Читать книгу Das große Sutherland-Kompendium - William Garner Sutherland - Страница 48
11. ENGPASS-NEUROPATHIE
ОглавлениеEs ist wichtig, die Nervenfasern und Ganglien in ihrer Beziehung zur Bewegung der Knochen zu visualisieren, um ein komplettes diagnostisches Bild der Probleme Ihrer Patienten zu bekommen. Ich möchte mit Ihnen einige meiner Erfahrungen in bestimmten Situationen teilen. Denken Sie aber daran, dass die Möglichkeiten endlos sein können. Lernen Sie, mit Ihrem Wissen über den Verlauf, den die Nerven von ihren Nuclei zu ihrem jeweiligen Ziel nehmen, zu arbeiten. Berücksichtigen Sie dabei vor allem, dass unendlich kleine Strains im kranialen Bereich möglich sind.
Betrachten Sie die durale Umhüllung des V. Hirnnervs an seiner Verzweigung, dort wo die einzelnen Zweige das Ganglion trigeminale verlassen. Fokussieren Sie ihre Aufmerksamkeit auf einen unendlich kleinen Strain der duralen Umhüllung des mittleren Zweiges, dem N. maxillaris, wenn eine Rotation der Pars petrosa des Os temporale die Spannung in diesem Bereich erhöht. Eine solche Situation besteht häufig im Falle einer Trigeminusneuralgie. Stellen Sie sich vor, wie unangenehm es für einen Menschen ist, eine enganliegende Ärmelmanschette zu tragen. Dies ist ein passendes Bild für einen Vergleich mit dem unangenehmen Gefühl im Gesicht, das man bei einer Trigeminusneuralgie verspürt.
Es gibt eine weitere kleine Situation, die man bei einer Trigeminusneuralgie erkennen muss. Es handelt sich dabei um einen besonderen Strain im Verlauf des N. infraorbitalis, der durch eine Überdehnung hervorgerufen wird. Die enganliegende durale Umhüllung ist möglicherweise beeinträchtigt im Verlauf des Nervs, um die schmale Rinne am Proc. orbitalis des Os palatinum und weiter durch die Rille in der Maxilla, bis zu seinem Ausgang am Foramen infraorbitale unterhalb des Os zygomaticum.
Ich rate zu einer genauen Untersuchung, um zu wissen, ob winzige Strains in der Beziehungsmechanik zwischen den Ossa palatina und den Maxillen vorkommen. Denken Sie dabei immer an Auswirkungen auf das Ganglion pterygopalatinum. Diese Art Strain, hervorgerufen durch Überdehnung, kann auch im Verlauf des N. ischiadicus vorkommen. Es gibt spezifische Stellen im Verlauf all dieser Nerven, an welchen dieses Entrapment-Problem auftauchen kann.
Stellen Sie sich die Auswirkung von Bewegung auf die physiologische Funktion des Ganglion trigeminale vor. Letzteres befindet sich in der Nähe der Spitze der Partes petrosae der Ossa temporalia, an der diese spezielle rollende, rotierende Bewegung die gesamte Zeit regelmäßig stattfindet. Fühlen Sie die schaukelnde Bewegung der Lamina cribrosa des Os ethmoidale in Verbindung mit den Bulbi olfactorii. Sehen Sie nun die ‚Bewegungsvision‘ in der Aufhängung des Ganglion ciliare in den Orbitae.
Strains dieser Art treten möglicherweise auch im Bereich des Truncus cerebri zwischen dem Aquaeductus cerebri und dem Canalis centralis des Rückenmarks auf – das heißt im Bereich des vierten Ventrikelbodens64.
Erinnern Sie sich an die Position der Nuclei und daran, wie die Hirnnerven verlaufen. Mit Ausnahme der ersten beiden verlassen alle Hirnnerven den Schädel, also denken Sie auch besonders an die Foramina. Sie verstehen den Mechanismus des lebenden Gehirns, der in einem beweglichen Schädel sitzt und unter bestimmten Umständen allen möglichen Strains ausgesetzt ist. Betrachten Sie alle Austrittslöcher der Hirnnerven, um zu sehen, ob für ihre Passage genügend Raum vorhanden ist.
Denken Sie insbesondere an die Foramina jugulares. Man kann sie mit intervertebralen Foramina und die Partes petrosae der Ossa temporalia mit Rippenhälsen vergleichen. Was befindet sich dort am Foramen jugulare außer der V. jugularis interna? Der neunte, X. und XI. Hirnnerv auf ihrem Weg aus dem Schädel heraus. Können Änderungen der Größe und der Gestalt jenes Foramen, das durch zwei Knochen geformt wird, zu einer Entrapment-Neuropathie führen? Das ist möglich.
