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1940 Kalles Traum vom Fliegen

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Kalle machte mit seinem Rad eine Vollbremsung und flog dabei fast über die Lenkstange. Was war das für ein Geräusch direkt über ihm?

»Wahnsinn, da fliegt ja ein ganzer Schwarm Messerschmitt ME 109 Jagdflugzeuge«, murmelte er vor sich hin. »Was die wohl vorhaben? Üben sie nur den Formationsflug oder sind sie etwa im Einsatz?« Dann überlegte er.

Kamen vielleicht feindlichen Bomberverbände, wie es der britische Premierminister Winston Churchill angedroht hatte? Trauten sich die Briten etwa am helllichten Tag nach Berlin? Kaum zu glauben. Unerhört wäre das!

Wie fast alle Jungs in dieser Zeit träumte der dreizehnjährige Kalle davon Flieger, also Pilot, zu werden. Seine Vorbilder waren längst nicht mehr »Winnetou und Old Shatterhand«, sondern die Helden des Luftkampfs aus den beiden Weltkriegen. Er schaute den Flugzeugen so lange nach, bis sie in Richtung der langsam untergehenden Sonne verschwanden. Wie sang Hans Albers in seinem bekannten Kinofilm?

»Flieger, grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond«, brummte Kalle mit Resten seines Stimmbruchs in der Stimme vor sich hin. Na gut, die Sonne zu grüßen würde ja erst einmal reichen, dachte er und schwang sich auf sein Fahrrad. Ab nach Hause. Muttern wartete mit dem Abendessen.

Es war der letzte Tag seiner Sommerferien. Er kam vom Baden in der Spree und ihm knurrte der Magen »schon janz dolle«. Magenknurren war in dieser Zeit für viele Menschen in Deutschland ein ständiger Begleiter. Denn Lebensmittel wurden immer knapper. Das Essen war rationiert und Fleisch gab es selten. Seine Mutter Helene schaffte es trotzdem, fast jeden Tag etwas Schmackhaftes oder besser gesagt, etwas Genießbares auf den Tisch zu bekommen. Warm und reichlich war es jedenfalls meistens.

Also nüscht wie ab nach Hause, bevor meine gierige große Schwester mir das meiste wegfuttert, dachte sich Kalle, der eigentlich Karl-Heinz hieß, und »gab Gas«. Er trat kraftvoll in die Pedale, sauste vorbei am Görlitzer Bahnhof, wo es wie meistens nach den ollen Dampflokomotiven stank. Wenig später erreichte er den Hermannplatz und gönnte sich eine kurze Verschnaufpause.

Das Karstadt Gebäude war wirklich imposant. Damals das größte und modernste Warenhaus Europas. Die Schaufenster strotzten voller Waren und Angebote. Noch ..., musste man sagen. Es würde sich schon bald ändern. Er könnte mal wieder eine neue Hose gebrauchen. Er war in den letzten Wochen mächtig gewachsen und seine alte Hose hatte ordentlich Hochwasser. Sah nicht besonders kleidsam aus. Nachher werde ich mit Muttern darüber sprechen, nahm er sich vor.

Im nächsten Schaufenster wurde Bademode für Damen zu Sommerschlussverkaufskonditionen angeboten. Unverständlicherweise blieb Kalle länger, als er wollte, stehen und schaute sich die falschen Damen im Detail an. Als ihm das bewusst wurde, lief er rot an, schaute sich nach allen Seiten um, sah, dass ihn niemand bei dieser verwerflichen Tätigkeit gesehen hatte, stieg schnell auf sein Rad und verließ diesen Ort seiner persönlichen Schmach. So etwas Peinliches war ihm bisher noch nie passiert, überlegte er sich! Er war verwirrt über seine eigene Reaktion...

