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Fünf

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Ganz anders löste sich dann die Sache mit dem Büro. Eines Tages sprach mich nach der Schulung mein Mitarbeiter Jan Abendroth an und fragte, ob ich noch an einer Wohnung interessiert sei. Natürlich hatte ich Interesse. Denn zum einen war unsere Schwarzwohnung nicht das Nonplusultra, und zum anderen brauchte ich ja auch immer noch ein Büro. Herr Abendroth meinte, er hätte da eine kleine Wohnung für mich. Da er mit seiner Freundin, der Frau Doktor, zusammenziehen wollte, würde seine bisherige Wohnung frei und ich könne diese von ihm mieten. Super dachte ich. Und er würde sogar einen Großteil der Einrichtung drin lassen. Na, umso besser. Wo die Wohnung denn läge und wie groß sie wäre, wollte ich wissen. Die Wohnung befände sich in einem sogenannten Altneubau in der Uranusstraße in Trotha, im halleschen Norden. Eine Zweiraumwohnung mit etwa neununddreißig Quadratmetern und Fernwärme. Optimal dachte ich noch und geriet bereits in leichte Euphorie. Was sie denn kosten solle, wollte ich noch wissen. Konnte ja nicht viel sein, bei der Größe, und weil Wohnungen in der DDR nun wirklich billig waren, ging es mir durch den Kopf.

Da sagt der Kerl doch mit einem verschmitzten Lächeln: fünfhundert D-Mark. Wie bitte? Erst dachte ich, ich hätte mich verhört. Hatte ich aber nicht. Er hatte tatsächlich fünfhundert D-Mark gesagt. Auf meinen Einwurf, dass das doch gar nicht sein könne, dass die Genossenschaft bei der Neuvermietung soo viel mehr nehmen würde, lächelte er wieder. Es wäre ja auch keine Neuvermietung, denn er bliebe weiterhin Mieter und ich würde offiziell über die Genossenschaft gar nicht an solch eine Wohnung herankommen. Letzteres leuchtete mir aufgrund der Erfahrung mit dem Wohnberechtigungsschein ein.

»Sie müssen die Wohnung ja nicht nehmen«, verdeutlichte er mir noch einmal die Möglichkeiten.

»Außerdem lasse ich Ihnen ja fast alles drin«, lockte er.

Noch vor zwei Monaten konnte der nur von der D-Mark träumen und nun hatte er schon den Bogen raus, wie man diese am einfachsten vermehrte. Er schien die bevorstehende Wiedervereinigung nicht unbedingt zu bejubeln, hatte aber anscheinend den wesentlichen Aspekt der Marktwirtschaft, die monetäre Mehrung, zügig verinnerlicht. So schnell konnte das gehen. Mir verschlug es fast die Sprache, aber okay, gucken wir uns die Wohnung einmal unverbindlich an, überlegte ich mir.

Gesagt, getan. Die Wohnung lag im dritten Stock eines sogenannten Altneubaus. Es handelte sich hierbei um Häuser, die kurz nach dem Krieg, noch mit herkömmlichem Satteldach und in der Regel drei- bis viergeschossig, hochgezogen worden waren. Meist mit dünnen Wänden ohne viel Schall- oder Wärmeschutz. Also noch kein richtiger Altbau, aber für einen Neubau eben schon zu alt. Halt ein Altneubau. Hinter der Wohnungstür ein schmaler, kurzer Flur. Auf der linken Seite, nur durch einen Vorhang vom Flur getrennt, denn für eine Tür fehlte der Platz, eine kleine, schlauchartige Küche, komplett eingerichtet. Dahinter das Bad. Der Raum war so schmal, dass die Tür im Millimeterabstand an der Ecke der Badewanne vorbeilief. Aber immerhin eine Badewanne. Am Ende des Ganges befand sich dann das Wohnzimmer, von dem das Schlafzimmer, abging.

Das Wohnzimmer war mit einem alten 50er-Jahre-Schrank, einem ebensolchen Schreibtisch mit Holzstuhl sowie einem Tisch mit zwei alten abgewetzten Sesseln eingerichtet. Das sogenannte Schlafzimmer enthielt einen Schlafzimmerschrank und ein altes Bett. War das alles hässlich. Im Westen hätte man die komplette Einrichtung auf den Sperrmüll geworfen. Horst hatte in seinem jugendlichen Optimismus noch gefragt, ob die Wohnung Telefon hätte. Hatte sie natürlich nicht.

Nehmen wir die? Oder richtiger gefragt nehme ich die? Denn von Horst war noch nicht viel finanzielle Beteiligung zu erwarten. Dafür waren seine Umsätze einfach zu mau. Nach Abwägung der Vorteile gegen die Wuchermiete entschied ich mich dafür, die Wohnung zu nehmen. Entscheidender Vorteil war, dass ich so eine offizielle Büroadresse angeben konnte, wo ich postalisch erreichbar war und wo ich mich mit Mitarbeitern und Kunden verabreden konnte. Dass dieses »Büro« in einem Mietshaus lag und auch von der Einrichtung nicht sehr ansprechend daher kam, stellte kein Problem dar, denn damals wurde überall noch viel improvisiert. Wichtig erschien mir, einfach überhaupt eine offizielle Adresse zu haben. Die Wuchermiete konnte ich mir damals leisten.

Die Wohnung hatte noch einen anderen, nicht ganz unwichtigen Vorzug. Sie verfügte über ein Bad mit Badewanne und es gab, Fernwärme sei Dank, heißes Wasser direkt aus dem Hahn. Denn das fehlte schließlich bei unserer Bleibe in der Großen Ulrichstraße. Durch die Fernwärme konnte man die Wohnung im Winter problemlos beheizen, was auch nicht verkehrt war.

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