen Teppich landete. Zum Glück leer, dachte er noch, als er sich mühsam erhob und ins Foyer wankte. Er konnte, er wollte es nicht glauben.

»Herr im Himmel!«, entfuhr es ihm. Der Mann an der Rezeption drehte sich um.

»Andrew! Dem Herrn sei Dank, ein zivilisierter Mensch!«

»Henry? Henry Gordon? Was zum Teufel machst du hier?«

»Sarah? Sarah, sieh dir das …«

András Esubam verstummte mitten im Satz und blieb an Sarahs Zelteingang wie angewurzelt stehen, als er sah, dass die Rothaarige begonnen hatte, ihre Habseligkeiten in der Reisetasche zu verstauen.

»Was machst du da?«

Als er die eigene Frage hörte, kam sie ihm beinahe dümmlich vor.

»Packen!«, kam auch prompt die knappe Antwort. Sie hielt keine Sekunde inne, bewegte sich mit festen, entschlossenen Schritten und würdigte den Professor keines Blickes. Trotzdem konnte er sehen, dass ihre grünen Augen Funken sprühten.

Unbehaglich neigte er den Kopf.

»Packen? Wieso das denn? Ist etwas passiert?«

»Ja, es IST etwas passiert!«

Jetzt blieb sie doch stehen, stemmte die Hände auf die Hüften und funkelte András wütend an. »Deine Arroganz ist passiert! Wozu hast du mich hierhergeschleppt, wenn du mich beim ersten interessanten Fund aus deinem Zelt jagst und von der Entdeckung ausschließt? Ich dachte, meine Kompetenz und meine Meinung sind dir ach so wichtig, aber damit scheint es ja nun wirklich nicht weit her zu sein!«

Professor Esubam war völlig perplex, starrte sie in einer Mischung aus Erschrecken und Faszination an. Die ganze Zeit über hatte Sarah sich passiv verhalten, ruhig und geduldig. Einen solchen Ausbruch hatte er nicht erwartet, schon gar nicht bei einer Sache, die er für eine Nebensächlichkeit hielt. Er setzte an, ihr zu antworten, aber sie fuhr ihm mit einer wütenden Geste über den Mund.

»Lass dir eins gesagt sein, mein werter András – ich bin nicht wochenlang hierher in diese Hölle gereist, um mich dann von einem Mann bevormunden und klein halten zu lassen! Das hat mein Vater in London nicht geschafft und du wirst es mit Sicherheit auch nicht schaffen! Wenn du mich nur mit hierher genommen hast, damit du etwas Hübsches zum Anschauen hast oder dass ich dir die Schüssel halte, wenn du nach einem Sonnenstich kotzen musst, dann endet unsere Zusammenarbeit hier und heute auf der Stelle und ich fahre zurück nach England!«

Für eine Sekunde wusste András nicht, ob er vor ihr auf die Knie fallen und um Verzeihung betteln oder über ihr ungezügeltes Temperament lachen sollte. Da er jedoch befürchtete, Letzteres nicht zu überleben, griff er nach ihrer Hand, die sie ihm sofort wieder entzog und trotzig die Arme verschränkte.

»Sarah, verzeih mir! Bitte, beruhige dich doch. Ich bin es noch nicht gewohnt, eine Mitstreiterin an meiner Seite zu haben. Als ich den Fund gesehen habe, war ich so aufgeregt, dass ich um mich herum gar nichts mehr wahrgenommen habe. Ich wollte dich nicht verärgern, wirklich nicht!«

Der Blick aus seinen fast hypnotisierenden schwarzen Augen war aufrichtig und reuig, und Sarah spürte, wie ihre Wut schmolz. Knurrend verzog sie das Gesicht.

»Nun gut … in Zukunft beziehst du mich in alle Entdeckungen voll und ganz mit ein! Sobald ich merke, dass du mich auf irgendeine Weise ausschließt, bin ich weg!«

Als er diesmal ihre Hand griff und einen Kuss auf die Knöchel hauchte, zog sie sie nicht weg. Esubam war beruhigt und lächelte, bot ihr den Arm an.

»Es wird nicht wieder vorkommen, verehrteste Sarah. Komm, möchtest du dir anschauen, was wir entdeckt haben?«

Wieder versöhnt folgte sie ihm in sein Zelt, beugte sich über die kleine Steintafel, die von mehreren Öllampen beleuchtet wurde. Die Ecken waren abgesplittert, die eingeritzten Symbole und Zeichen verblasst, aber Esubam hatte anscheinend den Sand aus den Fugen gekratzt und sie deutlicher gemacht. Das Fundstück schien sehr alt zu sein. Mit zusammengekniffenen Augen beugte Sarah sich über die Tafel und studierte sie.