Jetzt trat er wieder wie wild in die Pedale. Nur schnell weg! Sein altes Fahrrad klapperte und quietschte dabei unüberhörbar. Er raste die Hermann-Straße »volle Pulle« herunter und erreichte schließlich die »Rollberg Brauerei« bei der sein Vater seit über zwanzig Jahren beschäftigt war. Seit 1933 hatte die Brauerei einen besonderen Status, durfte sich nationalsozialistischer Musterbetrieb nennen und war von Weitem erkennbar mit Hakenkreuzfahnen ständig beflaggt. Ein klarer Hinweis auf Linientreue.

Auch an diesem Hochsommertag herrschte vor der Brauerei - trotz des Krieges - die gewohnte laute Betriebsamkeit. Durch die guten Beziehungen zu den Nazis lief für die Neuköllner Bierbrauer, aller Einschränkungen zum Trotz, das Geschäft wie gewohnt weiter.

Vitamin B schadet nur dem, der es nicht hat, sagte sein Vater immer, erinnerte sich der Dreizehnjährige in diesem Augenblick.

Kalle war gründlich durchgeschwitzt, als er kurz darauf in die Rollbergstraße einbog. Wie meistens blickte er unwillkürlich auf die dunkle Brandmauer, an der ihm die vielen Einschusslöcher kaum noch auffielen.

Er erinnerte sich an die Geschichte, die sein Vater ihm mehrmals erzählt hatte. Am 1. Mai 1929, dem Tag, der dem Viertel den Namen „Barrikaden-Viertel“ einbrachte, erreichte die Unzufriedenheit der Arbeiterbewegung ihren Höhepunkt. Sie hatten eine Revolte angezettelt und Barrikaden gegen die anrückenden Polizisten errichtet. Bei den Kämpfen mit der Obrigkeit war scharf geschossen worden. 19 der über 300 Arbeiter fanden dadurch den Tod. Weitere 60 wurden verletzt. Einer dieser verletzen Aufständischen, war Kalles Vater, Wilhelm, der sich damals als SPD-Mitglied für die Rechte seiner Klasse eingesetzt hatte und sogar bereit gewesen war, sich mit der Staatsmacht anzulegen. Zum Aufbegehren bereit, aber nicht zum Sterben.

Jetzt, unter dem Nazi-Regime, wurde dieser Kampf nur still und heimlich im Untergrund geführt. Das war für alle Beteiligten eine Frage des Überlebens. Wilhelm hielt sich darum in den letzten Jahren bei ähnlichen Aktionen lieber zurück. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, war dazu sein Lieblingsspruch.

Heute, viele Jahre nach dem Barrikaden-Aufstand, wohnte Willi Bergmann mit seiner Familie immer noch im Rollberg-Viertel, einem berüchtigten Arbeiterkiez in Neukölln. Seit dem Aufstand hatte sich wenig verbessert und eine komfortablere Wohnung konnte er sich von seinem kargen Lohn leider nicht leisten. Familie Bergmann lebte so, wie die meisten Menschen der Unterschicht in einer typischen Berliner Mietskaserne: drittes Hinterhaus, vierte Etage, natürlich ohne Fahrstuhl, ein einziger Kachelofen im Wohnzimmer, die Schlafräume waren unbeheizt, eine Gemeinschaftstoilette auf halber Treppe, kein Badezimmer, nur eine Wohnküche und zwei kleine Zimmer. Eines davon teilte sich Kalle mit seiner vier Jahre älteren Schwester Charlotte, genannt Lotte. Lottes Territorium war rechts, Kalle residierte links in dem acht Quadratmeter großen, nein, eher kümmerlichen Raum. Jeder der beiden Geschwister hatte zumindest sein eigenes Bett, was damals nicht als selbstverständlich galt. Ansonsten herrschte auch im Kinderzimmer der übliche Krieg unter Geschwistern.

Große Schwestern sind eigenartig, dachte Kalle, kleine Brüder nerven, hingegen Lotte.

Kalle betrat endlich, außer Atem und dem Hungertod nahe, das Treppenhaus. Ein eigentümlich vertrauter Geruch nach feuchten Wänden, saurer Milch und Kohlsuppe schlug ihm entgegen. Reflexartig hielt er die Luft an und vermied es, tiefer als notwendig durch die Nase zu atmen.

