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Kapitel 8: Die Wende

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In den darauffolgenden Wochen gab es nicht nur viel Arbeit im Büro, sondern auch nach Feierabend. Helge musste auf viele Geschäftsreisen. Doch er hatte Paula alles Nötige dagelassen, um ihr nun gemeinsames Loft nach Paulas Wünschen einzurichten. Helge vertraute Paula und ließ ihr freie Hand. Damit der Renovierung auch nichts im Wege stand, hinterließ Helge Paula einfach seine American Express. Äußerst praktisch so eine Karte, stellt Paula in den nächsten Tagen fest. Sie ging in ein Geschäft; sah, nahm, zückte die AmEx und es gehörte ihr. Und wurde zudem äußerst höflich bedient. Was so ein kleines platinsilbernes Plastikding doch ausmachte….

Die erste Zeit ihres Zusammenlebens war für Paula schon sehr merkwürdig. Doch für Helge schien es absolut das zu sein, was er wollte. Er war zufrieden und ausgeglichen. Sie aßen zusammen, lachten zusammen, fuhren zusammen auf die Arbeit. Nach der Arbeit gingen sie oft Essen oder ins Kino und besuchten so oft wie es ihr Dienstplan zuließ, Nell in Hamburg. Eigentlich müsste man meinen, dass sich Paula endlich trauen konnte, JA zu sagen. Sie lebten jetzt seit sechs Monaten zusammen, doch Paula war Helge immer noch eine Antwort schuldig. Nicht das er sie drängte, doch Paula merkte, dass sich irgendetwas zwischen sie schob. Es fühlte sich an wie eine dunkle Wolke, die sich vor die Sonne schiebt. Theodor Kleinerts Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend. Je schlechter es Helges Vater ging, umso angespannter wurde er. Es war ihm auch nicht zu verübeln. Mit anzusehen, wie der eigene Vater langsam starb, musste furchtbar sein. Wahrscheinlich noch schlimmer, als wenn man vor vollendete Tatsachen gestellt wird und erfährt, dass jemand plötzlich verstorben ist. Keine Möglichkeit des Abschieds. So oder so grausam. Paula trat Helge mit Verständnis gegenüber. Doch bald merkte sie, wie sich zwischen ihnen eine Kluft bildete. Die Dienstreisen für Helge häuften sich. Ihr wichtigster Geschäftspartner saß in Frankreich. So pendelte Helge seit Wochen ständig zwischen Deutschland und Frankreich hin und her. Es war eine Zerreißprobe für sie beide. In der wenigen Zeit, in der ihr Verlobter zu Hause war, verhielt er sich alles andere als ein Gentleman. Er liebte sie, aber viel zu hart, zu grob, manchmal abwesend. Auch nahmen die Spannungen zwischen Theodor und Helge dramatisch zu. Paula konnte sich nicht vorstellen, was ihre Beziehung so belastete. Gerade jetzt wo es dem Senior so schlecht ging, müsste man meinen, dass sich Helge als sein Sohn um ihn kümmern sollte. Doch wenn die Zwei in der Firma aufeinandertrafen, ging es stets lautstark zu.

Eine erneute Auslandsreise nach Russland stand für Helge an. Wenige Stunden vor Abflug bat Helge Paula um ein Gespräch. „Paula, pass auf: ich habe dir versprochen, dich nicht zu drängen. Ich hatte auch nicht vor, dich in irgendeiner Weise in die Enge zu treiben, aber du weißt, dass es meinem Vater immer schlechter geht. Ich möchte dich heiraten, so lange er noch lebt, damit er sehen kann, was für eine wunderschöne Braut ich zum Altar führe.“

Paula stockte der Atem.

Nein! Nicht dieses Gespräch!

Davor hatte sie sich am meisten gefürchtet. „Helge, pass auf. Ich liebe dich. Ich liebe dich sogar sehr. Aber ich kann nicht. Ich kann noch nicht. Bitte verstehe mich nicht falsch…. “

Helge schoss hoch und schrie sie zum ersten Mal an: „Verdammt Paula! Wie lange willst du mich noch hinhalten? Beantworte mir endlich meine Frage: heiratest du mich? Ja oder Nein?“

Paula rang um Fassung. „Helge, nicht so!“

Doch Helge wurde noch rasender. „Paula, ich will eine Entscheidung!“

Er ging auf sie zu, gefährlich, mit großer Körperspannung. Paula bekam es mit der Angst zu tun.

Wer ist das? Das ist doch nicht mein Helge!

Das hier war auf keinen Fall der Mann, den sie kennengelernt hat. In ihrem Kopf begannen wieder diese Glocken zu schrillen... mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke.

Oh, Gott! Oh Gott, Nein! Hilfe!

Panik überkam sie.

Als Helge Paula so sah, kam er wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er ließ die Hände sinken und wollte sie in den Arm nehmen, doch Paula blockte ihn ab.

„Nein, nicht so! Flieg nach Russland. In der Zwischenzeit werde ich mir meine Gedanken machen. Sobald du wieder zurück bist, teile ich dir meine Entscheidung mit. Können wir uns auf diesen Deal einigen? Nur ein paar Tage noch?“

Helge ließ den Kopf hängen und seufzte: „Ok! Ja, Ok, Paula. Die paar Tage noch, während ich in Russland bin. Damit kann ich leben. Weißt du, ich möchte dich nur so gerne Heiraten. Möchte dich jedem als meine Frau vorstellen. Paula, ich liebe dich doch.“ In seinen Gedanken fügte Helge hinzu: „Und meinen Vater seinen Wunsch zu Lebzeiten erfüllen“.

Helge ging langsam auf seine Verlobte zu und schloss sie in die Arme. Diesmal wehrte sie sich nicht, doch erwiderte sie seine Geste auch nicht. Vorsichtig befreite sie sich aus seiner Umarmung und schaute Helge in die Augen. „Ich wünsche dir einen guten Flug. Zu deiner Information: Ich werde jetzt in die Mittagspause gehen. In der nächsten Stunde kommt die Spedition mit unserer neuen Couch und ich möchte pünktlich da sein.“

„Ja, ja mach das. Ich freue mich darauf mit dir zusammen die neue Couch einzuweihen, wenn ich wieder zurück bin.“

Paula lächelte ihn gequält an: „Darauf freue ich mich schon. Komm bald zurück, ja?“

Helge fuhr sich durch sein blondes Haar: „Wenn ich doch nur nicht weg müsste….“

Er sah irgendwie verloren aus. Ein wenig wie ein kleiner Junge, der das erste Mal ins Zeltlager fährt. Voller Vorfreude, aber mit Bauchweh und einer großen Menge Heimweh im Gepäck.

Irgend Etwas stimmte nicht. Nur was?

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