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Didaktische Impulse

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Die Propheten (bes. Elija, Jeremia, Amos und auch Jona) sind beeindruckende Persönlichkeiten, die zur Identifikation und Abgrenzung einladen. Sie sollten also nicht als ganz besonders außergewöhnliche Menschen der Geschichte dargestellt werden, zu denen sich nur schwer Bezüge herstellen lassen. Bei jüngeren Schülern haben sich dazu Erzählungen, vgl. z.B. W. Laubi, Geschichten zur Bibel, bewährt. F. Johannsen, Alttestamentliches Arbeitsbuch, stellt die biographischen Daten einzelner Propheten gut brauchbar zusammen.

 Wer oder was ist gerecht? Wie ist es und was lohnt, ganz für eine Sache zu leben (Schule, Hobby, Beruf)? Welche „Opfer“ fordert so ein Einsatz (Mühsal des Prophetenamtes z.B. Jer 19Jer 19; 26Jer 26; 36–38Jer 36–38: ausgeschlossen sein von Vielem, Einsamkeit)? Was sind Kraftquellen, um bestimmte Zumutungen |143|auszuhalten? Sind Greenpeace-Aktivisten oder Occupies prophetische Gestalten der Gegenwart? Für ältere Schüler scheinen die Reflexion und Interpretation gegenwärtiger gesellschaftlicher Verhältnisse und Protestphänomene mit Hilfe der Kriterien kritischer Prophetie verheißungsvoll. Unter dieser Perspektive prophetische Zeichenhandlungen (z.B. 1 Kön 11,291 Kön 11,29; Hos 1,4Hos 1,4; Jes 7,3Jes 7,3; 8,3Jes 8,3; Jer 23,6Jer 23,6; Jes 20,1–4Jes 20,1–4) in den Blick zu nehmen, ist besonders reizvoll.

 Auch künstlerische Darstellungen von Propheten[17] können die schwere Aufgabe, Prophet zu sein, verdeutlichen.

 Berufung, Audition und Vision sollten als tiefe Gotteserfahrung zur Sprache gebracht werden, die sich nicht grundlegend von unseren (Gottes-)Erfahrungen unterscheiden.

 I. Baldermann empfiehlt einzelne starke Worte der Propheten[18]Amos 2,6Am 2,7Jer 31,13Jes 43,4Jes 66,13 herauszugreifen und in die Gegenwart sprechen zu lassen, denn diese ermöglichen Interpretation und eigene Urteilsbildung. Anschließend können dann auch bestehende Textzusammenhänge synchron bearbeitet werden, um ein noch tieferes Verstehen anzubahnen.

 Für Andere sich stark machen und einstehen, wie weit geht das? Was sind „moderne“ Formen der Fürbitte? Wie weit reicht unsere Verantwortung?

 Das prophetische Menschenbild geht von fest verankerten bösen Neigungen im Menschen aus. Auf der anderen Seite gibt es ein facettenreiches Gottesbild, das den Zorn in sich trägt, aber ein Übergewicht der Gnade betont. Der Tun-Ergehen-Zusammenhang wird behauptet und außer Kraft gesetzt (z.B. Jona). Vergebung und Neuanfang sind scheinbar möglich. Die Konfrontation mit anderen Menschen- und Gottesbildern und ihre Beziehung zueinander bietet sich an und lädt zum Theologisieren ein. Besonders das Jonabuch eignet sich dazu (wem gilt Gottes Heil; wie straft Gott; wer hat Jona gerettet?).

 Gibt es auch heute echte Propheten? Nicht jeder, der Missstände kritisiert, ist schon ein Prophet. Oder gibt es Prophetie auch unabhängig vom Gottesverhältnis des Sprechenden?

 Ende, Wende oder Neuanfang; wo stehen wir heute? Kurz vor der ökologischen Katastrophe oder auf einem guten Weg zur großen Völkergemeinschaft? Vor dem Niedergang des Christentums in Europa angesichts von Säkularisierung und Ausbreitung des Islam oder auf dem Weg zur Selbstbestimmung, zur freien Entscheidung und zur interreligiösen Verständigung?

 Darüber hinaus lassen sich auch Verbindungen zum NT herstellen. Im Markusevangelium wird mehrfach die Frage aufgeworfen „Wer ist dieser Jesus?“ (z.B. Mk 4,41Mk 4,41; 8,27–30Mk 8,27–30). Dabei werden Bezüge zum Propheten Elija hergestellt und auch zu Johannes dem Täufer, der ebenfalls in die Reihe der Propheten eingeordnet wird (vgl. Mk 6,14–20Mk 6,14–20). Es ist also sicher lohnend, Johannes den Täufer mit den alttestamentlichen Propheten zu vergleichen |144|und auch im Blick auf Jesus der Frage nachzugehen, ob er zu Recht Prophet genannt wird und warum die Menschen seiner Zeit das tun.

Ein kumulativer Kompetenzaufbau, der mit Elija und/oder Jona in 3/4 oder 5/6 beginnt, mit Amos in 7/8 unter dem Gesichtspunkt von Widerstand und Kritik und Jeremia mit seinem Ringen um die Erfüllung seines Auftrages in 9/10 fortsetzt, ist ein denkbarer didaktischer Weg.

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