Bei dieser Gelegenheit fiel ihm ein Dialog aus seinem Lieblingsbuch »Die Kinder aus Nr. 67« ein, das in genau solch einem Berliner Hinterhof-Kiez spielt. Wie ging der Text nochmal? Ach ja!

Erwin unterhielt sich mit Paulchen im Hinterhaus. »So ein Haus hat es viel besser als wir Menschen. Es brauch nich zu essen und nich zu trinken, is nie hungrig und hält doch feste, einen Tag wie den anderen, und alles is jut.« Paulchen erwiderte daraufhin: »Ich möchte trotzdem kein Haus sein und immerzu stinken wie das Unsrige.«

Kalle nahm den Geruch des Hauses nun noch deutlicher wahr und musste über seine eigenen Gedanken laut lachen.

Das kam ihm ja alles so bekannt vor, dass es manchmal so stank, konnte er allerdings gut nachvollziehen. Man musste nur ausrechnen, wie viele Leute in diesem Haus wohnten und kochten. Sehr viele! Viel zu viele!

Fast oben angekommen, hielt er die Luft komplett an und legte in der Nähe des »Gemeinschafts-Llokus« noch einen schnellen Zwischenspurt ein. Bei den Lehmanns gab’s mal wieder Kohlsuppe mit reichlich Zwiebeln. Die Folgen dieser deftigen Nahrung waren deutlich wahrzunehmen. Da muss ich jetzt durch!, dachte Kalle und überlegte sich, dass er die nächsten zwei Stunden diese geschlossene Kabine auf halber Treppe sicherheitshalber meiden sollte. Wenn irgendwie möglich. Besser wäre es auf jeden Fall.

Seine Mutter Helene, die sein Vater gewöhnlich nur »Lenchen« nannte, empfing ihn, wie immer, mit deutlich erhobener Stimme und mahnenden Worten:

»Gut, dass du auch schon kommst! Diee Suppe ist lange fertig. Vati ist seit einer halben Stunde zu Hause und hat mächtigen Hunger. Er ist schon sauer, weil wir immer auf dich warten müssen. Rücksichtsloser Bengel! Das ist heute das letzte Mal, das verspreche ich dir.«

Sie meint es nicht so, ging es Kalle durch den Kopf. Jedenfalls meistens, dabei zog er seine Schuhe aus und nahm wortlos auf einem der wackeligen verschiedenfarbig lackierten Küchenstühle Platz. Es gab wie jeden zweiten Tag Linsensuppe. Wieder ohne Würstchen, stattdessen mit reichlich Kartoffeln. Na gut, das war auch nicht besser als Lehmanns Kohlsuppe, aber immerhin warm und reichlich. Na, dann mal juten Appetit, Kalle, versuchte sich der Dreizehnjährige selbst Lust auf das Essen einzureden.

Lenchen Bergmann bemerkte den enttäuschten Blick ihres Sohnes. Sie konnte ihn gut verstehen. Kalle aß Bockwurst für sein Leben gern und vermisste seine Lieblingsspeise seit Tagen, nein seit Wochen. Oder schon seit Monaten? Seine Mutter erzählte ihm daraufhin mit spürbarem Bedauern in der Stimme, dass der Sohn von Fleischermeister Krause im letzten Monat zum Militär eingezogen wurde und jetzt an der Ostfront dienen musste. Ohne seinen Sohn konnte Vater Krause allein mit seiner Frau die ganze Arbeit nicht mehr schaffen. Bockwurst würde er erst wieder in der nächsten Woche machen, falls er ausreichend Fleisch organisieren könne. Mit dem Brot würde es auch immer schwieriger. Goldschmidt, dem Bäcker an der Ecke, hätten sie zum zweiten Mal die Schaufensterscheiben eingeschmissen und seinen Laden demoliert. Er musste aufgeben und sein Geschäft schließen. Da solle jetzt wohl eine Mittermayer-Filiale eröffnet werden. Der olle Mittermayer könne wohl ausgezeichnet mit den Nazis, hieß es.

