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„Die Wette“


Von Karl - Heinz Tünte

Sage einer, die Raesfelder Jungen stünden hinter ihren Alten zurück. Die Alten waren nämlich tüchtige Leute und vor allem waren sie tüchtig zu Fuß. „Ik will es sehn, of ik weniger kann, as de aollen Raoesfeldsken. Ik schaff dat ok met de Schuwwkaore bis nao Wesel.“ So versprach es Johannes Tünte im Januar 1956. Und sein Wille, dies zu schaffen, wurde noch dadurch verstärkt, dass ihm jemand für diese Leistung eine Wette anbot. 40 Deutsche Mark wurden ausgesetzt. Die sollte Johannes Tünte erhalten, wenn ihm dieses „Husarenstück“ gelänge und er die rund 50 km von Raesfeld nach Wesel und zurück an einem einzigen Tag mit der Schubkarre zu Fuß zurücklegen würde. Am Ende gelang es Johannes, das Vorhaben zu verwirklichen und sogar die Borkener Zeitung und der Westdeutsche Rundfunk berichteten am 6. Januar 1956 über das Gelingen und sogar von „Genugtuung“.


Johannes Tünte auf dem Weg zu seinem persönlichen Erfolg.

Früh am Morgen des 5. Januar 1956 war Johannes Tünte mit der Miene eines „Hans im Glück“ samt seiner Schubkarre auf dem Weg nach Wesel, zu Fuß versteht sich. Das wohlwollende Lächeln halb Raesfelds, so sich die Sache bald rumgesprochen hatte, begleitete den mutigen Fußgänger. Kurz vor Mittag, so berichtete ein Borkener Kraftfahrer, wurde der „Pilger“ gesichtet, frisch und wohlauf seine Schubkarre vor sich herschiebend und im Hintergrund schon die Türme der Hansestadt Wesel. Dort wartete gemäß der Wette eine besondere Aufgabe auf ihn. Schließlich sollte der Sohn des Fuhrunternehmers Heinrich Tünte auch Lasten zu bewegen wissen. Eine leere Schubkarre, nein, das haute nicht hin. So musste er in Wesel die Karre mit Kies beladen und diese voll nach Raesfeld zurückbringen.

Schon auf dem Rückweg fuhr ihm gegen drei Uhr einer der Berichterstatter in Richtung Wesel entgegen. Richtig. Kurz vor Brünen traf er den Helden an. Dieser war noch immer wohlgemut und es langte noch zu einer kleinen Bierpause sowie zu einem dokumentarischen Foto. Am Spätnachmittag erreichte Johannes dann Raesfeld. Das außergewöhnliche „Fuhrunternehmen“ war erfolgreich. „No stell di es up de groote Waoge van din Vaader. Mi düch, du büs en bettken lichter wodden, den Brüner Barg….“. Eine prachtvolle Leistung jedenfalls. Sage also keiner, die Raesfelder Jungen stünden hinter den Alten zurück.

Übrigens ließ sich Johannes Tünte auf seinem beschwerlichen Weg nicht dazu verleiten, die Hilfen guter Freunde anzunehmen. Einige ihm bekannte Lastwagenfahrer wollten ihn nämlich auf dem Rückweg mit ihren Fahrzeugen mit nach Raesfeld nehmen. Doch er schlug alle Verlockungen in den Wind und ging seines Weges weiter zu Fuß. Eine Scheibe Brot und einige Apfelsinen waren auf diesem langen Weg seine ganze Verpflegung.

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