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Von Frauen, Unglücken und Gurken, sind die kleinsten immer die besten.

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(Aus Ungarn)

»Ich mag den pfiffigen Jungen auch. Er war ganz schön auf Zack. Gut, dass dein Onkel kein Mongolisch verstand«, lachte Agnir. »Lass mich raten... Und beim Pferdehändler lernte dein Vater dann endlich deine Mutter kennen? Stimmt´s?«

»So war es nicht ganz. Wenn du schon Bescheid weißt, kannst du die Geschichte gerne weitererzählen«, entgegnete ich.

»Nein, ich wüsste sie nur in groben Zügen. Erzähl weiter!«

So folgten Skryrmir und Hackbart dem Jungen. Inzwischen ging die Sonne unter, und die Händler auf dem Markt räumten ihre Stände. Skryrmir wunderte sich über das braune Pferd, welches nicht von dem Jungen am Zügel geführt wurde, sondern lammfromm wie ein Hund, neben ihm lief. Obwohl der junge Stammesführer nicht gerade als sehr gesprächig galt, war er sehr neugierig, was die Herkunft des Jungen betraf.

»Woher stammst du eigentlich?«, fragte er, um nicht für mundfaul gehalten zu werden.

»Aus den Steppen Asiens. Dort gibt es nur Wind, Steppe und Pferde«, antwortete der Junge. »Im Sommer ist es unglaublich heiß. Im Winter hingegen ist es klirrend kalt. So kalt, wenn du den Inhalt eines Bechers mit siedend heißem Wasser in die Luft schüttest, fällt Schnee zu Boden. Von eben dort komme ich. Da, wo der Himmel die Erde berührt.«

»Hm, auch praktisch. Da kann man bestimmt schon heute sehen, wer übermorgen zu Besuch kommt. Wenn ihr aufbrecht, geht ihr wieder dorthin zurück?«, wollte er wissen.

»Nein, wir leben jetzt in Samarkand. Einmal im Jahr kommen wir hier her, um unsere Pferde und Erzeugnisse anzubieten. Du wohnst aber auch nicht gerade um die Ecke, wie? Deinen Dialekt habe ich hier noch nie zuvor gehört«, stellte der Junge fest.

»Wir kommen hoch aus dem Norden. Dort, wo im Winter der Himmel im grünen Licht erstrahlt. Unsere Reise führte uns über zwei Meere. Wir haben eine verdammt lange Fahrt hinter uns.«

»Hm«, machte der Junge nachdenklich. »Mein Vater hat mal einen riesigen See gesehen, der war so groß, dass man das Ufer auf der anderen Seite nicht erblicken konnte. Ich möchte auch irgendwann mal das Meer sehen. Welches, ist mir eigentlich völlig egal. Meine Ahnen hielt es nie an einem Fleck. Sie verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen, um zu sehen, was hinter dem Horizont auf sie wartet.«

»Da siehst du mal, auch wenn wir uns rein äußerlich unterscheiden, sind wir doch Menschen und irgendwie alle gleich. Wir empfinden Trauer, Freude, Sehnsucht. Du hast Schlitzaugen und wir haben gelbes und rotes Haar. Unsere Augen sind zwar blau, doch sehen wir die Welt genauso wie ihr«, antwortete Skryrmir, der offenbar gerade seine philosophische Phase hatte. »Welchem Stamm gehörst du an?«

»Wir gehören zum Stamm der Skythen. Unsere Vorfahren waren die ersten, denen es nicht ausreichte, einfach nur zu Fuß zu gehen. Sie wollten genauso schnell wie der Wind sein, eben so wie die Pferde, die sie jeden Tag beobachteten. Also schwang sich ein mutiger Mann auf den Rücken eines Pferdes. Aus ihm wurde der erste Reiter und mit diesem Wissen gründete er unser Volk. Wir sind Pferdemenschen«, sagte der Junge. »Ohne unsere Pferde sind wir gar nichts. Wir verdanken ihnen alles. Wir reiten sie und beschützen sie. Ebenso beschützen sie uns, weil sie uns sagen, ob und woher Gefahr droht. Sie geben uns ihr Haar, damit wir daraus Seile machen können. Ihre Milch nutzen wir, um daraus Airag zu gären, an dem wir unseren Durst stillen. Oder, um daraus Arkhi (Milchschnaps) zu machen, an dem wir uns berauschen können. Sie geben uns ihr Fleisch, damit wir nicht hungern müssen. Wir sind nichts ohne unsere Pferde. Wir sind ihnen dankbar und haben voreinander Respekt.«

»Mir hat gefallen, wie sich dein kleines Pferd, nach dieser Volte, um die eigene Achse drehte und all deine Pfeile haargenau die Zielscheiben trafen. Wie lange reitest du schon?«, fragte Skryrmir neugierig.

