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Die Klage sucht Antwort

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Die Klage wartet auf Antwort, und so fragen wir weiter nach Worten, die denen der Angst entgegenkommen. Es müssen Worte sein, die nicht weniger elementar sind; nur so können sie der Angst antworten. Sie dürfen nicht vorspiegeln, eine „Lösung“ zu haben, die es existenziell ja gar nicht gibt; sie müssen aber in der Lage sein, eine Gegenerfahrung zu mobilisieren:

Du bist mein Fels (31,4Ps 31,4).

Deine Hand hält mich fest (63,9Ps 63,9).

Du bist mein Lied (118,14Ps 118,14).

Du bist bei mir (23,4Ps 23,4).

Folgen wir den Psalmen, so erteilen sie uns eine didaktisch nachdrückliche Warnung: Sie bringen ihre Gegenerfahrung nicht wie eine Lösung ins Spiel, so als sei mit dem Hinweis auf „Gott“ alles gelöst. Die Bibel lebt aus einer Gotteserfahrung, die nicht mit einem einzigen Namen einzufangen ist, schon gar nicht |154|mit dem farblosen Wort „Gott“; aber mit der Frage nach dem Namen sind wir didaktisch auf der Spur zu dem theologischen Kern der Bibel.

Denn die geläufige Übersetzung „der Herr“ ist nicht wirklich ein Name, vielmehr nur eine Umschreibung des unaussprechlichen Namens, der sich hinter den Buchstaben JHWH verbirgt: Er offenbart sich dem Mose aus dem brennenden Dornstrauch mit einem hebräischen Wort, das die Zusage gibt: Ich bin da, ich will mit euch sein, das ist mein Name – der sich sogleich aber dem allzu direkten Zugriff wieder entzieht: Ich bin, der ich bin (Ex 3,14Ex 3,14).

Das Geheimnis dieses Namens ist: Er ist die Antwort, nach der die Klagen suchen, Inbegriff allen Trostes; in der reziproken Form als Anrede erscheint er im 23. Psalm: „Du bist bei mir“; und dies ist auch für Kinder das Vertrauenswort, das alle anderen in sich schließt. Es schließt auch ganz menschliche Erfahrungen ein, den Trost, der von der Gegenwart der Mutter ausgeht, vom Beistand der Freundin, von der Erfahrung, nicht allein zu sein in der Angst.

Dies ist eine Erfahrung, die immer neue Namen sucht, weil keiner sie ganz zu fassen vermag. Es sind Namen des Suchens, nicht des Besitzens, Namen der Sehnsucht, ja auch Namen der Zärtlichkeit, wie sie Liebende einander oder Eltern ihren Kindern geben. Deshalb bleibt das Grundgesetz des Verstehens: Wir müssen sie offen halten für künftige Erfahrung, um keinen Preis dürfen wir sie ablösen durch das Wort Gott, als sei dies die endgültig richtige Lösung.

Handbuch Bibeldidaktik

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