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Sieben

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Privat hatten Horst und ich es uns in der Wohnung in der Großen Ulrichstraße, mit unserer spärlichen Einrichtung, inzwischen gemütlich gemacht, so gut es ging. Mit der Batterie leerer Weinflaschen auf dem Flur lernte ich, zu leben. Warum sollte ich die wegbringen, da ich sie nicht mal angeschleppt oder wenigstens leer getrunken hatte. Außerdem wohin damit? Glascontainer gab es damals nicht und abgeben konnte man die auch nirgendwo. Die beiden Mülltonnen unten im Hauseingang waren ohnehin meist überfüllt. So konzentrierte sich der Kampf gegen die Vermüllung und den Siff in der Wohnung auf die Küche und das Klo. Was völlig ausreichte.

Malte und vor allem Mia hatten es nicht so mit der Sauberkeit, wobei sich Malte zumindest noch Mühe gab. Beide studierten in Halle an der Uni und brachten oft ihre Studienkollegen mit in die Wohnung, was zur Folge hatte, dass später alle Kaffeebecher, und davon gab es wirklich viele, schmutzig in der Spüle standen. Jeder mit einem zwei Zentimeter hohen Kaffeebodensatz. Das konnte schon nerven. Auch die Vorräte im Kühlschrank neigten dazu, sich in Verbindung mit vorhandenem Brot sehr schnell in Luft aufzulösen. Wenn ich dann mal was sagte, wurde Mia gleich schnippisch:

»Eh, nun reg dich doch nicht wegen so ‘ner Kleinigkeit auf.« Aber neues Brot hat sie trotzdem nicht gekauft.

Nachdem die beiden das erste Mal gesehen hatten, wie wir im Anzug, mit blinkenden Schuhen, Aktenkoffer und dem Overheadprojektor zur Schulung loszogen, kamen wir ihnen sowieso nicht ganz geheuer vor. Trotzdem, gerade mit Malte verstanden sich Horst und ich ziemlich gut und wir saßen oft abends biertrinkend in der Küche zusammen. Oder wir tauschten eben noch Anzug gegen Jeans und T-Shirt und gingen noch auf ein Bier ins Nöö.


Beim Café Nöö handelte es sich um eine Eckkneipe und die befand sich im Erdgeschoss des Hauses der Reformbewegungen in der Großen Klausstraße, von uns in fünf Minuten zu Fuß erreichbar. Aus diesem Haus gingen 1989 die Demonstrationen in Halle hervor. Hier saßen die Bürgerbewegungen von Halle, die im letzten Herbst ähnlich wie in Leipzig und anderen Städten zum Mauerfall geführt hatten. Die Einrichtung der Kneipe war schlicht, aber an den Wänden gab es meist recht interessante Fotoausstellungen. Hier wären wir in unserem Arbeitsdress ziemlich aufgefallen, denn das Publikum war überwiegend alternativ bis subversiv eingestellt. Man trug Schlabberhemden und hob sich mit seinen langen Haaren und Bärten von unserer normalen Kundenklientel ab, was aber privat eher unsere Kragenweite war. Hier mussten wir nicht damit rechnen, Mitarbeiter oder Kunden zu treffen.

Zunehmend entstanden in dieser Zeit des Umbruchs alternative Kneipen und Cafés. So zum Beispiel das Moosmännel in der Großen Brunnenstraße, wo der Besitzer so aussah, als wäre der Laden nach ihm benannt. Die Kneipe lag im Erdgeschoss eines leer stehenden Altbaus. Innen war es total klein und eng, die Beleuchtung spärlich, die Einrichtung vom Sperrmüll und das Publikum schwer alternativ. Weil die Kneipe so klein war, stand man meist halb auf der Straße davor, wobei man immer Angst haben musste, dass Teile der maroden Fassade auf einen herunterstürzen könnten.

