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Der abgebrochene Wurzelstift

Problem: Ein Wurzelstift ist frakturiert – was tun?

Wir haben viel gelernt in den letzten Jahren. Es wurde vieles vermutet, ohne dass eine richtige Überprüfung stattfand – ja, es geht um Stiftaufbauten. Folgende Fehler wurden u. a. gemacht:

 Die Stifte waren zu lang.

 Die Stifte waren zu dick.

 Die Zementierung erfolgte konventionell statt adhäsiv.

 Bei gegossenen Aufbauten wurden die Stifte gegossen statt vorgefertigt gezogen.

 Die Wurzel über der Gingiva war zu kurz (Minimum ist 2 mm zirkulär).

 Die Schraube setzt die Wurzel unter Spannung, was garantiert zu einer Fraktur führt.

Mitte der 90er Jahre lagen die Ergebnisse der Universität Zürich von Velvart, Schärer und anderen Autoren auf dem Tisch. Der Wurzelstift ist ausschließlich zur Retention des Aufbaus da und schient in keiner Weise den wurzelkanalbehandelten Zahn. Wenn der Stift zu lang und zu dick ist, besteht eine erhöhte Frakturgefahr. Die Frakturen treten oft erst nach einigen Jahren auf, aber dafür garantiert. Wer wie der Autor 30 und mehr Jahre zahnärztlicher Praxis überblicken kann, wird dies in jedem Fall bestätigen können.

Konventionell zementierte Metallstifte lassen sich meist mit dem Trepansystem des Masseran-Kits erfolgreich entfernen (Abb. 1). Aber in der ästhetischen Zahnheilkunde von heute werden häufig Stifte aus Zirkonoxid adhäsiv zementiert. Was machen wir, wenn ein solch extrem harter Stift bricht, dessen Zement nicht gelockert werden kann?

Abb. 1 Das Masseran-Kit, ein Trepanbohrersatz zum Entfernen frakturierter Wurzelstifte und Wurzelkanalinstrumente

Die erprobte Lösung: Der direkte Trepanaufbau

Ein adhäsiv zementierter Zirkonoxidstift kann in den seltensten Fällen entfernt werden – die Wurzel frakturiert zumeist. Wie können wir den Zahn retten und die frakturierte Krone mit einem neuen Aufbau versorgen sowie anschließend rezementieren? Dazu hat sich der Kollege Brandau aus Wilhelmshaven etwas einfallen lassen. Er hat einen Trepanaufbau aus Titan kreiert, und die Firma Komet hat ihn hergestellt. Anhand eines Patientenfalles soll diese wirklich letzte Rettungsmöglichkeit eines mit einem Zirkonoxidstift versorgten Zahnes im Folgenden demonstriert werden.

Bei einem 60-jährigen Patienten war die Krone des Zahnes 12 durch Stoßeinwirkung auf Gingivaniveau frakturiert. Die Krone war von einem Kollegen noch zweimal mit Kompositzement befestigt worden, aber der Halt währte nur wenige Stunden (Abb. 2 bis 7).

Abb. 2 Der Patient in der Praxis – Zahn 12 ist frakturiert


Abb. 3 Die Krone ist auf Gingivaniveau gebrochen


Abb. 4 In der Aufsicht ist der gebrochene Zirkonoxidstift in der Mitte erkennbar


Abb. 5 Die Fraktur in der Einzelzahnröntgenaufnahme


Abb. 6 Die frakturierte Krone

Abb. 7 Die frakturierte Krone mit Zementresten von basal gesehen

Unter der Krone befand sich ein direkter Aufbau mit einem adhäsiv befestigten Zirkonoxidstift, der nicht mehr entfernt werden konnte. So bestanden die Alternativen darin, den Zahn zu extrahieren oder eine Brücke bzw. ein Einzelzahnimplantat vorzusehen. Mit dem Repair Post Set 4317 der Firma Komet, einem Trepanaufbauset, ist es möglich, in einer solchen Situation einen letzten Rettungsversuch durchzuführen (Abb. 8 und 9).

Abb. 8 Das Repair Post Set 4317 (Komet)

Abb. 9 Das Prinzip des Trepanaufbaus in der schematischen Darstellung

Zuerst wurde der frakturierte Zirkonoxidstift mit dem Trepanbohrer (Abb. 10 und 11) im Zahn „umbohrt“ (Abb. 12 und 13). Zur besseren Anschaulichkeit sei das Vorgehen in den Abbildungen 14 bis 18 an einem extrahierten Zahn demonstriert. Bei einem neuen System ist es immer empfehlenswert, die Methode und Anwendung erst einmal an einem extrahierten Zahn zu üben!

Abb. 10 Die Trepanbohrer des Systems

Abb. 11 Die schneidenden Enden der Trepanbohrer

Abb. 12 Der Zirkonoxidstift wird im Mund umbohrt

Abb. 13 Der umbohrte Zirkonoxidstift

Abb. 14 Die Umbohrung am extrahierten Zahn


Abb. 15 Der Trepanaufbau – das Oberteil entspricht dem Vlock-Ankersystem (Komet)


Abb. 16 Der Positionierungsschlüssel


Abb. 17 Die Situation am extrahierten Zahn

Abb. 18 Der am extrahierten Zahn eingeschraubte Aufbau

Der Trepanaufbau wurde am Patienten einprobiert (Abb. 19) und mit dem Spezialkleber DTK (Abb. 20), der mit Licht vorgehärtet werden kann, sorgfältig einzementiert (Abb. 21). Die Aushärtungszeit von 12 Minuten wurde mit der Uhr kontrolliert. Zur Verdeutlichung der Situation am und im Zahn dienen die in den Abbildungen 22 und 23 gezeigten Schliffbilder des extrahierten Zahnes.

Abb. 19 Der am Zahn 12 eingeschraubte Aufbau zur Einprobe hinsichtlich Länge und Durchmesser

Abb. 20 Der DTK-Kleber (Fa. Bredent)

Abb. 21 Der zementierte Trepanaufbau

Abb. 22 Der zementierte Trepanaufbau im Zahnschnittbild. Wurzelkanalfüllung, Zirkonoxidstift und Trepanaufbau sind deutlich zu erkennen

Abb. 23 Der Zahnschnitt in der Vergrößerung – die gute Passform des Aufbaus ist deutlich zu erkennen

Die Krone wurde im Labor unter dem Stereomikroskop vorsichtig ausgebohrt (Abb. 24) und anschließend im Mund einprobiert. Dabei war es notwendig, den Aufbau etwas zu beschleifen. Nach Beschickung des zementierten Aufbaus mit dem DTK-Kleber wurde die Krone innen eingestrichen und dann zementiert (Abb. 25). Bei unsicherer Positionierung sollte eine inzisale Positionierungshilfe aus Kaltpolymerisat (z. B. Pattern Resin) angefertigt werden.

Abb. 24 Die ausgebohrte Krone (Basalansicht)

Abb. 25 Der mit Kompositzement beschickte Trepanaufbau

Abbildung 26 zeigt die Krone wieder in situ (Abb. 26). Nach sorgfältiger Okklusions- und Artikulationskontrolle wurde der Patient entlassen.

Abb. 26 Die Endkontrolle

Materialliste

1 Repair Post Set 4317 (Komet, Fa. Brasseler, Lemgo).

2 DTK-Kleber (Fa. Bredent, Senden).

3 Pattern Resin (Fa. GC Germany, München).

4 Masseran-Kit (Fa. Micro-Mega, Oberursel).

Die dentale Trickkiste

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