Читать книгу Die Welt, in der wir leben - Wilfried Nelles - Страница 35

Zusammenfassung

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Abschließend fasse ich noch einmal einige wesentliche Punkte zur ersten Lebensstufe zusammen und verbinde dies mit einigen praktischen Hinweisen.

.Wir wissen nicht, woher das Leben kommt und wohin es geht. Ebenso wenig wissen wir, wie menschliches Bewusstsein entstanden ist. Das bedeutet: Das Leben ist ein Mysterium. Im Tiefsten wissen wir nichts. Dieses Nichtwissen ist unser Grund. Wer sich in der Wirklichkeit einrichtet, muss sich mit dem Nichtwissen, dem Grundlosen und Bodenlosen, anfreunden.

.Das Leben selbst ist unser Ursprung, die Eltern (Mann und Frau gemeinsam) sind lediglich das Tor, durch das das Leben sich manifestiert und erhält. Die Eltern sind dem Kind gegeben, wie sie sind, und das Kind ist den Eltern gegeben, wie es ist. Das wichtigste dabei ist, dass das Leben ja zu dir gesagt hat und immer noch sagt – wäre es anders, würdest du nicht leben. Also ist es das Klügste und Beste, auch zum Leben – zu genau dem Leben, das du bist – ja zu sagen. Ob deine Eltern auch ja gesagt haben, ist zwar im kindlichen Gefühl sehr wichtig, in der erwachsenen Sicht jedoch sekundär. Zumindest die Mutter hat schlussendlich ja zu dir gesagt, denn sie hat dich – was auch immer sie dabei gedacht oder gefühlt haben mag – geboren.

.Wenn man genau hinschaut, muss man sehen und anerkennen, dass wir keinerlei Einfluss darauf haben, wer oder was wir sind. Das heißt, wir können uns und unser Leben nicht selbst, nach unseren eigenen Vorstellungen, entwerfen, bestimmen und machen. Alles, was geschieht in unserem Leben, alles, was wir sind oder werden, ist uns geschickt, ist Schicksal. „Selbstbestimmung“ ist Illusion. Das ist einerseits eine erschreckende Tatsache, insbesondere für moderne Menschen, andererseits aber, wenn man sich ganz darauf einlässt, etwas zutiefst Erleichterndes. Du bist, wer du bist, und kannst und musst nicht anders sein oder werden. Das ist Entspannung.

.Die Zeit im Mutterleib und die Geburt haben uns zutiefst geprägt. Auch dies können und müssen wir nicht ändern. Wer es versucht, kämpft gegen sich selbst. Wer es lässt, wird gelassen. Man mag seine „Macken“ oder Schwächen haben und behalten, aber die fallen dann weniger ins Gewicht.

.Es ist aber nicht so, dass man aus seiner Geschichte ableiten könnte, welche Probleme jemand im Leben bekommt. Jeder geht anders damit um. Man kann nicht sagen: Wer im Brutkasten war oder per Kaiserschnitt geboren ist, wird dieses oder jenes Problem haben. Das Wichtigste wird bei solchen Geschichten meist vergessen: Du lebst! Und wir leben so lange, wie das Leben uns will.

.Wer das sieht, wird auch sehen, dass er sich nicht sorgen muss. Der Satz von Jesus über die Vögel, die nicht sähen und nicht ernten und singend jeden Tag begrüßen, drückt dies aus. Man kann seine Sorgen und Ängste aber nicht vertreiben. Wenn sie da sind, behandeln Sie sie wie alte Gefährten, nehmen Sie sie an der Hand und lassen sie bei Ihnen sein. Gehen Sie mit der Angst in den Keller (oder ins Flugzeug), laden Sie sie ein – dann wird sie weniger, vielleicht vergessen Sie sie sogar.

.Und vergessen Sie dabei nicht: Wir wurden gezeugt und geboren, weil wir da sein sollen; wir leben, weil wir leben – und zwar so lange, wie das Leben von sich aus dauert. Kontrolle ist Stress und Kontrolle ist Unsinn.

.Das Spüren, die Wahrnehmung mit den Sinnen, ist unsere primäre Verbindung zur Welt, zu unserem Körper und zu unserer Lebendigkeit. Bei vielen ist sie verschüttet oder vergessen. Man kann und sollte das beleben. Daraus speist sich unsere elementarste Lebensfreude. Also: Anstatt zu essen und zu trinken, was der Zeitgeist oder Gesundheitsberater (das sind meistens kranke Leute; schauen Sie mal darauf, wie viel Lebensfreude diese Menschen ausstrahlen) einem sagen, essen und trinken Sie, was Ihnen schmeckt. Bewegen Sie sich so, wie es Ihnen passt und Sie Lust haben. Für einen ist langsam richtig, für andere schnell, für einige ist wenig gut, für andere viel. Dasselbe gilt für alle anderen sinnlichen Vergnügungen: schauen und tun Sie, was Sie mögen. Wenn der Körper etwas davon nicht mag oder verträgt, wird er es Ihnen mitteilen. Dann können Sie Ihrem Körper folgen.

.Die Zeit der Einheit und der Verschmelzung ist vorbei. Einheit kann man nur dann wirklich erfahren, wenn man Zweiheit kennt. Das gilt es zu sehen und zu akzeptieren, vor allem in Beziehungen. Zweiheit (auch Zweisamkeit) setzt Getrenntheit voraus. Lieben können wir nur das Andere und den Anderen. Für die Liebe braucht man Abstand. Und für die Lust erst recht.

Die Welt, in der wir leben

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