Und immer häufiger machten sogenannte Wohnzimmerkneipen auf. Das waren Wohnungen, meist in riesigen alten Häusern gelegen, wo die Bewohner ein, zwei große Räume zur Kneipe umwandelten. Darin befand sich ein mehr oder weniger improvisierter Tresen, ein paar Tische mit Stühlen, Sofas, und das reichte aus. Dadurch, dass Halle Universitätsstadt war, gab es viele junge Menschen hier und durch die Kunsthochschule besonders viele Künstler. Sowohl als auch. Es dauerte nicht lange und man konnte in den halleschen Kneipen immer häufiger den Geruch von Marihuana wahrnehmen.

Das Objekt 5, landläufig nur Objekt genannt, war eine weitere Kneipe. Anfänglich nur eine muchelige Kaschemme in einem heruntergekommenen Altbau, direkt an den Felsen der Burg Giebichenstein gelegen. Aber wohl auch wegen der Nähe zur Kunsthochschule war es schnell total angesagt. Eines Tages überdachten die Betreiber den Innenhof. Nur das Wie lehrte mich fast das Fürchten. Aus alten Paletten als Dachkonstruktion, die man von unten abenteuerlich abgestützt hatte, wurde ein flaches Dach über dem Hof errichtet, auf dem oben Plastikfolie befestigt wurde. Und das hielt tatsächlich jahrelang, was mir ein ewiges Rätsel bleiben sollte. Anders als viele dieser Kneipen überdauerte das Objekt die Zeit und existiert immer noch.


Am ersten Septemberwochenende zog es Horst und mich nach Leipzig. Sylvie hatte fei und war endlich einmal mit dabei. Auf der Festwiese neben dem altehrwürdigen Leipziger Zentralstadion fand ein Open-Air-Festival statt. Ein solches Festival, mit Bands wie Tina Turner, den Simple Minds, Gary Moore und den Toten Hosen aus Düsseldorf hatte es natürlich noch nie in Leipzig gegeben. Dementsprechend groß war der Auftrieb. Im Umfeld des Festivals gab es die üblichen Buden und Stände der fliegenden Händler, wie man es so kannte. Wie der gelernte Wessi es so kannte, muss es eigentlich heißen, denn Open-Air-Festivals wie im Westen gab es zu DDR-Zeiten natürlich nicht. Dementsprechend waren alle Stände dicht von neugierigen Menschen umlagert. Bei einem Blick auf das Angebot mussten wir feststellen, dass dort auch ganz schöner Ramsch für teuer Geld verkauft wurde.


Ein Buchstand fiel uns ganz besonders auf. Hier lagen auf großen Tischen jede Menge Bücher zum Stöbern und kaufen. Doch damit nicht genug, man bekam sogar ein Buch geschenkt. Na, das kam richtig gut an. Ein dickes Buch umsonst. Wir mischten uns unter die Neugierigen und sahen uns um. Überall stand was von Dianetik. Sagte uns so erst mal nix. Auch mit dem Namen des Autors der Bücher, Ron Hubbard, konnten wir zunächst nichts anfangen. Aber in Verbindung mit den bildgewaltigen Einbänden der Bücher und der Tatsache, dass man ein Buch umsonst bekam, dämmerte es mir schließlich.

Scientology! Hier handelte es sich um einen Stand der Scientologen. Na super. Gingen die hier bei den ahnungslosen Ossis auf Dummenfang. Na wartet. Da es bis zum Konzertbeginn noch etwas dauerte, begannen wir jetzt, die Leute anzusprechen und zu fragen, ob sie wüssten, dass es sich hier um Werbung für eine Sekte handele. Wussten sie nicht, zeigten sich aber interessiert, von uns etwas darüber zu erfahren. Als ich Horst über drei Bücherstände hinweg recht laut zurief: »Hey, das ist ja eine Sekte!« und er mir ebenfalls weithin hörbar antwortete: »Echt, das sind Sektierer!« hatten wir die Aufmerksamkeit sicher.