Nun wollen wir die Rippen und ihre dazugehörigen Wirbel betrachten. Denken Sie über die Auswirkung eines winzigen Strains im normalen Gelenkspiel der Rippenköpfchen nach. Dies könnte die nahegelegenen sympathischen Ganglien stören. Gleichzeitig halten Sie Ausschau nach Strains zwischen Wirbeln, die zusammen gehören und die Auswirkung auf die interkostalen Nerven, wobei Sie an die Gesamtverteilung jener Nerven denken. Prüfen Sie den gesamten Nervenverlauf eines Schmerzsignals zum dorsalen Wurzelganglion auf mechanische Faktoren, welche die Funktion und das Wohlbefinden stören können. In Fällen von Interkostalneuralgie, Neuritis und Herpes Zoster ist dies eindeutig nötig.
Eine Rippe rotiert während der Inhalation und Exhalation in Bezug auf die Mittellinienstrukturen nach innen und außen, ebenso wie alle paarigen lateralen Strukturen überall sonst im Körper. Stellen Sie sich den Rippenhals bildlich vor. Erinnert er Sie an die Bewegung einer Jalousie? Wenn die Jalousie geschlossen ist, gibt es noch Platz zwischen ihr und der Fensterscheibe. Sehen Sie sich sämtliche Rippenhälse beidseits der hinteren Thoraxwand an. Drehen Sie die Rippen in Gedanken, wie sich Jalousien drehen. Achten Sie dabei auf die Änderung des Raumes zwischen der Rippe und dem Gewebe davor – namentlich den Lungen. Visualisieren Sie die prävertebrale Faszie, die nahe an den sympathischen Ganglien und Blutgefäßen verläuft. Was geschieht, wenn die Jalousien, die Hälse der Rippen, nach innen oder außen rotieren? Die Bewegung verändert den Raum, den prävertebralen Raum zwischen Rippen und Lungen.
Nehmen wir an, eine dieser Jalousien (Rippen) luxiert entweder in Außen- oder Innenrotation, zusammen mit einer Störung der funktionellen Physiologie der Grenzstrangganglien – der sympathischen Ganglien. Was geschieht in der Nähe dieses Ganglion mit dem Rippenköpfchen, wenn die Rippe in einer Position festgehalten wird? Sie haben dann die gleiche Art von Störung vor sich, als ob jenes kleine Ding, das Ganglion pterygopalatinum genannt wird, nicht richtig arbeitet.
Angenommen Sie haben einen Patienten mit einer Hyperextension im Bereich der oberen oder mittleren Brustwirbelsäule: Sie haben sich bemüht, eine Änderung herbeizuführen, aber Sie haben keine Fortschritte gemacht. Warum bekommen Sie nicht das Ergebnis, um welches Sie sich bemüht haben? Weil der Kopf einer Rippe die zu ihr gehörigen Wirbel in dieser Position hält.
ZEICHNUNG I–15(A): ANTERIORE ANSICHT DER HINTEREN THORAXWAND
Gezeigt wird die Beziehung der sympathischen Grenzstrangganglien zu den kostovertebralen Gelenken.
ZEICHNUNG I–15(B): EIN TRANSVERSALER QUERSCHNITT DES KOSTOVERTEBRALEN GELENKS
Mit seiner Beziehung zu einem sympathischen Grenzstrangganglion.
Um diesen Zustand zu behandeln, müssen Sie lediglich die Schraube – also die Rippe – in einer Position halten. Es macht keinen Unterschied, ob Sie sie in Innen- oder Außenrotation halten. Sie halten die Schraube und bitten den Patienten die Mutter zu drehen – das heißt das Facettengelenk oder die Facettengelenke der dazugehörigen Wirbel. Der Patient tut dies, indem er die gegenüberliegende Schulter wegdreht oder vielleicht nur seinen Kopf. Wenn Atemkooperation zusätzlich zur Haltungskooperation angewandt wird, werden die mit den betroffenen Gelenken verbundenen Bänder, welche das Rippenköpfchen im Gelenk halten, es wieder in eine normale Position zurückführen.
Sie wenden die gleiche Haltungs- und Atemkooperation bei der entsprechenden Rippe der Gegenseite an. Was geschieht nun mit jener sogenannten chronischen Extensionsdysfunktion im Bereich des Thorax, wenn die normale Bewegungsfreiheit wiederhergestellt ist? Die gleichen Ergebnisse, die Sie vorfanden, als Sie bei Strains im kranialen Bereich Erleichterung verschafften. Die Entrapment-Neuropathie ist beseitigt.