»Ich konnte noch nicht laufen, da saß ich schon im Sattel.«

Hackbart grunzte. Skryrmir wunderte sich, weshalb sein Bruder die ganze Zeit über so schweigsam war. Er ließ sich ein wenig zurückfallen, um mit ihm eine Unterhaltung zu führen.

»Was ist? Dir läuft doch irgendetwas gegen den Strich. Glaubst du etwa immer noch, wir werden uns mit der Pest anstecken?«, fragte Skryrmir skeptisch.

»Ich weiß nicht. Irgendetwas stimmt mit diesem jungen Burschen nicht. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er uns was vormacht. Und meinem Bauch kann ich trauen.«

»Ehrlich, Bruder! Dein Bauch sagt dir wahrscheinlich, dass es wieder Zeit für eine Fütterung ist. Wir sind Nordmänner! Glaubst du, der kleine Kerl lockt uns in einen Hinterhalt, schlägt uns nieder und raubt uns anschließend aus?«, brach es ungläubig aus ihm heraus. »Du hast zu viele Märchen über die blutrünstigen Hunnen gehört. Genau solche Märchen werden auch über uns erzählt.«

»Das sind keine Märchen«, schnaubte Hackbart.

»Um so besser!«, nickte Skryrmir zufrieden. Er schloss wieder zum Jungen auf: »Darf ich mir mal deinen Bogen ansehen?«

Misstrauen flackerte im Blick des Burschen auf. »Was willst du damit? Das ist nur ein Bogen!«, erwiderte er.

»Ich will ihn mir nur ansehen.« Er begutachtete ihn sehr sorgfältig, indem er ihn von allen Seiten untersuchte. »Hm, das ist alles andere als ein gewöhnlicher Bogen. Er hat eine völlig andere Form. Wie nennt ihr ihn?«

»Er ist selbstgemacht, von mir. Das ist ein Skythenbogen. Seit dem ersten Reiter bauen wir unsere Bögen ständig so.«

»Der ist nicht aus Holz. Was ist das für ein Material?«, bohrte Skryrmir neugierig weiter.

»Er ist aus Horn und Tiersehnen«, gab er zögerlich zu.

»Fabelhafte Arbeit!«, reichte Skryrmir ihm den Bogen zurück, weil ihm gewahr wurde, wie seltsam sich der Junge verhielt.

»Wir sind da!«, sagte der Junge, blieb vor einem runden Zelt stehen und rief etwas in seiner fremden Sprache.«

Hackbart hielt abrupt an, als er ein riesiges, haariges Tier sah. »Bei Thors Hammer! Was ist das für ein abscheuliches Vieh und warum trägt es die Titten auf dem Rücken?«

Der Junge lachte. »Das Tulga. Er ist ein Kamelhengst und hat keine Titten! Wie sollten die Fohlen dort auch herankommen?«

»Sapperlot! Was für eine hässliche Fresse!«, meinte Hackbart, als er das Gesicht des Kamels sah, das gemütlich vor sich hin kaute. »Was macht ihr mit diesen Viechern?«

»Kamele sind Lastentiere. Man kann sie vor einen Karren spannen, oder, je nach Geschmack, darauf reiten. Sie haben einen angenehmen Gang. Zudem geben sie gute Wolle, aus der man hervorragende Stoffe weben kann«, erklärte der Junge.

Endlich kam der Händler aus seiner Jurte heraus. Als er den Jungen erblickte fragte er: »Sag, wo hast du deinen Karren gelassen?«

»Muss ich noch holen, habe erst die beiden Nordmänner zu dir gebracht. Ich gehe jetzt sofort den Wagen holen, Vater!«, sprang er aufs Pferd und preschte davon.