»Es sind schreckliche Zeiten«, entglitt es ihr zum Schluss, lauter als sie es wollte. »Fürchterliche Zeiten!«

An der Bäckerei Goldschmidt kam Kalle fast jeden Tag auf seinen Weg zur Schule vorbei. Jetzt sah er vor seinem geistigen Auge das mit Backwaren gefüllte Schaufenster, vor dem er oft stehenblieb, um sich die Leckereien anzusehen. Kieken kostete ja nüscht. Bei dem Gedanken an die leckeren Kuchensorten lief ihm immer das Wasser im Mund zusammen. Er dachte sofort an die leckeren Plunderstücke mit Puddingfüllung, an frische Pfannkuchen mit Pflaumenmus und an duftende Eierschecken.

Kalle war kurz vor dem Ertrinken, sodass er im doppelten Sinne schlucken musste. Das alles würde es nun lange Zeit nicht mehr geben, wurde ihm in diesem Moment klar. Diese Erkenntnis machte ihn traurig. Dass Goldschmidts Juden waren, hatte er zwar gewusst, es hatte aber für alle Menschen im Viertel bisher keine Rolle gespielt und er selbst hatte nie darüber nachgedacht. Und wenn er nachgedacht hätte, wäre es ihm völlig egal gewesen.

Beim Essen berichtete Vater Willi mit ungewohnt ernster Miene, dass gut ein Drittel der Stammbelegschaft der »Rollberg Brauerei« zur Wehrmacht eingezogen wurde. Einige seiner ehemaligen Kollegen waren bereits an der Ost-Front gefallen. Ersatzweise mussten immer mehr Kriegsgefangene aus dem Osten in der Brauerei arbeiten. Natürlich nicht freiwillig, sondern als Zwangsarbeiter und fast umsonst.

»Hoffentlich schicken sie dich nicht mehr an die Front, in deinem Alter«, äußerte sich Lenchen mit deutlicher Angst in der Stimme. Willi war schon über vierzig und froh darüber, nicht mehr wehrtauglich zu sein.

»Glück gehabt«, erzählte er immer gerne. »Im Ersten Weltkrieg war ich zu jung, für den Zweiten bin ich zu alt. Ich brauche für mich keinen Krieg. Krieg bringt nur Unheil für alle Beteiligten.« Er kratzte sich am Kopf und überlegte kurz. »Sollte man verbieten, diesen Scheiß Krieg!« Solche und ähnliche Bemerkungen wurden, wenn sie in die falschen Gehörgänge gelangten, als Wehrkraftzersetzung bewertet und hart bestraft.

Die Laune beim Abendessen der Familie Bergmann war durch die Erzählungen des Familienoberhauptes bereits bedrückt. Dann kam Lotte nach Hause. Auch sie steuerte etwas bei, dass die Stimmung nicht gerade erhöhte. Sie nahm Platz und begann sofort mit Tränen in den Augen zu berichten:

»Ich muss euch etwas Schlimmes erzählen.« Nach einer Pause des Luftholens brach es aus ihr heraus. »Meine Lehrfirma wird Ende des Jahres von den Nazis dichtgemacht. Meinen Chef, Dr. Oppenheim, haben sie heute Nachmittag abgeholt. Er ist ja, wie ihr wisst, Jude. Wo sie ihn hingebracht haben, weiß niemand so genau. Es gibt natürlich Gerüchte. Alle haben jetzt Angst davor, ihre Arbeit zu verlieren. Ich weiß nicht, wo ich ein halbes Jahr vor meinem Abschluss meine Ausbildung abschließen soll. Es ist so schrecklich! Ich könnte nur noch heulen.«

Alfred Oppenheim war bei allen Mitarbeitern der »Rixdorfer Glühkörper Fabrik Alschweig & Co.« sehr beliebt, bekannt als großzügiger Mäzen und von seinem Auftreten her regelrecht volksnah und geradeaus.

