Читать книгу Gefährliche Verwandtschaft - Karin Feuerstein-Praßer - Страница 20

Auf ins Heilige Land!

Оглавление

Doch als Ludwig seine künftige Braut persönlich kennenlernte, musste er eingestehen, dass es das Schicksal wirklich gut mit ihm meinte. Es dauerte nicht lange, bis der eher schüchterne Thronfolger bis über beide Ohren in die schöne Eleonore verliebt war! Am 22. Juli 1137 trat das junge Paar in Bordeaux vor den Traualtar, um in der Kirche St. Pierre den heiligen Bund der Ehe zu schließen. Der Vater des Bräutigams war hochzufrieden, doch lange konnte er den Machtgewinn, den ihm diese Heirat gebracht hatte, nicht mehr genießen. Ludwig VI. starb nur wenige Wochen später im Alter von 55 Jahren. Jetzt wurde sein Sohn als der siebte dieses Namens neuer König von Frankreich und Eleonore seine Königin.

Die beiden waren ein gutes Team, auch wenn die kluge Eleonore nach Ansicht des jungen Königs ein wenig zu viel politischen Ehrgeiz an den Tag legte und sich gern in die Regierungsgeschäfte einmischte. Aber das tat der Liebe zwischen beiden keinen Abbruch. Nur ein Wermutstropfen trübte das eheliche Glück: Es wollte sich einfach kein Nachwuchs einstellen! War die Königin womöglich unfruchtbar? Acht Jahre dauerte es, bis Eleonore endlich schwanger wurde, doch dann war das Kind, das sie 1145 zur Welt brachte, anstatt des erhofften Thronfolgers „nur“ ein Mädchen, das auf den Namen Marie getauft wurde. Auf einen gesunden Knaben musste Frankreich also noch länger warten, viel länger …

Womöglich glaubte der fromme Ludwig VII. ja an die Segenskraft einer (bewaffneten) Wallfahrt, denn er beschloss noch im gleichen Jahr, so rasch wie möglich zum Zweiten Kreuzzug aufzubrechen. Nachdem die christliche Grafschaft Edessa (im Süden der heutigen Türkei) in die Hände eines muslimischen Machthabers gefallen war, schienen auch die christlichen Königreiche Jerusalem und Antiochia in höchstem Maße bedroht. Zwei Jahre dauerte die Vorbereitung, bis man im Mai 1147 endlich losziehen konnte. Für die unternehmungslustige Eleonore war es ganz selbstverständlich, dass sie ihren Gemahl bei dem gefährlichen Unternehmen begleitete. Zum einen wollte sie unbedingt selbst fremde Länder und Kulturen kennenlernen, zum anderen hatte sie keine Lust, monate-, vielleicht sogar jahrelang auf ihren Ludwig zu verzichten. Noch war das Band der Liebe so fest wie eh und je.

Es wurde eine äußerst strapaziöse Reise, sodass alle Beteiligten heilfroh waren, als im März 1148 endlich die Silhouette von Antiochia in Sicht kam. Hier wollte man ein paar Tage ausruhen und neue Kraft schöpfen. Da traf es sich gut, dass in Antiochia ein enger Verwandter von Eleonore herrschte, Raimund von Poitiers (um 1108–1149), Onkel und jüngerer Bruder ihres verstorbenen Vaters. So wurde es ein freudiges Wiedersehen.

Raimund, den es durch eine günstige Heirat in den Orient verschlagen hatte, erwies sich als liebenswürdiger und großzügiger Gastgeber des französischen Königspaares. Vor allem Eleonore fühlte sich am Hof ihres Onkels ausgesprochen wohl, denn die heitere Atmosphäre, die hier herrschte und die sie in Paris so vermisste, erinnerte sie an ihre Kindheit im sonnigen Aquitanien. Raimund war ein typischer Sohn seines Vaters Wilhelm X.; auch er liebte die Poesie ebenso wie die schönen Frauen. Die zeitgenössischen Chronisten schildern ihn als „groß, besser gewachsen und edler als alle seine Zeitgenossen. Er übertraf sie auch alle im Waffenhandwerk und in der Reitkunst“. Falls Eleonore einen heimlichen Vergleich zwischen Raimund und ihrem frommen, etwas blutleeren Gemahl anstellt haben sollte, dann dürfte Ludwig VII. schlecht abgeschnitten haben. Bekannt ist schließlich Eleonores tiefer Seufzer: „Ich glaube, ich habe einen Mönch geheiratet“ – wie immer sie das auch gemeint haben mag.

Gefährliche Verwandtschaft

Подняться наверх