»Ja, so ist es richtig. Nicht, dass wir nachher zwei davon haben! Gib Acht auf die Passanten! Was für ein Wildfang!«, lachte der Mann. Er war wahrscheinlich viel jünger als er wirklich aussah. Seine rotbraune Gesichtshaut glich gegerbtem Leder und war über und über mit Falten durchzogen. Auf seinem Kopf prangte ebenfalls eine Pelzmütze, in deren Mitte sich ganz offensichtlich ein Ei befand. Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Er verbeugte sich vor den beiden Fremden. »Willkommen. Mein Name ist Temudschin Badma.«

»Skryrmir Thoraldson, Stammesführer der Haraldinger. Und dies ist mein Bruder, Hagbard Thoraldson«, entgegnete Skryrmir, der sich ebenfalls verneigte. »Hackbart?«, fragte er.

Hackbart zögerte, erst dann neigte er misstrauisch das Haupt, noch immer das Kamel beobachtend.

»Ach, der tut nichts. Den hat meine Tochter mit der Flasche großgezogen. Er ist zwar noch ein junger Rüpel, doch ganz brav. Wer ihn allerdings ärgert, wird von ihm bespuckt«, lächelte der Pferdehändler. »Was kann ich für euch tun?«

»Wir hätten gerne ein paar von den kleinen Pferden«, antwortete Skryrmir.

»Gut, dann kommt mit. Ihr wisst, dass ihr beide Glück habt? Eigentlich wollten wir schon längst nach Samarkand unterwegs sein, doch meine kleine Tochter Samija erkrankte. Deshalb beschlossen wir, noch so lange zu bleiben, bis es ihr besser geht. Zwar behaupten vielen, wir würden die Pest im Schlepptau haben, doch wieso werden dann auch unsere Kinder krank? Ich vermute, es liegt an den vielen Menschen, die aus allen Himmelsrichtungen kommen. Jeder bringt eine andere Krankheit mit. Hast du auch Kinder?«, erkundigte sich Temudschin, während er die Fremden zu dem Gatter mit den Pferden führte.

»Ja, sechs. Drei Söhne und drei Töchter«, nickte Skryrmir. »Meine Kinder werden deine kleinen Pferde lieben.«

»Drei Söhne? Ich habe nur einen. Du musst ein sehr glücklicher Mann sein!«, bemerkte der Mongole.

Skryrmir machte ein eher gequältes Gesicht. »Ja, was meine Kinder betrifft, kann ich mich glücklich schätzen...«

»Aber?...«, fragte Temudschin wissend. »Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Trauer. Ich sehe Trauer in deinen Augen. Aber auch Unruhe in deinem Blick. Ich verstehe, du bist ein Suchender. Ich erkenne einen Suchenden, wenn ich ihn erblicke. Wer spricht zu dir? Die Geister der Natur? Dein Gott?«

Der Stammesfürst hielt inne, als wäre der Blitz in ihn eingeschlagen. »Langsam wirst du mir unheimlich, Pferdemensch. Ja, ich trauere um meine geliebte Frau, die schrecklich leiden musste, ehe meine Götter sie zu sich nahmen. Und ja, ich bin so etwas wie ein Suchender. Alle meine Vorfahren waren ebensolche Suchende. Äh… Mein Gott erscheint mir manchmal im Traum. Ich stehe stets unter dem riesigen Welten-Eschenbaum Yggdrasil. Sobald ich bemerke, wo ich mich befinde, erscheint auch schon Göttervater Odin und spricht zu mir.«

»Ja, so wie unser Himmelsgott Tengri zu einigen von uns spricht. So wie damals, zu Attila. Er sollte gen Westen ziehen und sich ein riesiges Reich aufbauen. Nun hat der Arme leider nicht auf den Rat gehört, sich von bösen Weibern fernzuhalten. Er wurde in der Hochzeitsnacht von Ildiko ermordet. Andere erzählen, es sei ein Blutsturz gewesen. Womöglich war es Ildiko selbst, die das behauptete«, erzählte er schmunzelnd und zeigte auf die Gatter. Links sind die Hengste, rechts die Stuten.

