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Zum Dekalog im Unterricht

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Der Dekalog gehört zu den klassischen Themen des Religionsunterrichts – sowohl in der Primarstufe als auch in Sekundarstufe I und II.[15] Auch kompetenzorientierte Bildungspläne sehen die Befassung mit den Zehn Geboten vor: In Niedersachsen etwa rücken sie erstmals in Jahrgangsstufe 3/4 in den Blick (Kompetenzbereich: „Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen“, erwartete Kompetenz: Die SuS „verstehen biblische Gebote als Wegweiser für ein gelingendes Leben“; Kerncurriculum Grundschule 2006, 24f.); erneut |136|aufgenommen werden sie in Stufe 5/6 (Kompetenzbereich: „Ethik“, inhaltsbezogene Kompetenz: Die SuS „bringen Geschwistergeschichten und Frieden stiftende Konfliktregeln der biblischen Tradition mit eigenen Erfahrungen in Verbindung“; Kerncurriculum Sek I, Gymnasium 2009, 26). In der gymnasialen Oberstufe gehört der Dekalog zu den „biblischen Basistexten“ in den Kompetenzbereichen „Ethik“ und „Gott“ (Kerncurriculum Sek II, 2012, 22 und 26); u.a. sollen die SuS „biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar[stellen]“ können. Insgesamt treten die biblischen Erzählzusammenhänge durch diese Zuordnung zu Kompetenzen im Unterricht zurück hinter die hermeneutische und didaktische Frage nach „Lebensregeln heute“.

Um dem zu entsprechen, seien folgende Arrangements benannt:

Regeln, um Freiheit zu wahren? Ein kinder- und jugendtheologischer Zugang: Kinder und Jugendliche kennen Regeln, können Regeln benennen, die ihnen gesetzt werden und die sie als sinnvoll anerkennen (oder eben nicht anerkennen). Im Unterricht fassen sie solche Regeln in Worte; ausgehend davon ist zu fragen, worin sich solche Regeln von den biblischen Geboten unterscheiden oder ihnen ähneln – ein Aspekt sollte sein, dass die einen unter Menschen vereinbart, die anderen „von Gott gegeben“ wurden.[16] In größerem (empirisch und theologisch grundierten) Maßstab ist diese Laufrichtung in dem Buch „Leben im Regenbogen“ vorbildlich erarbeitet worden.

Regeln in Bild/Ton setzen und Aktualisierungen suchen: Kunst- und Musikgeschichte bieten ansprechende Vorbilder – etwa den Bilderzyklus von Cranach oder die Filmreihe von Kieslowski, aktueller die Bilder von Udo Lindenberg[17], konventioneller der Langfilm „Die zehn Gebote“ (Regie: Cecil B. DeMille, USA 1956, 220’). Im Unterricht können Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersgruppen Aktualisierungen suchen und gestalten – in Form von Standbildern, Kollagen, Anspielen oder Diskussionen[18]; im Nachgang ist mit der Lerngruppe zu prüfen, ob die gewählte Aktualisierung den Sinn der biblischen Gebote trifft (oder verfehlt). Doch nicht ein solches Urteil markiert das Ziel des Unterrichts, sondern das Nachdenken über das „Inwiefern“.

Zehn Gebote filmisch erschließen: Die EKD hat 2005 zu jedem der zehn Gebote einen Kurzfilm produzieren lassen, der das Gebot in die bundesdeutsche Wirklichkeit überträgt („Unsere zehn Gebote“, Matthias-Film 2006).[19] Im Begleitmaterial sowie auf der Homepage werden dazu didaktische und methodische Arrangements beschrieben.

|137|Projekt Weltethos im Licht der zehn Gebote erkunden: In AT und NT wird über eine mögliche Zusammenfassung der „Zehn Worte“ durch das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe gesprochen; das „Projekt Weltethos“ bündelt das ethische Erbe der jüdisch-christlichen Tradition wie dasjenige anderer Religionen in „vier unverrückbaren Weisungen“[20]. Hintergründe, Zielsetzungen, Maßnahmen und Erfolge dieses Projektes können erarbeitet werden – eine prüfende Frage kann sein, ob diese Regeln an die Stelle der Zehn Gebote treten wollen/können/sollten.

Biblische Geschichte rekonstruieren: Neben dem Inhalt und der normativen Geltung der Zehn Gebote ist unterrichtlich durchaus auch deren Entstehungsgeschichte und religionsgeschichtliche Einordnung aufschlussreich. Dabei können verschiedene Materialien hilfreich sein – für Grundschulkinder und Lernende mit kritisch-metakognitivem Zugang geeignet ist etwa der Animationsfilm „Wenn Sand und Steine erzählen könnten… – Mose“ (von Andreas Bleiholder/Markus Müller unter Verwendung von Fotos von Jörg Zink, Evangelisches Medienhaus 2010), klassisch dokumentarischen Zuschnitts ist das Themenheft „Die zehn Gebote“ der Reihe „Welt und Umwelt der Bibel“ (3/2000).

Die biblischen Texte genau wahrnehmen und erkunden: Spätestens in der Oberstufe sollte die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf die unterschiedlichen Dekalog-Überlieferungen gelenkt werden: Ex 19–24 sowie Dtn 5–10 als Kontexte, die Differenzen in Wortlaut und Genese der beiden Dekalog-Versionen, die unterschiedliche Gliederung und Zählung in den Konfessionsfamilien, auch die unterschiedlichen Deutungen etwa in Luthers Kleinem Katechismus und in der Mekhilta de Rabbi Jishmael[21] sind im Rückgriff auf die einschlägigen Quellen gut in den Blick zu nehmen.

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