»Was siehst du?«, hörte sie Esubam flüstern. Seine Stimme klang begierig, zitterte sogar ein wenig.

»Ich sehe … einen Baum … einen Vogel. Und einen Hirtenstab.«

Sie deutete auf ein Symbol in der oberen rechten Ecke der Tafel.

»Das hier kann ich nicht zuordnen.«

»Es ist das ägyptische Symbol für Ra, also die Sonne«, erklärte der Professor. »Gut, weiter, was siehst du noch?«

Am rechten Rand neben dem Hirtenstab waren untereinander einige einfache Zeichen eingeritzt, die recht ähnlich wirkten. Behutsam fuhr Sarah mit der Fingerspitze darüber.

»Ich weiß nicht, was das sein könnte. Vielleicht Zahlen? Koordinaten oder Maßeinheiten?«

Esubam machte sich nicht die Mühe, seinen Enthusiasmus zu verbergen – auf die Idee war er selbst noch nicht gekommen in der Freude über den Fund. Er packte Sarah, die überrascht aufschrie, an der Taille und wirbelte sie herum.

»Siehst du, deswegen habe ich dich mitgenommen – weil du Dinge siehst, für die selbst ich zu verbohrt bin! Es könnten in der Tat Zahlen sein, und ich bin mir sicher, dass es in Luxor jemanden gibt, der sie uns in heutige Einheiten übersetzen kann. Sarah, weißt du, was das hier ist?«

Sie schüttelte verwirrt den Kopf, musste sich an ihm festhalten, weil die plötzliche Bewegung sie schwindelig gemacht hatte.

»Nein. Aber du wirst es mir sicherlich bald sagen!«

Der Professor strahlte, und die schwarzen Augen schienen zu glühen wie Kohlen.

»Das ist der Schlüssel. Der Schlüssel zum Grab des Nophta.«

Mittlerweile war die Abenddämmerung hereingebrochen. Die Schatten wurden länger, die ersten Fackeln entzündet. An der Grabungsstätte wurde es ruhig. Die Männer versammelten sich zum Essen, das sie gemeinsam einnahmen. Auch Esubam und Sarah gesellten sich dazu.

Nach einer guten Stunde wurden die Nachtwachen eingeteilt. Sarah ging zurück in ihr Zelt, und Horatio glaubte, die gierigen Blicke des Professors spüren zu können, der ihr hinterhersah. Dann war es dunkel. Auf einmal herrschte jedoch wieder helle Aufregung. Rufe schallten durch die Nacht, es wurden mehr und mehr Lichter entzündet.

Einige Männer erschienen, die etwas trugen. Horatio ahnte, was sie mit sich schleppten. Er lag ruhig da und beobachtete.

Esubam fluchte.

»Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder?« Er hatte gerade davon geträumt, dass Sarah bei ihm und auf ihm war. Dementsprechend mies war seine Laune über die Störung. Er zog sich eine Hose über und eilte aus dem Zelt, vor dem sich fast alle Männer versammelt hatten. Vor ihnen lag ein Bündel. Der Professor war sich nicht sicher, was es war, und trat näher heran, nahm sich eine Öllampe und leuchtete nach unten. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen sollte, denn im nächsten Moment überkam ihn ein gewaltiger Brechreiz, den er nur mit allergrößter Mühe unter Kontrolle bekam.

Es war Chaths. Zumindest vermutete er das, denn der Mann, der vor ihm auf dem Boden lag, hatte kein Gesicht mehr. Die komplette Haut war abgezogen worden, die Augen fehlten. Man hatte ihm die Lippen abgeschnitten, so dass die Zähne zu erkennen waren. Auch Ohren und Nase fehlten. Er spürte eine Bewegung neben sich.

»Sarah, nicht! Das ist nichts, was du sehen solltest.«

Es war ein absurdes Bild. Einige Männer waren auf die Knie gefallen beim Anblick der Leiche und flehten Allah an, andere waren davongestolpert und übergaben sich neben dem Lager. Selbst denen, die in unmittelbarer Nähe geblieben waren und den verstümmelten Körper anstarrten, war der Ekel ins Gesicht geschrieben. Und mitten unter ihnen stand die zierliche, rothaarige Sarah mit völlig ausdruckslosem Gesicht und betrachtete den Toten in einer Mischung aus Interesse und Faszination. Ihre Miene wandelte sich jedoch recht schnell zu Belustigung, als sie bemerkte, wie sehr András neben ihr um seine Beherrschung rang.

