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13. DIAGNOSE UND BEHANDLUNG DIAGNOSE

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Es gibt mehrere Grundsätze, die ich angewandt habe, um die Situation am lebendigen Kopf zu diagnostizieren. Der erste wichtige Punkt in diesem Prozess ist der Gebrauch Ihrer Hände bei der Palpation und den Bewegungstests. Dabei können Sie Ihren Tastsinn ebenso nutzen wie Ihr Sehvermögen, um Beobachtungen zur Schädel und Gesichtsform als Ganzes und auch im Detail anzustellen. Sie können zahlreiche Orientierungspunkte, die Größe und Form einzelner Knochen erspüren und den Verlauf der Suturen ertasten. Diese erste Untersuchung ist relativ oberflächlich, aber sie ist die Basis für Ihre weiteren Befunde.

Bei der Palpation legen Sie Ihre Finger sanft auf den Schädel, das Abdomen oder eine andere Stelle des Körpers des Patienten. Lassen Sie Ihre Hände sein wie ein Vogel, der auf einem Ast landet, ihn still berührt, um sich schließlich auf dieser Stelle niederzulassen. Während Ihre Finger dort fühlen, sehen, denken und wissen, können sie Ihnen in einer Minute mehr erzählen, als ein fester Griff in einer ganzen Stunde erfassen kann. Sie werden sich darin üben, zu beobachten ohne einzugreifen. Wenn Sie versuchen, das Schädeldach fest anzufassen, erfahren Sie nicht viel, da Sie den Tastsinn, den Propriozeptions-Sinn, mit der Bewegungskraft Ihrer Hand vermischen werden.

Jetzt möchte ich Ihnen etwas darüber erzählen, wie man die Berührung am Schädeldach nutzen kann, um die Vorgänge im Gelenkmechanismus der Schädelbasis zu erkennen und zu verstehen.

Zunächst muss ich erwähnen, dass Sie die Gelenkverbindungen der Knochen der Schädelbasis nicht direkt ertasten können. Deshalb wird Ihnen die Berührung des Schädeldachs zwei Dinge sagen: erstens Fakten über das Schädeldach selbst und zweitens Fakten über die Schädelbasis, die Sie über das Schädeldach wahrnehmen können.

Den manuellen Kontakt, den ich bei der Untersuchung des Schädeldachs zur Diagnose der Bewegung in der Schädelbasis am nützlichsten finde, kann man sich wie eine Zange vorstellen. Das heißt, Hände und Arme funktionieren gemeinsam wie besagtes Werkzeug. Es handelt sich hierbei um eine Modifikation jener Art des Kontakts, die Dr. Still bei seiner ‚Handgelenk-Technik‘ lehrte. Um das Schädeldach zu berühren, sitzt der Therapeut am Ende der Behandlungsbank und der Patient liegt auf dem Rücken. Der Therapeut platziert die Handinnenflächen auf den Ossa parietalia, also dem Schädeldach seines Patienten. Seine Daumen sind oberhalb des Vertex gekreuzt und seine Arme hängen entspannt von den Schultern. Dieses Arrangement kann man mit einer Zange vergleichen. Die Innenflächen der Finger passen sich dem Kopf des Patienten so an, dass man sie gut nutzen kann. Das Überkreuzen der Daumen schafft ein kleines Fulkrum, wie das Fulkrum einer Zange. Die Unterarme des Therapeuten entsprechen den Griffen der Zange.

Dann lernen Sie die Muskeln des Unterarms, die Flexoren, zu benutzen, um Ihren Kontakt am Patienten zu beeinflussen. Der Therapeut benutzt den M. flexor digitorum profundus und den M. flexor pollicis longus bei der Entwicklung seiner manuellen Fähigkeiten. Beachten Sie, dass meine Finger bei meiner Demonstration dieses Kontakts am Schädeldach nicht zu weit unten an der Seite des Patientenkopfes liegen. So kann ich nämlich die Schädelbasis nicht erreichen. Die Kontaktaufnahme mit den Ossa parietalia erfolgt durch die Innenflächen der proximalen Fingeranteile auf und hinter den Tubera parietalia.

Die Berührung ist plastisch, nicht fest, und erlaubt mir ein leichtes Liften, sobald sich die Ossa parietalia lateral bewegen. Die Anguli posteriores inferiores bewegen sich anterolateral. Die Bewegung an diesem Angulus verläuft auch nach oben und ist weiträumiger als die Bewegung der Anguli anteriores inferiores. Die Gelenkführungen tragen die Bewegung einfach weiter, sobald diese in Richtung Außenrotation begonnen hat. Die Bewegung in diese Richtung findet statt, wenn sich die sphenobasilare Verbindung in ihre Flexionsposition begibt.

Sie müssen also das Schädeldach lediglich in seine Flexionsposition bewegen – ihm sozusagen einen kleinen ‚Anstoß‘ geben. Die Flüssigkeit, die Tide, trägt es dann weiter zu seinem vollen Ausmaß der Flexionsbewegung. Sie zwingen also die Bewegung nicht über diesen Punkt im Bewegungsausmaß hinaus, welcher sich ergibt, wenn die Flüssigkeit weiterführt, was Sie begonnen haben. Die gleiche Vorgehensweise wird angewendet, um die Bewegung in Extension zu initiieren. Sie brauchen nur das Fulkrum, die gekreuzten Daumen, durch die Griffe, also die Unterarme, zu verändern. Wenden Sie eine geringe Kompression an, der ein Drehen der Ossa parietalia in Richtung Innenrotation folgt. Dies initiiert eine Extensionsbewegung an der sphenobasilaren Verbindung. So können Sie diagnostizieren, ob die Schädelbasis sich weiter in Flexion als in Extension bewegt oder umgekehrt. Sie werden es wissen, da Sie nichts erzwungen haben. Sie haben lediglich der Tide erlaubt, das Schädeldach in seinem normalen Bewegungsausmaß in Flexion und Extension zu bewegen.

Das große Sutherland-Kompendium

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