»Den Cremefarbigen!«, zeigte Skryrmir. »Und dort, die Schimmelstute, die kleine Braune, den Fliegenschimmel, den Rappen«, zeigte er auf die Pferde. »Den Fuchs, und den Schecken dort, der gefällt mir.«

»Wie viele insgesamt?«, fragte der Skythe.

»Ich dachte da an acht. Ich will mir im Norden eine kleine Zucht aufbauen. Du weißt schon, jedes Pferd für seinen bestimmten Zweck.«

»Ja, ja… Kleine Pferde für kleine Menschen, große Pferde für große Menschen, starke Pferde für starke Menschen und ungerittene für Leute, die noch niemals geritten sind. Zwei Hengste, sechs Stuten würde ich empfehlen, so vermeidest du Inzucht. Wenn du Glück hast, sind bereits ein paar Stuten trächtig.«

Skryrmir wählte noch zwei weitere Pferde. Dann begann Temudschin mit Pfiffen und Kommandos die ausgesuchten Pferde von den anderen zu separieren. Er band sie der Reihe nach an eine Schnur fest, damit Skryrmir und Hackbart sie unter Augenschein nehmen konnten. Die beiden untersuchten die Zähne, die Beine, einschließlich Hufe, guckten den Gäulen in die Augen und strichen ihnen durch die langen Mähnen.

»Sehr schön. Sie sind feurig und trotzdem sanftmütig. Müssen wir irgendetwas bei ihrer Haltung beachten?«, fragte Skryrmir.

Der Mongole lachte, wobei sein Gesicht wieder ziemlich zerknautscht wirkte. »Sie brauchen nur Futter und Bewegung. Diese Pferde sahen noch niemals einen Stall von innen. Ihre Hufe sind so hart, sie benötigen noch nicht einmal Eisen. Sie sind zäh, wie unsere kleinen Frauen. Wie wollt ihr sie transportieren?«, fragte er schließlich.

»Mit dem Langschiff, immer an der Küste entlang. Sollten wir zu starken Seegang haben, warten wir lieber einen Tag an Land, ehe uns die Tiere wild werden.«

»Vielleicht solltest du die Hengste vorher ein paar von den Stuten decken lassen, jedenfalls die rossigen. Dann herrscht schon mal etwas Ruhe. Den Hengsten solltest du die Vorderbeine zusammenbinden, nicht, dass sie auf die Stuten losgehen, oder über Bord springen.« Und wieder lachte er. »Ich bin mir sicher, falls das wirklich passieren sollte, wird der Hengst euch bis nach Hause ziehen. Trotzdem, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Sollte eure Reling sehr niedrig sein, binde gleich allen die Vorderhufe zusammen. Man kann ja nie wissen.«

Nun ging es daran einen ordentlichen Preis zu vereinbaren. Skryrmir überließ, wie so oft, Hackbart den Vortritt. Nur hatte er in dem Mongolen offenbar seinen wahren Meister gefunden. Sie feilschten, bis ihnen der Schweiß ausbrach.

Der Stammesfürst schaute sich währenddessen einen dieser mongolischen Reitsättel an. Sehr zu seinem Erstaunen, war dieser nicht aus Leder, sondern Holz gefertigt. Eigentlich glich er eher einem Stuhl. Sofort erinnerte er sich daran, wie zielsicher der Junge seine Pfeile lenkte. Nun, wenn man diesen hohen Sattel betrachtete, konnte man sich sofort denken, warum dies der Fall ist. Dieser Sattel gab dem freihändig reitenden Schützen einen festen Halt. Er konnte quasi gar nicht aus dem Sattel fallen. Als die beiden Verhandelnden einen passenden Preis festgesetzt hatten und sich die Hände gaben, meldete sich Skryrmir nochmals zu Wort.

»Temudschin? Ich brauche genauso einen Sattel. Verkaufst du mir einen?«

»Ich weiß aber nicht, ob du dort hineinpasst. Du bist ein Riese«, bemerkte er mit abschätzendem Blick.

»Ist egal, ich brauche nur ein Muster. Wir haben jede Menge Holz und geschickte Handwerker, die diese Art von Sattel für uns nachbauen können.«

»Na, wenn das so ist. Ich habe einen, der vorne leicht angebrochen ist. Den gebe ich dir gratis mit. Für mich ist er unbrauchbar«, gab er sich einverstanden. Trotzdem schien er zunehmend misstrauisch zu werden.

