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ОглавлениеBrückenpfeiler gehen verloren – was tun?
Problem: Bei einer mehrspannigen Brücke gehen Pfeiler verloren
Eine Schmerzpatientin (Abb. 1) meldete sich und berichtete von starken Beschwerden im Bereich ihrer ausgedehnten Oberkieferbrücke (Abb. 2 und 3). Die Untersuchung und das angefertigte Orthopantomogramm (Abb. 4) ergaben folgenden Befund:
Abb. 1 Die Schmerzpatientin
Abb. 2 Die festsitzende Brücke mit Problemen
Abb. 3 Palatinalansicht der 20 Jahre alten Brücke
Abb. 4 Orthopantomogramm der Patientin
festsitzende Brücke 16 15 B 13 B B B B B 24 B 26 (Alter: 20 Jahre);
Lockerungsgrad der Brücke: 0 bis I;
Pusaustritt Regio 24, Wurzelreste palatinal sichtbar (Abb. 5 bis 7);Abb. 5 Die sichtbaren, nach palatinal verschobenen kariösen Wurzeln des Zahnes 24Abb. 6 Einzelröntgenbild zur Situation am Zahn 24 (orthoradial)Abb. 7 Einzelröntgenbild zur Situation am Zahn 24 (mesialexzentrisch)
pulpitische Beschwerden an Zahn 27 (Vitalitätsprobe +++).
Die Patientin ist Erzieherin in einem Behindertenheim und war zu der Zeit unabkömmlich. Wie konnte sie sofort im Sinne einer prothetischen ersten Hilfe versorgt werden?
Die erprobte Lösung: Abstützung der Brücke mit provisorischen Implantaten
Um die gelockerte Brücke abzustützen, sollten zwei provisorische Implantate zwischen den Zähnen 21 und 22 sowie 22 und 23 inseriert werden. Zur Befestigung mit dem Brückenkörper wurden in diesen Bereichen zwei vertikale Retentionsrinnen gefräst (Abb. 8). Dies geschah vor dem chirurgischen Eingriff, um Metallspäne in der Extraktionswunde zu vermeiden.
Abb. 8 Die Retentionsrinnen werden palatinal-vertikal in die Brücke gefräst
Der Bereich der Wurzelreste von Zahn 24 wurde palatinal aufgeklappt ( Abb. 9), so dass die Wurzelreste sichtbar wurden. Dann wurden die Bruchstücke mit einem Luxator luxiert (Abb. 10 und 11) und mit einer Diamantpinzette herausgenommen. Ferner wurde mit einer überlangen Diamantfräse der Wurzelstift abgetrennt (Abb. 12).
Abb. 9 Die palatinale Aufklappung
Abb. 10 Luxation der Wurzelreste mit dem Luxator
Abb. 11 Extraktion der Wurzelreste
Abb. 12 Die extrahierten Wurzelreste und der abgetrennte Wurzelstift des Zahnes 24
Luxatoren sind eine Kombination aus Periotom und Bein’schem Hebel (Abb. 13). Sie werden ausschließlich vertikal angewandt. Zuerst wird mit vertikal schneidenden Bewegungen das Ligamentum circulare durchtrennt und anschließend mit vertikalen Drehbewegungen die Wurzel luxiert und mit der Extraktionszange herausgenommen. Ein Nahtverschluss beendet den chirurgischen Eingriff. Luxatoren sollten keinesfalls horizontal angewendet werden, weil sie dafür nicht geeignet sind und bei falschem Gebrauch die Gefahr eines Bruches besteht.
Abb. 13 Der Luxator
Es ist verblüffend, wie leicht mit den Luxatoren Extraktionen gelingen. Das Prinzip für die erfolgreiche Extraktion heißt heute: kein schwellender Bizeps und kein kräftiges Wuchten mit ständiger Bruchgefahr, sondern feine taktile Luxation mit Luxatoren und anschließendes Herausnehmen des Zahnes mit der Extraktionszange. Für die verschiedenen Zahnformen und Kieferregionen steht ein ausgeklügelter Satz von Luxatoren zur Verfügung (Abb. 14).
Abb. 14 Der Luxatorsatz
Zur Abstützung der Brücke (Pfeilervermehrung) wurden die provisorischen Implantate MTI (Modular Transitional Implants) der Firma Dentatus verwendet (Abb. 15 und 16). Ausgerichtet durch die Rententionsrinnen, wurden Bohrungen mit einer Tiefe von ca. 10 mm durch die Gingiva eingebracht (Abb. 17 und 18). Danach wurden die provisorischen Implantate mit einem Flügelschlüssel auf ca. 15 mm eingedreht und auf Primärstabilität geprüft (Abb. 19 und 20). Die Enden wurden mit einer Fräse eingekürzt (Abb. 21) und mit Hilfe eines Metallklebers mit der Brücke verklebt. Nach sorgfältigem Einschleifen der statischen und dynamischen Okklusion wurde die Brücke auf Kippmomente überprüft (Abb. 22). Abschließend wurden mit einem Orthopantomogramm die gesetzten provisorischen Implantate überprüft (Abb. 23). Dann konnte die staunende Patientin entlassen werden (Abb. 24). Anhand des zweiten Orthopantomogramms wurde später die definitive implantatprothetische Planung vorgenommen (Abb. 25).
Abb. 15 Das MTI-System im Set
Abb. 16 Einzelteile des MTI-Systems
Abb. 17 Implantatbohrung zwischen den Zähnen 21 und 22
Abb. 18 Implantatbohrung zwischen den Zähnen 22 und 23
Abb. 19 Das Einschrauben der provisorischen Implantate
Abb. 20 Die eingeschraubten provisorischen Implantate
Abb. 21 Die eingeschraubten provisorischen Implantate wurden gekürzt
Abb. 22 Die provisorischen Implantate werden mit Metallkleber verklebt
Abb. 23 Kontrolle mit dem Orthopantomogramm
Abb. 24 Die staunende Patientin
Abb. 25 Die implantatprothetische Planung auf dem Orthopantomogramm
Materialliste
1 Luxatoren (Fa. Optima Dental, Kümmersbruck).
2 MTI-System (Fa. Dentatus, Hägersten, Schweden; Vertrieb in Deutschland: Fa. Gert Loser, Leverkusen).
3 Metallkleber (DTK-Kleber, Fa. Bredent, Senden; Alternative: Nimetic, Fa. 3M Espe, Seefeld).