Читать книгу Gefährliche Verwandtschaft - Karin Feuerstein-Praßer - Страница 10

Problemlösung nach Art der Merowinger

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Eines Morgens machte eine Zofe am neustrischen Königshof eine grausige Entdeckung: Galswintha lag tot in ihrem Bett; sie war eindeutig erdrosselt worden. Die Nachricht vom gewaltsamen Tod der Königin verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Der Witwer heuchelte Trauer, dabei war allen klar, dass kein anderer als Chilperich selbst der Mörder sein konnte, wahrscheinlich mit der gewissenlosen Magd als Komplizin! Der jedoch hielt es dann auch nicht einmal für nötig, die übliche Trauerzeit abzuwarten, sondern machte Fredegunde unverzüglich erneut zu seiner Königin. Doch wer sollte dem Merowinger schon etwas anhaben? Und überhaupt: Auch seine Vorfahren hatten auf diese Weise schon manches Problem „gelöst“.

Als Brunhilde in Reims von dem feigen Mord an ihrer Schwester erfuhr, war sie zutiefst entsetzt und bat ihren Gemahl inständig, die ruchlose Tat zu rächen. Wie sie war Sigibert gleichfalls empört und schwor Rache. Doch diese war ihm vor allem willkommener Vorwand: Tatsächlich suchte er nur nach einem geeigneten Anlass, um Chilperich den Krieg zu erklären und sich das neustrische Reich unter den Nagel zu reißen – was ihm 575 schließlich auch gelang. Doch der austrische Triumph währte nur kurz. Unser Chronist Gregor von Tours, der immer einmal wieder himmlische Vorzeichen beobachtet haben will, berichtet, man habe noch im gleichen Jahr „einen hellen Schein über den Himmel laufen“ sehen, „wie wir es einst vor dem Tode Chlodwigs sahen“. Das konnte wahrhaftig nichts Gutes bedeuten! Sollte sich Unheil über Reims zusammenbrauen? Nur wenig später erhielt Sigibert die Meldung, zwei Boten seien gekommen, um eine wichtige Nachricht zu überbringen. Doch als die Männer den Thronsaal betraten, zogen sie anstelle des Pergaments ihre Schwerter hervor und hieben so lange auf den König ein, bis dieser blutüberströmt sein Leben ließ.

Damit aber war für Chilperich der Weg zum neustrischen Thron wieder frei. Fredegunde aber rieb sich feixend die Hände, schließlich hatte sie gleich doppelten Grund zur Freude: Zum einen hatte sie ihre königliche Stellung wiedererlangt, zum anderen gönnte sie ihrer verhassten Rivalin Brunhilde den schweren Verlust.

Brunhilde indessen trauerte nicht nur um den toten Sigibert, sie stand auch vor der schweren Aufgabe, zumindest das austrische Teilreich für ihren fünfjährigen Sohn, den 570 geborenen Childebert, zu retten. Schließlich stand zu befürchten, dass ihr Schwager Chilperich über Austrien herfallen und mit dem kleinen Neffen kurzen Prozess machen würde. Darum sorgte Brunhilde zunächst einmal dafür, dass ihr Kind ordnungsgemäß zum König erhoben wurde. Wie die Quellen berichten, wurde der Kleine am Weihnachtstag 575 gekrönt „und begann zu regieren“. Damit saß zum ersten Mal ein merowingischer Kinderkönig auf dem Thron. Vor allem die austrischen Adligen erhofften sich von diesem Umstand handfeste Vorteile, denn sie glaubten, ihren eigenen Einflussbereich weiter ausdehnen zu können. Doch Chilperich machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, indem er den kleinen König unverzüglich vom Thron entfernte und zusammen mit seiner Mutter Brunhilde nach Rouen verbannte. Wenigstens ließ er beide am Leben.

Gefährliche Verwandtschaft

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