»Wieder ein arbeitnehmerfreundlicher Unternehmer weniger«, bemerkte Vater Willi und machte ein noch ernsteres Gesicht. Betroffenheit und Ratlosigkeit bei den Bergmanns wuchsen wie bei fast allen Menschen in Deutschland von Tag zu Tag. Die Situation verbesserte sich nicht. Im Gegenteil, alles wurde immer schlimmer. Sogar Kalle war der Appetit bei diesen ernsten Themen vergangen. Das kam sonst nie vor.

»Ich mag nicht mehr essen! Ich gehe lieber in mein Zimmer und lese etwas«, sagte er und verschwand in seine linke Zimmerhälfte. Aus seinem ziemlich bescheiden bestückten Bücherregal griff er sich zum zigsten Mal sein Lieblingsbuch »Die Kinder aus Nr. 67 - Erwin und Paul. Das Mädchen aus dem Vorderhaus«. Die Geschichte einer verschworenen Hinterhofbande in Berlin der »Dreißiger Jahre«. Das Buch hatte er im letzten Jahr von Lotte zum zwölften Geburtstag geschenkt bekommen. Er kannte es mittlerweile fast auswendig. Hier gewannen wenigstens immer die Guten, ging es ihm durch den Kopf, dann vertiefte er sich in das stark abgegriffene Buch. Als sich seine Schwester schlafen legte, war Kalle längst in das fantasievolle Abenteuerland seiner Träume eingetaucht und schlief, leise schnarchend, tief und fest.

Jute Nacht Berlin, wir sehen uns morjen in alter Frische, dachte er beim Einschlafen lächelnd.

Kurz nach Mitternacht wurden Kalle und Lotte fast gleichzeitig von einem entfernten Grollen und Donnern geweckt. Beide standen sofort auf und gingen schnell zum Fenster. Die fast erwachsene große Schwester war schneller und machte ihrem kleinen Bruder nur unwillig Platz. Weit entfernt entdeckten sie die Lichter von Flakscheinwerfern, die wie Leuchtfinger wilde Kreise in den Himmel malten. Die Spuren der Leuchtmunition der deutschen Flakstellungen, die tausende Schüsse auf die feindlichen Bomber richteten, ergänzten das Spektakel. Das gnadenlose Herausknallen der Geschosse zerriss die Stille der Nacht und erzeugte zarte Linien am Himmel. Die Detonationen der abgeworfenen Sprengkörper schienen in dieser grauenvollen Darbietung Akzente zu setzen. Ein faszinierend schönes aber angsteinflößendes Schauspiel.

Angst machte sich auch bei den Geschwistern breit, die sich gegenseitig in den Arm nahmen und so versuchten, ihre Furcht zu verscheuchen. Gott sei Dank war nach einer Stunde alles wieder ruhig und sie konnten erneut ins Bett gehen, um weiterzuschlafen. Sie versuchten es wenigstens.

Das, was Kalle am frühen Morgen des 26. August 1940 erlebte, war die erste großflächige Bombardierung Berlins durch Verbände der Royal Air Force. Ihr Rachefeldzug für die Bombenangriffe auf London und andere englische Großstädte gelang. Zerstörung und Tod waren von nun an Alltag in der deutschen Reichshauptstadt. Alltag für die Familie Bergmann und alle Berliner.

Am nächsten Morgen fiel Kalle kurioserweise etwas ein, was sein Vater über einer Rede Hermann Görings, des obersten Befehlshabers der Luftwaffe, erzählt hatte. Göring war davon überzeugt, alle feindlichen Bomberverbände von der Reichshauptstadt fernhalten und sie rechtzeitig abwehren zu können. Er hatte dies bei seiner Radioansprache hoch und heilig geschworen und zudem siegessicher ergänzt, dass er Meier heißen wolle, wenn auch nur eine einzige Bombe auf Berlin fallen würde. Eine einzige Bombe? Das waren gestern Tausende! Hallo Herr Meier!, überlegte Kalle sich. Meier? Wenn er erst einmal ein Flieger sein würde, wäre dann Hermann Meier sein oberster Vorgesetzter? Na danke, grinste er in sich hinein. Keine Meierei bitte!

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