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Biblische Befunde und theologische Dimensionen

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Schon die biblische Auferstehungsbotschaft ist so vielfältig wie auch inhaltlich auslegungsbedürftig. Die alttestamentliche Überlieferung weist nur ausgesprochen dünne, vorsichtig formulierte oder schlichtweg jenseitsverneinende Vorstellungen des Endes von Welt und Mensch auf. Dabei ist dem AT der Gedanke eines Neubeginns nach dem Tod in weiten Teilen schlichtweg fremd.[6] Demgegenüber lebt die neutestamentliche Überlieferung in ihrem Kernzentrum von der Erfahrung des Leid, Kreuz und Tod überwindenden österlichen Neubeginns, der narrativ, metaphorisch und theologisch tiefgründig entfaltet wird.

Die Erzählung vom leeren Grab und der Erscheinung des Auferstandenen vor den ersten Zeugen (Mt 28parMt 28par..; Joh 20Joh 20) will – wie schon die Lazarus-Erzählung |171|(Joh 11Joh 11)[7] – sowohl die Wirklichkeit des Todes Jesu[8] wie die Realität der von Gott her zugesagten Überwindung des Todes möglichst plausibel und plastisch machen. In den Begegnungen mit den Jüngern wird die neue nachösterliche Tisch- und Weggemeinschaft (Lk 24Lk 24) auch für die Zweifelnden (Joh 20,24–28Joh 20,240096>28) real erfahrbar. Dabei wird man sich also vor einem „platt-materialistischen Verständnis von ‚Leiblichkeit‘ hüten müssen“.[9] Die neue Gegenwart des den Jüngern Vertrauten ist von anderer, neuer Wirklichkeit, die sich durch den Glauben erschließt.

Noch stärker und eindeutiger formuliert: Das Wesen des christlichen Glaubens hat seine Ursache und seine Zielrichtung in der bezeugten Wahrheit der Auferstehung Jesu selbst (1 Kor 9,11 Kor 9,1; 1 Kor 151 Kor 15). Am Auferstehungsglauben hängt die tiefste Bedeutung des Evangeliums für den Einzelnen und die ganze christliche Gemeinde. Den biblischen Bildern und Visionen eines vor dem Weltende sich ereignenden Gerichts kommt dabei die Funktion einer metaphorischen Verdeutlichung der finalen Entscheidungssituation zu. Die abgrundtiefen Alternativen der Schrecknisse der Endzeit (Mt 24f.) einerseits und der getrockneten Tränen sowie der goldenen Stadt auf dem Berge (Offb 21Offb 21) andererseits sind dabei nicht nur auf unterschiedliche Überlieferungszusammenhänge zurückzuführen, sondern liegen auch im Versuch möglichst hoher Anschaulichkeit der endzeitlichen dramatischen Entscheidungssituation begründet.

Im Ereignis des auferstandenen und präsent tröstenden Christus kommt somit die Hoffnung auf Erlösung der gesamten seufzenden Schöpfung (Röm 8,22Röm 8,22) sowie auf den neuen Himmel und die neue Erde (Offb 21Offb 21) zum Vorschein. In der Rede von der Auferweckung Jesu von den Toten (Röm 10,9Röm 10,9; 1 Kor 6,141 Kor 6,14 u.ö.) konzentriert sich Gottes Handeln auf „ein einziges und besonderes geschichtliches Ereignis“.[10] Damit wird die Auferstehung des einen Gekreuzigten und die „Hoffnung auf endzeitliche Realisierung der Königsherrschaft Gottes“[11] zur verheißenden Vision für alle – und dies nicht nur für die jenseitige neue Zeit, sondern auch schon für die Gegenwart. In diesem Sinn eröffnet die Rede von der Auferstehung nicht nur eine Hoffnung für das Leben jenseits des Todes, sondern schafft auch Lebensorientierung für die diesseitige Existenz. Dies wird für Paulus durch die Taufe bereits wirksam, denn durch das Hineintaufen in Jesu Tod und Auferstehung geht der Täufling den Weg durch den Tod in ein neues Leben jetzt |172|schon mit: „So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln“ (Röm 6,4Röm 6,4). Im Bild des verheißenen Reiches Gottes als seiner Neuschöpfung[12] verknüpfen sich somit die jenseitige und diesseitige Vision einer neuen Welt.

Die Frage nach der Auferstehung wird klassischerweise im Lehrstück von den letzten Dingen abgehandelt. Ihrer Sache nach befasst sich die Eschatologie dabei allerdings nicht nur und nicht primär mit der Frage des Weltendes, sondern mit der Frage nach der Zeit und Raum übergreifenden Neuschöpfung des Menschen und des ganzen Kosmos.[13] Die Wahrheit dieser Überlieferung bemisst sich folglich nicht an der historischen Ergründbarkeit etwa der Frage nach dem leeren Grab, sondern in der gegenwärtigen Lebensbedeutung des Auferstehungsglaubens – und in der Hoffnung auf Gottes schöpferisches Wirken „in den Ereignissen dieser Welt“.[14] Kurz gefasst: Die christliche Auferstehungshoffnung hat eine ihrer wesentlichen Bestimmungen in ihrer Bedeutung für das gegenwärtige Leben. In ihr werden Erinnern, Erleben und Erwarten neu ausgerichtet von der geschehenen zur verheißenen Offenbarung hin.[15] Durch die österliche Botschaft erschließt sich in ethischer Hinsicht das Jenseits als reale Kraft für das Diesseits (Ernst Troeltsch).

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