Etliche Leute legten die Bücher zurück und sahen uns an. Dadurch aufgeschreckt tauchte nun der Standbetreiber auf und fragte nach unserem Problem. Wir sagten, dass wir höchstens mit ihm ein Problem hätten und warum nirgendwo stünde, dass er von Scientology sei, was er vehement abstritt. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, neugierig verfolgt von den Umstehenden, die dann doch die Bücher meist wieder hinlegten. Wir hatten unseren Spaß, ihm das Geschäft zu versauen, und das taten wir nach besten Möglichkeiten. Denn immer, wenn wieder Leute an seinem Stand stehen blieben, klärten wir sie über die Hintergründe auf, worauf die meisten gleich weitergingen. Der Typ konnte froh sein, dass irgendwann das Konzert anfing und wir ihn in Ruhe ließen. Es wurde ein tolles Open Air und wir hatten jede Menge Spaß.


Sylvie sah nun das erste Mal unsere Wohnung. Sie guckte beim Anblick dieser, beziehungsweise der »Unordnung«, die dort herrschte, schon etwas komisch, obwohl ich versucht hatte, sie darauf vorzubereiten. Aber das, was man hört, ist das eine und das, was man sieht, das andere. Als ich ihr sagte, dass dies eine Schwarzwohnung sei, hatte sie endgültig große Augen gemacht. Auf meine Frage, wann sie denn nach Halle kommen wolle, wiegelte sie wieder ab.

»Hier in so einer verdreckten Bude will ich nicht wohnen«, stellte sie klar. Und letztlich traute sie dem Braten mit meinem Schritt nach Halle noch nicht so ganz.

Ansonsten gefiel es ihr in Halle ziemlich gut, wobei sie immer wieder staunend dastand und die zerbröselnde, ehemalige Schönheit der Stadt betrachtete. Sie mochte die Menschen hier. Besonders gefiel ihr deren offenes Wesen. Hier lebte nicht jeder hinter seiner Fassade, wie so oft im Westen, sondern zeigte sich noch offen und nicht gekünstelt verstellt. Leider ging dieses gemeinsame Wochenende viel zu schnell vorbei. Am kommenden Samstag sollte bei uns ein großes Hoffest stattfinden. Malte und Mia waren engagiert dabei, dies zu organisieren, sogar Livemusik sollte es geben. Helfen konnten Horst und ich leider nicht viel, da wir eine Menge Termine hatten. Aber wir waren auf das Fest gespannt.


Am Samstag herrschte hektisches Treiben in der Wohnung und vor allem unten im Hof. Dort werkelte man an einer improvisierten Bühne, eine noch viel improvisiertere Stromversorgung wurde zusammengestöpselt und ein leer stehender Schuppen als Bar hergerichtet. Die Hausbewohner schleppten Bierkästen und schmierten Fettbemmen. Fettbemmen kannte man im Westen als Schmalzbrote. Warum man unten im Hof ein riesiges altes Tarnnetz auf dem gepflasterten Boden auslegte, erschloss sich mir erst später.

Gegen Abend füllte sich der Hof und die Party nahm ihren Lauf. Auf der improvisierten Bühne mühte sich bald eine Band ab. Absoluter Trash, aber schön laut. Mangels Mikrofonständer hatte man das Mikro einfach an den Stiel eines alten Besens befestigt, den man mit dem Fuß zwischen die Paletten der improvisierten Bühne gekeilt hatte. Von dem Gesang konnte man absolut gar nichts verstehen. Nicht weil die Anlage so schlecht war, sondern weil Jordan, der Sänger, kein Wort Englisch konnte. Jordan verkörperte optisch den klassischen Rocksänger. Groß, lange Haare, so eine richtige Musikeraura und immer von ein paar hübschen Mädchen umgeben.

Imposant fand ich seine alten Cowboystiefel, die kurz vor dem endgültigen Zerfall standen. Aber das Loch in der Ledersohle hätte sogar den Mann aus der Camel-Werbung zum Erblassen gebracht. Und Malte klärte mich auf, dass man wegen der mangelnden Englischkenntnisse des Sängers einfach einen Verzerrer zwischen Mikro und Verstärker geschaltet hatte. Schon merkte bei der schlechten Verstärkeranlage niemand, dass Jordan eigentlich nur irgendetwas in das Mikro hinein brüllte. Auf so eine Idee musste man erst mal kommen. Jordan sollte später in Halle ein Fachgeschäft für Whiskey aufmachen. Er behielt seine Frisur bei und legte sich neue Cowboystiefel zu, die aber von Beginn an schon wie ewig alt aussahen.

