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Phänomene

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Jenseitsvorstellungen und -hoffnungen sind vielfältig – sowohl in der Gegenwart wie durch die Zeiten, Religionen und kulturellen Kontexte hindurch. Die österliche Überlieferungstradition und die christliche Rede von der Auferstehung finden sich dabei auf einem höchst pluralen Markt wieder. An die Stelle der Auferstehung Jesu tritt nicht nur zu Halloween, sondern etwa auch in Serien wie „The Walking Dead“, eine mediale Bildkultur der Untoten und Unerlösten, die wiederkommen oder nie weg waren. Vampire, Zombies und gute wie böse Geister illuminieren die Welten zwischen Leben und Tod und üben offenkundig eine besondere Faszination aus. Anstatt der hoffnungsvollen Erzählung des Ostermorgens entfaltet sich ein Panoptikum unterschiedlichster Traumfiguren zwischen sphärischer Leiblichkeit und Transparent-Transzendentem. Der im Glaubensbekenntnis über die Jahrhunderte hinweg mitformulierte Auferstehungsglaube hat seine inhaltliche und rituelle Selbstverständlichkeit erkennbar eingebüßt.

Zwar findet der Satz „Jesus ist von den Toten auferstanden“ bei etwa der Hälfte deutscher Konfirmandinnen und Konfirmanden noch Zustimmung,[1] allerdings vermischen sich immer stärker unterschiedlichste Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommen könnte. Fernöstliche Reinkarnationsvorstellungen, Berichte über Nahtoderfahrungen und Jenseitsphantasien werden zu einer individuell-bunten Bezugsmatrix zusammengestellt.[2] Zugleich ist die Tendenz eines gegenwartsorientierten Atheismus zu beobachten, demzufolge es weder im Leben noch nach dem Tod geben kann, was man nicht sieht oder jetzt schon weiß. Die Ausrichtung des eigenen Lebens ist insofern für eine Mehrheit der Deutschen konsequent diesseitsorientiert.

|170|Gleichwohl wird gerade in existenziellen Grundsituationen von Krankheit und Tod intensiv die Frage nach dem „Was kommt danach?“ gestellt. „Der Tod wird damit zum Anlass, die Frage nach dem Sinn zu stellen, nach dem, was im Leben trägt und hält“.[3] In der von Jugendlichen artikulierten Hoffnung auf ein Wiedersehen „in einer anderen Welt“ manifestiert sich der Orientierungs- und Hoffnungsbedarf angesichts intensiver realer Verlustgefühle und -erfahrungen in der Gegenwart. Dies wird aber in aller Regel nicht mit der Frage von Tod und Auferstehung Jesu Christi verbunden, sondern erfährt seine personale Manifestation in der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem verstorbenen geliebten Menschen. Dass dabei für Kinder etwa die Vorstellung eines Himmels von erheblicher Realität sein kann, lässt sich ebenso gut kindertheologisch aufzeigen wie entwicklungspsychologisch erklären.[4] Dass Jugendliche solchen allzu eindeutigen Bildprogrammen und traditionellen Jenseitserklärungen reserviert gegenüberstehen, ist zwar wenig überraschend, schließt gleichwohl produktive Anknüpfungsmöglichkeiten keinesfalls aus. Anhand der Auferstehungsthematik lassen sich somit in religiösen Bildungsprozessen die christologische und die anthropologische Frage nach Versöhnung, Erlösung sowie der Zukunft der Welt und des Menschen in existenzieller und plausibler Weise miteinander verbinden.[5]

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