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LATERALE UND VERTIKALE STRAINS

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Wir kommen nun zur Untersuchung von Mustern, die das Ergebnis der Einwirkung einer oder mehrerer Kräfte von außen auf den Mechanismus sind. Solche Kräfte können möglicherweise während des Geburtsvorgangs zwischen dem hindurchtretenden Kind und dem Durchgang oder erst kürzlich im Leben eines erwachsenen Patienten aufgetreten sein. Auf jeden Fall reagiert der Kopf so wie jeder andere Bereich des Körpers auf eine äußere Krafteinwirkung. Die Reaktion hängt ab von der Intensität der einwirkenden Kraft und der Mechanik des Ortes, auf den die Einwirkung stattfindet. Ebenso davon, ob die Kraft übertragen und dadurch gestreut oder in den Mechanismus absorbiert wird und dadurch einen Strain hervorruft.

Es gibt bestimmte Möglichkeiten der Bewegung als Antwort auf eine äußere Krafteinwirkung auf die Schädelbasis. Diese Muster sind nicht physiologisch, aber innerhalb bestimmter Grenzen können sie toleriert werden, ohne dass sie wichtige Funktionen beeinträchtigen. Ich habe sie nach den Vorgängen an der sphenobasilaren Verbindung benannt; aber das, was Sie bei der Diagnosestellung in der gesamten Kopfform sehen, ist oft ein Rätsel.

Eines der Rätsel, die Sie bei Ihrer Diagnose manchmal antreffen werden, sind diese widersprüchlichen Informationen. Möglicherweise finden Sie unten einen Kopf vom Extensions-Typ und oben ein Schädeldach vom Flexions-Typ. Oder Sie treffen das genaue Gegenteil an, eine Basis in Flexion mit einem Dach in Extension. Was ist da passiert? Die Antwort liegt darin, die kondylären Anteile des Os occipitale und deren Einfluss auf den gesamten Mechanismus zu verstehen.

Anatomische Anschauungsexemplare von Schädeln geben Ihnen eine Vielzahl von Hinweisen. Die wichtigste Information ist die Gestalt des Foramen magnum. Analysieren Sie an allen Exemplaren, die Sie finden, die Bedingungen, die an der Formung des Foramen magnum beteiligt sind. Sie erkennen die Vielgestaltigkeit des ‚Loches im Baum‘ (Das Foramen magnum). Visualisieren Sie, was die von Ihnen beobachteten und analysierten Verhältnisse an der Schädelaußenseite für die Räume im Inneren jedes einzelnen Cranium bedeuten. Lokalisieren Sie in Ihren mentalen Bildern die Falx cerebri und das Tentorium cerebelli, wie sie dazu beitragen, den Raum zu formen, der Truncus cerebri, Cerebellum und die zerebralen Hemisphären enthält.

Ein asymmetrischer Schädel kann beispielsweise auf einer Seite eine zusammengedrängte und auf der anderen Seite eine ausgedehnte Hirnhälfte zeigen. Die Situation kann so analysiert werden, dass die funktionellen Auswirkungen diagnostizierbar sind. Die Wissenschaft der Osteopathie zeigt uns einen Weg, wie man Veränderungen in der Gestalt der Räume derart klar sieht, dass man sich eine Möglichkeit, die dazugehörigen Funktionen zu verbessern, ausdenken kann.

Wenn Sie verwirrt sind, was diese widersprüchlichen Informationen bedeuten, können Sie daraus schließen, dass ein ganz spezielles Muster an der sphenobasilaren Verbindung vorliegt. Das kann die Situation eines ‚krummen Zweiges‘ sein oder eine Reaktion auf eine Kraft von außen.

Denn es sind zusätzlich zu den Mustern von Sidebending/Rotation und Torsion auch Strains in andere Richtungen möglich. Ich nenne diese möglichen Muster laterale Strains und vertikale Strains. Dies bedeutet, dass das Corpus sphenoidalis und der Proc. basilaris des Os occipitale so bewegt wurden, dass sie in Bezug zueinander entweder nach oben, nach unten oder zu einer Seite hin geschoben worden sind.

Es kann zum Beispiel einen vertikalen Strain geben, wobei die Basis des Os sphenoidale erhöht und die Basis des Os occipitale gesenkt ist. Oder das Os sphenoidale ist tiefer und das Os occipitale steht höher. Es kann auch einen lateralen Strain geben. Dann befindet sich die Basis des Os sphenoidale links und die Basis des Os occipitale rechts oder das Os sphenoidale rechts und das Os occipitale links. Man benennt diese Muster am einfachsten nach der Stellung des Corpus sphenoidalis, da dies dann die Position des Proc. basilaris des Os occipitale impliziert.

Unter bestimmten Umständen kann die Schädelbasis durch traumatische Kräfte komprimiert sein. Diese Kräfte zeigen sich am Schädel des Erwachsenen als Kompression an den Gelenkverbindungen. Bei Neugeborenen und Kindern können Traumen ebenfalls eine Kompression hervorrufen. Zusätzlich können diese Kräfte, die mit dem Wachstum akkumulieren, dafür sorgen, dass ein schon bestehendes Muster komprimiert wird. Diese Patienten werden manchmal ‚Kinder mit festen Köpfen‘ genannt. Wenn Ihre diagnostische Vorgehensweise einen derartigen Zustand aufdeckt, spricht man ganz einfach von Kompression der Schädelbasis.


ZEICHNUNG I–17: SCHEMATISCHE MUSTER DER SPHENOBASILAREN VERBINDUNG

Beachten Sie, dass bei vertikalen und lateralen Strains Os sphenoidale und Os occipitale in der gleichen Richtung um parallele Achsen rotieren.

Vertikaler Strain hoch: Als Folge der Knochenrotation steht die Basis des Os sphenoidale relativ erhöht, wohingegen der basilare Anteil des Os occipitale relativ abgesenkt ist.

Lateraler Strain rechts: Als Folge der Knochenrotation ist die Basis des Os sphenoidale relativ nach rechts verschoben, der basilare Anteil des Os occipitale dagegen relativ nach links.

Ich nutze den Kontakt am Schädeldach für eine systematische Diagnose des Zustands und der Muster an der Schädelbasis. Das heißt, ich wende sämtliche Bewegungstests aller von mir beschriebenen Muster an. Sie können auch andere Kontakte benutzen, Ihre eigene diagnostische Vorgehensweise entwickeln und dadurch jederzeit zum gleichen Verständnis des Mechanismus Ihres Patienten kommen. Ihre visuelle und palpatorisch beobachtende Routine liefert Ihnen zahlreiche Details. So wird Ihnen klarer, was man durch die Diagnose der Außenseite über die Gestalt der Innenräume erfahren kann.

Ich möchte nochmals betonen, wie wichtig es ist, Os sphenoidale und Os occipitale als Räder zu visualisieren. Bei diesem Bild können Sie einen bestimmten Ort auf einer Speiche des Rades oder auf seinem Umfang bestimmen. Lokalisieren Sie das Foramen magnum auf dem Rad des Os occipitale. Sie fühlen, dass sich das Foramen magnum nach vorne und ein wenig nach oben bewegt, sobald sich das Os occipitale in Flexion dreht. Gleiches gilt, sobald das Os sphenoidale zirkumrotiert. Sämtliche Speichen des Rades werden auf einen anderen Platz gedreht. Diese Tatsache kann Sie bei Ihrem Verständnis unterstützen.

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