Bei der Party lernte ich die übrigen Bewohner des Hauses kennen. Genauer gesagt handelte es sich dabei nur um die Bewohner aus der Wohnung über uns. Denn von der Kammer für Außenhandel im ersten Stock erschien erwartungsgemäß niemand zu dem Fest und die Dachgeschosswohnung stand leer. Da gab es Ralf Kramer. Ralf war Philosophiestudent und machte mit seiner manierlichen Frisur von allen noch den seriösesten Eindruck. Es stellte sich heraus, dass er sogar noch ein echter Originalmieter mit Mietvertrag war.

Dann wohnte dort noch Herbert, der aus Stuttgart kam. Herbert war undurchsichtig und mir nicht wirklich sympathisch. Er machte etwas im Baugewerbe, was genau, blieb aber unklar. Der Nächste war wieder ein Wessi. Eduard kam aus Kleve, war Ende vierzig, klein, ein schmächtiges Hemd und sah im Mund aus wie Dresden 1945. Er war Handwerker und machte in »Gas, Wasser, Scheiße«, wie er immer zu sagen pflegte, irgendwas gemeinsam mit Herbert. Eduard entpuppte sich als ein Netter. Was ihn nach Halle geführt hatte, bekam ich erst später raus und das war weniger nett. Er hatte sich vor seiner polnischen Ehefrau geflüchtet und wurde wegen ausstehender Unterhaltszahlungen gesucht. Daher tauchte er nach der Grenzöffnung einfach im Osten unter und entging so den finanziellen Forderungen.

Und zu guter Letzt wohnte über uns noch der Bär. Der hieß so, weil er so aussah. Riesengroß, mit ungezähmter rotblonder Lockenmähne, Vollbart und auch ansonsten stark behaart. Den Bär kannten wir schon aus dem Nöö, wo er hinter dem Tresen arbeitete. Na, dann waren wir ja eine illustre Runde. Das Fest war auch illuster: Knalllaute Trashmusik in dem kleinen, vollen Hof, umgeben von hohen, zerfallenden, roten Ziegelwänden, bei diffuser Beleuchtung. Wenn das nicht Punk war.

Und dann am nächsten Morgen der Punk im Kopf. Ich konnte gar nicht sagen, wann mein Kopf schon einmal so dick gewesen war. Ein Wunder, dass ich damit überhaupt durch die Tür passte. Was hatte ich denn gestern alles getrunken? Hallesches Meisterbräu, lauwarm. Davon bekam ich allein schon immer einen dicken Kopf. Na ja, dann sicher noch den einen oder anderen Braunen. Und noch Wodka? Na egal, es reichte auf alle Fälle. Als ich dann aufs Klo musste, wäre es mir lieber gewesen, ich hätte mein Zimmer nicht verlassen können. Boah, war das eklig, und es roch auch so. Ich hatte vorher schon einmal mit Edding an die Wand geschrieben »Pinkelt doch mal im Sitzen«. Im Nachgang zu der Party schrieb ich »Kackt doch mal im Stehen« an die Wand.

Unsere Küche sah nicht viel besser aus. Berge von schmutzigem Geschirr, Müll und kein sauberes Plätzchen mehr. Als ich aus dem Fenster in den Hof schaute, erschloss sich mir endlich das Prinzip mit dem Tarnnetz. Man hatte die vier Ecken zur Mitte des Hofes zusammengelegt, damit den Großteil des Mülls aufgehäuft und diesen dann einfach in eine Ecke gezerrt, schon war der Müll beseitigt. Da blieb der Haufen bis auf Weiteres liegen. Mit einer Flasche Mineralwasser bewaffnet zog ich mich wieder in mein Bett zurück und drehte mir erst mal eine Zigarette. Nicht mal die schmeckte richtig. Zwei Alka Seltzer und eine halbe Stunde später ging es mir tatsächlich etwas besser. Irgendwann tauchte Horst aus seinem Zimmer auf. Oha, der sah aber alt aus.