»Mach dich nicht lächerlich, András. Das ist nicht der erste Tote, den ich sehe. Dem tut nichts mehr weh.«

Sarah hatte nie den ersten Menschen vergessen, den sie hatte sterben sehen. Sie war damals zehn gewesen, war mitten in der Nacht aufgewacht, als man einen Mann ins Haus gebracht hatte, der schwer verbrannt gewesen und vor Schmerzen geschrien hatte. Sie war die Treppe hinunter und in die Praxis ihres Vaters geschlichen, der nicht viel für den armen Kerl hatte tun können. Die Verletzungen waren einfach zu schwer gewesen. Der Patient hatte zitternd auf der Untersuchungsliege gelegen, abwechselnd nach Luft gejapst und geschrien, bis er dann plötzlich ganz ruhig geworden war, noch bevor Andrew die Flasche mit dem Äther überhaupt in die Hand hatte nehmen können. Noch heute sah Sarah das Gesicht des Mannes vor sich, als er mit einem Ausdruck milden Erstaunens im Raum umherschaute, bevor seine Lippen sich zu einem entspannten Lächeln verzogen und er sein Leben ausgehaucht hatte. Seitdem hatte der Tod für Sarah jeden Schrecken verloren, und ebenso hatten Leichen für sie nichts Angsteinflößendes. Der Tod war die Erlösung. Was es zu bekämpfen galt, waren Schmerz, Krankheit und Leid. Aber auch die Toten konnten einem noch wichtige Informationen geben. Das hatte sie spätestens dann gelernt, als ihr Vater während der Ripper- Morde in London angefangen hatte, Autopsien für die Polizei durchzuführen. Der Gedanke, wie wohl ihr Vater reagieren würde, wenn er wüsste, dass der Ripper bei seinen Untersuchungen direkt neben ihm gestanden und zugesehen hatte, trieb ihr immer noch einen kalten Schauer über den Rücken. Sie wusste nicht, ob er das Gleiche wie Horatio getan hätte, der ihre Taten damals mit aller Gewalt vertuscht hatte. Andrew O’Leary war ein sehr korrekter Mann, und obwohl sie seine Tochter war, traute Sarah ihm zu, dass er sie an die Polizei verraten oder sie dazu genötigt hätte, sich zu stellen.

Im Nachhinein wusste die Engländerin kaum noch, was sie dazu bewogen hatte, diese Prostituierten umzubringen. Ihr damaliger Verlobter, Horatios Halbbruder Francis Gordon, war es sicherlich nicht wert gewesen, und es hatte auch kein einziges Problem gelöst. Sie musste zeitweise nicht bei Sinnen gewesen sein. Mit einem brüsken Kopfschütteln vertrieb Sarah die unnützen Gedanken und wandte sich an den Professor.

»Lass mir einen Tisch aufstellen, Fackeln und Öllampen darum herum. Ich brauche Licht, wenn ich den Körper untersuchen soll.«

Esubam hatte sich schon abgewandt, sah sie überrascht an.

»Untersuchen? Warum willst du ihn untersuchen?«

Sarah zuckte kurz die Achseln.

»Vielleicht verrät uns die Vorgehensweise mehr darüber, mit wem wir es hier zu tun haben. Offensichtlich waren es ja nun weder die Götter noch ein Anfall von Unlust, das Chaths Verschwinden ausgelöst hat. Jemand hat ihn geholt und umgebracht, wahrscheinlich dieselben Leute, die unser Lager überfallen haben. Die Warnungen werden deutlicher! Wenn du nicht einen Mann nach dem anderen verlieren willst, sollten wir uns wappnen.«

Auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Mannes zeigte sich deutlicher Widerwillen.

»Hat das nicht Zeit bis morgen?«

»Nicht in diesen Temperaturen, bis morgen stinkt die Leiche.«

Sarahs Antwort war so emotionslos wie ihr Gesichtsausdruck und Esubam konnte nur einmal mehr staunen.

»ADIL!«, brüllte er und der hagere Ägypter, der direkt neben ihm gestanden hatte, zuckte heftig zusammen. »Sorg dafür, dass sie bekommt, was sie braucht!«

Zwei Stunden später kam Sarah in Esubams Zelt. Sie trug noch die Schürze, die sie sich umgebunden hatte, um Chaths Leiche zu untersuchen. Jetzt war das Kleidungsstück blutbesudelt und Sarah verkniff sich ein Grinsen, als sie den angeekelten Gesichtsausdruck des Professors sah. Sie zog die Schürze aus und legte sie zur Seite.