»Und dann habe ich noch eine Bitte an dich. Bei der heutigen Reiterdarbietung habe ich gesehen, was euer Skythenbogen vollbringt. Verkaufst du mir einen Bogen?«, fragte Skryrmir freimütig, obwohl er ahnte, dass er eventuell den Bogen überspannt hatte.

Wie befürchtet, schüttelte Temudschin Badma energisch den Kopf. »Nun hör mir mal zu, Nordmann: Ich bin kein Waffenhändler. Ich verkaufe Pferde. Zudem kann ich Eins und Eins zusammenzählen und ahne, was ihr Wikinger im Schilde führt. Nein, ich verkaufe euch keinen Bogen. Die Kunst diese Waffe herzustellen, wird von Generation zu Generation weitergegeben, das ist nichts, was man im Vorbeigehen einkaufen kann!«

Hackbart und Skryrmir zogen sich kurz zur Besprechung zurück. »Verdammt! Was machen wir jetzt?«, fragte Skryrmir.

»Du solltest ihm ein Angebot machen, welches er nicht ablehnen kann«, schlug Hackbart vor.

»Und wie soll das aussehen?«, fragte Skryrmir verzweifelt.

»Hör mal, vielleicht können wir den Jungen überreden, mit uns in den Norden zu gehen. Schließlich weiß er genau, wie man so einen Bogen baut!«, schlug Hackbart vor.

»Meinst du?«, fragte Skryrmir schon ein bisschen optimistischer. »Stimmt, alles und jeder hat seinen Preis, richtig?«

»Probieren wir´s aus«, nickte Hackbart.

Sie begaben sich wieder an die Front.

»Gut, ich akzeptiere, dass du kein Waffenhändler bist. Dann gestatte uns, dass dein Sohn uns in den Norden begleitet. Er wollte ohnehin das Meer sehen. Sag deinen Preis. Was willst du für ihn haben?«, fragte Skryrmir.

Temudschin grinste. »Was? Ihr wollt mir meinen Sohn abkaufen? In eurer Heimat dürft ihr gerne mit dem Menschenhandel eure Taschen füllen. Aber wir sind frei, und nicht käuflich. Außerdem ist mein Sohn Akuma für das Geschäft in Samarkand zuständig und ist somit für mich unabdingbar.«

Doch Skryrmir wollte nicht aufgeben. Er hatte nicht die lange Reise getan, um Odin zu enttäuschen. Also versuchte er es erneut. »Mein Gott schickte mich zu dir! Lass mich nicht mit leeren Händen vor ihn treten! Deine Pferde sind nur ein Teil seines großen Plans. Also sage mir, wie wir uns einigen können, damit ich so einen Bogen bekomme!«

Temudschin sah Skryrmir an, dann blickte er zu Hackbart, der mit den Achseln zuckte und hilflos die Hände hob. »Na, gut. Es gäbe da eine Möglichkeit. Ich habe mehr Töchter, als einem Mann lieb sein kann. Heirate eine meiner Töchter, dann bekommst du deinen Bogen. Ihr seid heute Abend herzlich zum Essen in unsere Jurte eingeladen. Dann reden wir weiter! Kommt unbewaffnet! Wir sehen uns nach Eintritt der Dunkelheit!«, meinte der Pferdehändler bestimmend.

»In Ordnung!«, entgegnete Skryrmir. »Bis später!«

Sie führten die Pferde zu ihrem Lagerplatz und übergaben sie der Obhut der Bootsbesatzung. Sofort machte sich Skryrmir auf den Weg zum Dorf.

»Hey, wo willst du hin?«, fragte Hackbart und folgte.

»Na, wir beide gehen zum Badehaus, uns aufhübschen!«

»Hältst du das für eine kluge Entscheidung, eine Hunnenbraut zu nehmen? Und was ist, wenn sie hässlich ist und schielt?«

»Skryrmir grinste. »Tja, dann, mein lieber Bruder, wirst du sie heiraten!«, zwinkerte er ihm zu.

*

Das Schicksal lacht mit spitzen Zähnen

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