Am frühen Nachmittag hatten Horst und ich uns so weit berappelt, dass wir die Wohnung verlassen konnten, um etwas essen zu gehen. Nach der Aufnahme einer festen, warmen Mahlzeit, welche wir mit einem gepflegten, frisch gezapften Pils herunterspülten, sah die Welt schon ganz anders aus. So gestärkt kehrten wir in die Wohnung zurück, wo Malte und Mia tatsächlich bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen hatten. Wir unterstützten sie, nur das Klo wollte ich nicht sauber machen. Das machte schließlich tatsächlich Malte.

In unserem Wohnzimmer stand seit letzter Nacht ein richtig großes Bierfass. Hatte ich gar nicht mitbekommen. Wie hatte das den Weg zu uns gefunden? Malte klärte mich auf, dass ein paar Gäste dies mitgebracht hatten. Und woher hatten die das? Natürlich wieder vom Markt, denn da standen doch diese Buden und aus einer der Buden stammte es, berichtete er. Jetzt stand das Dreißig-Liter-Fass also bei uns im Wohnzimmer. Unten steckte ein Hahn drin, oben war es offen. Auf dem Fußboden hatte sich eine kleine Pfütze gebildet und der ganze Raum roch, trotz offener Fenster, wie alte Kneipe. Experimentierfreudig, wie ich war, probierte ich.

Dass der Extrakt aus dem Fass ziemlich trübe ins Glas lief und obendrein lauwarm war, schreckte mich nicht so sehr wie der Geschmack selber. Boah! Was war denn das? Das schmeckte ja wie eingeschlafene Füße. Die Lösung fand sich schnell. Es handelte sich um Weißbier, noch dazu ohne Kohlensäure. Weißbier war ohnehin nicht mein Fall und so schon gar nicht. Auf alle Fälle stand das Fass noch lange dort bei uns im Wohnzimmer und in den ersten Tagen zapften sich meine Mitbewohner immer wieder mal ein Gläschen, bis auch sie nicht mehr mochten.


Ein paar Tage später hatte sich Besuch zum Frühstück angekündigt. Drechsel kommt und bringt Brötchen mit, hatte Malte am Vorabend verkündet. Drechsel kannte ich flüchtig, über irgendwelche Leute, aus irgendwelchen Kneipen. Ob es sich bei dem Namen um seinen Nachnamen oder um einen Künstlernamen handelte, wer wusste das schon? Er stellte auf alle Fälle schon rein optisch eine markante Erscheinung dar: groß, schlank, mit langen rotblonden Locken. Dazu trug er meist einen langen schwarzen Ledermantel und Springerstiefel. Als Drechsel zum Frühstück kam, brachte er nicht nur Brötchen mit. Nein, aus den Tiefen seines Ledermantels kamen neben mehreren Päckchen Wurst und Käse noch Eier, Marmelade und Butter zum Vorschein. Seinem verschlagenen Grinsen zu entnehmen hatte er diese Sache in der Kaufhalle nebenan nicht bezahlt. Horst meinte nur »cool«, als er sah, was Drechsel alles aus dem Mantel hervorholte, was wir uns kurz darauf schmecken ließen.


In der Folgezeit schaute Drechsel immer mal wieder bei uns vorbei. Meist hatte er dann einen Beutel mit CDs oder Comics dabei, die er für eine Weile bei uns deponierte und später wieder abholte. Man erzählte sich auch, dass man bei ihm Dinge bestellen konnte, die er dann besorgte, für den halben Ladenpreis. Eines Tages war Drechsel verschwunden. Es hieß, er habe Halle ziemlich überhastet verlassen. Nicht, weil man ihn bei seinen »Besorgungen« erwischt hatte, sondern weil er sich wohl in einigen WGs, in denen er verkehrte, an fremdem Eigentum bedient hatte. Das fanden die Leute überhaupt nicht witzig.

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