»Hol Adil«, verlangte die Rothaarige. »Ich brauche ihn, um manche Dinge deuten zu können.«

András rief den Ägypter widerspruchslos zu sich. So in ihrem Element strahlte Sarah Souveränität und ein Selbstbewusstsein aus, dem man sich schwer widersetzen konnte. Als sie sich sicher war, dass sie die Aufmerksamkeit beider Männer hatte, verkündete Sarah kühl und sachlich die Fakten.

»Ich bin mir nicht ganz sicher, woran Chaths letzten Endes gestorben ist. Er hat vor seinem Tod zahlreiche Verletzungen erlitten. Die Augen wurden ihm ausgestochen, die Zunge heraus- und die Lippen abgeschnitten, und man hat sein Gesicht gehäutet. Ich vermute, dass ihm danach die Genitalien abgetrennt wurden. Ob er noch gelebt hat, als ihm der Brustkorb geöffnet wurde, kann ich nicht genau sagen, der Blutverlust und der Schock von all den anderen Torturen kann mehr als genug gewesen sein, um ihn zu töten. Wenn er zu dem Zeitpunkt noch gelebt hat, dann jedenfalls nicht mehr lange. Als großes Finale wurde ihm das Herz herausgeschnitten. Das habe ich nicht bei seinem Leichnam gefunden, im Gegensatz zu den Genitalien. Die steckten im Anus.«

András und Adil waren bleich geworden und der Professor konnte die Abwehr in seiner Stimme nicht verbergen.

»Und abgesehen davon, dass ich auch ohne all das zu wissen sehr gut hätte leben können – was sollen diese Erkenntnisse uns jetzt über unsere Gegner sagen?«

Sarah erwiderte Esubams Blick ruhig.

»Das war mehr als nur eine Warnung. Das war persönlich. Ich bin ziemlich sicher, dass Chaths der Frau, Tochter oder Schwester seines Mörders etwas angetan hat. Sie vergewaltigt, entehrt, geschwängert und sitzengelassen … darauf deuten die abgeschnittenen Genitalien hin. Was es mit den anderen Verletzungen auf sich hat, der Abwesenheit des Herzens zum Beispiel, das weiß ich nicht. Deshalb wollte ich, dass Adil es hört. Welche Bedeutung hat das Herz im ägyptischen Glauben?«

Der Ägypter musste sich räuspern, um seine Stimme wiederzufinden.

»Sie haben ihm seine Identität genommen. Er kann so nicht ins Reich der Toten eingehen. Sein Gesicht ist zerstört und das Herz ist der Sitz der Seele. Die Mörder müssen auf jeden Fall dem alten Vielgötterglauben anhängen, ein Anhänger des Islam hätte in solchen Handlungen keinen Sinn gesehen.«

Er sah Esubam an.

»Ich glaube, Miss O’Leary hat Recht. Die Mörder müssen persönlich etwas mit Chaths zu tun gehabt haben. Doch das könnte ein Vorteil sein.«

»EIN VORTEIL!?«

Wieder einmal explodierte der Professor.

»WIE KÖNNTE DAS EIN VORTEIL SEIN?«

Adils Gesicht hatte langsam seine normale Farbe wieder angenommen und er gestikulierte heftig.

»Es waren vielleicht nicht dieselben, die unser Lager überfallen haben. Möglicherweise sind sie Chaths einfach von Luxor hierher gefolgt und haben ihn sich gegriffen und all das hatte gar nichts mit unserer Expedition zu tun.«

»Warum hätten sie ihn dann wieder zurückbringen sollen?«, gab Sarah zu bedenken. »Wenn es nur um Rache ging und nicht darum, uns einzuschüchtern, hätten sie seine Leiche einfach verschwinden lassen können. So hätten sie das Risiko, entdeckt zu werden, nicht zweimal eingehen müssen.«

»Hörst du das, Adil?«, fauchte András ungehalten. »Die Frau hat mehr Verstand im kleinen Finger als die ganzen Strauchdiebe da draußen, die du mir angeschleppt hast, zusammen! Ab sofort steht keiner mehr alleine Wache, KEINER! Hier wird niemand mehr unbemerkt verschwinden. Raus mit dir und teil die Leute neu ein. Ich werde kein weiteres Risiko eingehen.«

Kaum hatte Adil das Zelt verlassen, wandte András Esubam sich mit ernstem Gesicht an Sarah.

»Meine Verehrte, ich weiß, dass dir nicht gefallen wird, was ich als Nächstes zu sagen habe, aber ich kann dir hier kein Mitspracherecht gewähren, denn es geht um deine Sicherheit, und die liegt mir mehr am Herzen als alles andere. Du wirst in Zukunft das Zelt mit mir teilen.«

Die O´Leary Saga: Todesatem

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