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Das Lob – Sprache des Glücks

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Die herkömmliche Bezeichnung „Lob“ allerdings ist missverständlich; erst wenn wir alle pädagogischen Konnotationen beiseite lassen, entdecken wir in den Lobpsalmen eine ähnlich ursprüngliche Sprache wie in der Klage; es ist die Sprache des Staunens, der Bewunderung: Da ist das Meer – so groß und weit (Ps 104,25Ps 104,25)! Wie bist Du schön (Ps 104,1Ps 104,1)! – es sind Worte des Glücks wie die, mit denen Liebende einander erkennen.

|155|Die Sprache des Glücks aber ist Kindern nicht fremd; bringen wir sie auf die Spur, elementare Erfahrungen von Glück und Schönheit bewusst wahrzunehmen, dann werden wir staunen, zu welcher Intensität und Klarheit lyrischer Sprache schon Kinder fähig sind. Die Sprache des Glücks aber ist für sie lebensnotwendig wie die der Klage, nur in ganz anderer Weise: Die Erfahrung des Glücks, immer nur die Sache eines Augenblicks, bleibt darauf angewiesen, dass wir sie immer neu erinnern, um nicht unterzugehen in dem Chaos des Beängstigenden.

Anders aber als die Sprache der Klage führt die des Glücks in eine unendliche Weite: Die Klage kommt mit wenigen wiederkehrenden Bildern aus; wir kennen sie aus der Sprache unserer Träume; der Umgang mit ihnen ist wie eine Engführung. Die Sprache des Glücks dagegen ist so vielfältig wie die Schönheit der Schöpfung; sie führt in die Weite und entbindet eine geradezu grenzenlose Kreativität.

Diese Explosion der Kreativität spiegelt sich auch in den Verben: Das Grundwort des Lobens in den großen Lobpsalmen 103/104 heißt: segnen; in anderen Verben aber zeigen sich noch andere Formen des Lobens: überschäumende Freude will singen, tanzen, spielen auf allen Instrumenten, im Chor mit der ganzen Schöpfung vereint, mit Feuer, Hagel, Schnee und Dampf – das Lob braucht auch die Fähigkeit zur Ekstase, um die Last des alltäglich Bedrohenden abzuschütteln; und das „Ich will Dir singen“ – das entdecken auch Kinder – ist nicht nur ein jubelnder Impuls der Liebe, sondern auch ein Wort trotzigen Widerstandes.

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