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2 Der Mangel an Gewissheit der Existenz Gottes

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Im 1 Kapitel haben wir bereits verdeutlicht, dass es für Kant zwei Möglichkeiten gibt, Gott zu denken: durch die apriorische und transzendentale Methode wird Gott als ens realissimum verstanden, durch die aposteriorische und analogische Methode als die höchste Intelligenz. In Hinsicht auf die Beziehung zwischen Gott und der Welt ist Gott das Substratum aller Dinge der Welt. Die erste Methode betrachtet Gott als die Materie der Möglichkeit aller Dinge. Die letztere betrachtet Gott als die Grundlage der Verbindung aller Dinge, oder der systematischen Einheit (d.h. der Form).

Wir glauben, dass sowohl Kants Widerlegung der drei traditionellen Gottesbeweise als auch seine positive Betrachtung des Gottesideals als regulatives Prinzip auf die oben geklärte Grundlage zurückgeführt und dadurch verstanden werden müssen. So besteht der hauptsächliche Einwand gegen den ontologischen Beweis darin, dass er die Existenz Gottes aus dem Begriff des entis realissimi herleitet. Dies ist für Kant unmöglich. Allerdings lehnt er den Begriff des entis realissimi selbst nicht ab. Obwohl Kant exemplarisch den physikotheologischen Beweis kritisiert, verbindet er einige der Kerngedanken der Physikotheologie mit dem regulativen Prinzip. Mit anderen Worten, Kant bestreitet nicht die durch die drei traditionellen Beweise anerkannte Idee Gottes, sondern er bestreitet lediglich, dass die Existenz Gottes aus der Gottesidee unmittelbar hergeleitet werden könne. Allerdings können die Eigenschaften Gottes durch die drei traditionellen Beweise bestimmt werden. Auf dieselbe Weise hat Kant postuliert, dass Gott das ens realissimum und die höchste Intelligenz ist, doch gleichzeitig plädiert er dafür, dass ein dadurch erkannter Gott nicht mit Sicherheit als existierend bewiesen werden könne. Kant wird nicht müde zu betonen, dass ein solcher Gott nur eine Idee ist, da er an sich unbekannt ist. Deshalb wird in diesem Kapitel die Frage nach der Gewissheit der Existenz Gottes diskutiert.

In diesem Kapitel wird gezeigt, dass Kant die Gewissheit der Existenz des allerrealsten Wesens (des entis realissimi) leugnet, obwohl er in seiner vorkritischen Periode derartige Behauptungen aufgestellt hat (2.1). Danach wird Gott als die höchste Intelligenz, die durch die aposteriorische und empirische Analogie erkannt wird, analysiert. Es wird auch festgestellt, dass die Gewissheit der Existenz dieser höchsten Intelligenz nicht garantiert ist (2.2). Anschließend kommen wir zur Erkenntnis, dass diese beiden Methoden, Gott zu denken, Kant zufolge die Existenz Gottes nicht erweisen können. Gleichzeitig gibt es keinen Grund, die Existenz Gottes zu leugnen. Daher ist für Kant die endgültige Gewissheit der Existenz Gottes fragwürdig (2.3). Diese Schlussfolgerung gilt als Grundlage für das 3. Kapitel, in dem deutlich wird, dass Kant die Gewissheit der Existenz Gottes in einer freien Ordnung (durch Moralität) wieder festgestellt hat.

Religionsbegründung ohne Erkenntnis Gottes

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