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Christliche Traditionen

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Als Kaiser Hadrian um das Jahr 135 n. Chr. auf dem Schutt des zerstörten Jerusalem die römische Stadt „Colonia Aelia Capitolina“ neu erbauen ließ, befahl er, auf dem ehemaligen jüdischen Tempelplatz ein Jupiterheiligtum und nördlich der heutigen Erlöserkirche ein Forum sowie einen großen römischen Tempel zu errichten. Häufig wird darauf hingewiesen, dass Hadrian den jüdischen Glauben durch seine Entweihung des Tempelberges in Vergessenheit bringen wollte und folglich auch den „anderen Juden“, den christlichen „Sektierern“, Gleiches antun musste, indem er das von ihnen schon früh verehrte Grab durch seinen Tempelbau überdeckte. Wieso konnte Hadrian die Christen als „jüdische Sekte“ ansehen?

Dennoch wurde Jerusalem zum Zentrum der frühen Christenheit – die Stadt gewann ihre Bedeutung als Ort der Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Hier lebten die Urgemeinde und viele Apostel. Möglicherweise waren die ersten Christen angesichts der von ihnen erhofften Wiederkunft Jesu zu ihren Lebzeiten (1 Thess 4,13–181 Thess 4,13–18) weit mehr mit dem himmlischen Jerusalem beschäftigt als damit, lokale Marksteine des irdischen Lebens Jesu zu sichern.

Was die Evangelien über die Topografie der Kreuzigungsstelle berichten, lässt sich schnell übersehen. Diese lag nahe der Stadt (Joh 19,17Joh 19,17.20Joh 19,20), außerhalb der Stadtmauer (Mk 15,20Mk 15,20), nahe bei Gärten (Mk 15,21) und an einer gut sichtbaren Stelle (Mk 15,40Mk 15,40). Das Wort Golgota (Mk 15,22Mk 15,22; Mt 27,33Mt 27,33; Joh 19,17Joh 19,17) verweist auf einen sichtbaren Hügel oder gar auf einen „schädelförmigen“ Felsen. Das Grab Jesu lag nahe des Golgota-Felsens. Es handelte sich um ein in den Fels geschlagenes Grab, das mit einem Rollstein verschlossen werden konnte (Mk 15,46Mk 15,46). Es sei zudem neu gewesen (Mt 27,59f.) und unbenutzt (Lk 23,53Lk 23,53; Joh 19,41Joh 19,41).[1]

Bereits im 3. und vor allem im 4. Jh. n. Chr. wurde Jerusalem Ziel christlicher Pilgerreisen. Die bedeutendste der Pilgerinnen war die Kaisermutter Helena, die 326 n. Chr. nach Jerusalem reiste und der Legende nach viele christliche Erinnerungsorte wiederfand (u.a. auch das Kreuz Jesu). Nach dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. gab Kaiser Konstantin den Befehl, den von Hadrian errichteten Tempel abreißen zu lassen und an dessen Stelle die Grabeskirche zu errichten, weil man hier Golgota und das Grab Jesu vermutete.

638 n. Chr. wurde Jerusalem vom christlichen Patriarchen Sophronius friedlich an den Kalifen Omar übergeben. Es begann die mehr als hundert Jahre andauernde tolerante Herrschaft der Omayyaden. Die folgenden muslimischen Herrscher (Abbasiden, Fatimiden und Seldschuken) zeigten weniger Toleranz |68|gegenüber den „Ungläubigen“ und die Restriktionen nahmen zu. Die Zerstörung der Grabeskirche durch den Kalifen al-Hakim gab letztlich einen Anstoß für die Kreuzzüge. 1099 gelang es den Kreuzfahrern, Jerusalem einzunehmen (wobei sie ein Massaker anrichteten) und das Königreich von Jerusalem zu gründen. Im Jahr 1187 fand dieses durch die Eroberung Saladins ein Ende.

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