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Nach so viel Madiran reichen ein paar Stunden Schlaf nicht, selbst nicht für einen geeichten Franzosen

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„Hallo … ha - llo …!“

„Wer ist ha-ha-llo?“

„Hallo, hallo! Aufstehen! Es ist halb zehn!

„Abends?“

„Edouard, werde wach! Wir haben gleich Filmaufnahmen!“

„Edouard muss noch lange schlafen - bonne nuit!“

Penner! Da kommt wieder der Clochard raus. Er ist dann doch ein echter Südfranzose, ein Elsässer würde sich nie so gehen lassen. Das hat man davon, wenn man sich mit einem unbekannten Individuum einlässt: Lebensdisziplin schwach, Showeffekte groß. Und Kopfweh habe ich auch, zu zweit drei Flaschen, bravo, jetzt bin ich auch schon ein wenig Südfranzose. Edouard wird wohl so schnell nicht wach, ich muss, egal wie, die Fragen für Madame rekapitulieren, die Stichpunkte rausschreiben und auf mein Kurzzeitgedächtnis hoffen. Früher war das mal gut, an der Börse hatte ich ständig mindestens dreißig aktuelle Kurse bis auf zwei Stellen hinter dem Komma im Griff. In einer halben Stunde spätestens wecke ich ihn, dann muss er mich fertig machen für meine Show, mit Einkaufen wird es nichts mehr, ich werde mich in fremden Kleidern aus einem Billigkaufhaus vor Millionen Menschen präsentieren müssen. Aber ich wollte ja Abenteuer, jetzt habe ich sie zu Genüge.

„E D O U A R D!!! Herzlich willkommen im neuen Tag - es ist zehn Uhr!“

„Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.“

„Ja, Raoul war gestern. Danke.“

„Bitte.“

„Kannst du mir bitte helfen, mich für die Show fertig zu machen mit deinen Sachen?“

„Erst duschen, Zähne waschen, viel Kaffee machen. Danach bin ich voll und fit für dich da!“

„Voll bist du jetzt noch, vielleicht bringt’s der Kaffee.“

Kaffee zu schwach, er schläft sofort wieder ein:

„E D O U A R D!!! Es ist halb elf! Ich bin frisch geduscht, ein großer Kaffee steht vor dir, bitte werd wach!“

„Oh là là, schon halb elf, da müssen wir uns beeilen! Ouille, ouille, mein Kopf!“

„Mit solchen Situationen wirst du doch zurechtkommen, das ist doch bei dir fast jeden Morgen so. Was soll ich machen?“

„Ganz ausziehen und dich im großen Schrank bedienen: schwarze Unterhose, schwarze Socken, dunkelgrüne Hose, schwarzer Gürtel, weißes Hemd, Manschettenknöpfe in der Schublade, rote Krawatte, dunkelblaues Jackett. Schau bitte überall nach, ob vielleicht noch ein Tati-Etikett dran ist. Und zwei kleine Schuss Parfum aus der dreieckigen Flasche, das kostet extra, weil sehr teuer, daran spare ich nie. So, und nun sag schön artig ‚merci‘ zu deiner Mami!“

„Ph, nun sehe ich aus wie ein Dandy und stinke wie eine Nutte.“

„Das bist du ja auch, eine Nutte der Kommunikation-Show. Die Welt braucht dich, du bist nun eine Illusion der Widersprüche: Im wirklichen Leben stinklangweilig, bürgerlich und phantasielos und vor der Linse der attraktive Lebemann, der sich zu Recht klonen lässt. Jetzt stimmt die Welt für alle. Wie du mit diesen beiden Welten zurechtkommst, ist dein Problem. On y va, wir müssen rüber, deine neue Welt beginnt in fünf Minuten. Haben wir die letzte Frage beantwortet? Wie heißt dein Klon?“

„Raoul.“

„Paul und Raoul, c’est magique! Wer hatte die Idee?“

„Ich, du hast schon geschlafen.“

„Non, der Madiran hat uns die Idee gegeben. Vive le bon rouge!“

Vater und Klon

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