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Szenen einer Ehe

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Mit zunehmender Eifersucht beobachte Ludwig VII. den vertrauten Umgang seiner Gemahlin mit Raimund von Poitiers. Warum sprachen die beiden miteinander okzitanisch, eine Sprache, die er selbst nicht beherrschte? Hatten sie etwas zu verheimlichen? Wenn man sie so sah, konnte man fast glauben, da turtelten zwei Frischverliebte miteinander herum. Tatsächlich? Einzelheiten sind uns leider nicht bekannt, doch hier, in der Mittelmeeridylle zwischen Palmen und Zitronenbäumen, zerbrach das königliche Eheglück. Über die Gründe hüllen sich die zeitgenössischen Chronisten in vornehmes Schweigen. Erst später behauptete der Geschichtsschreiber Wilhelm von Tyrus (um 1130–1186), Eleonore habe mit Raimund eine leidenschaftliche Affäre gehabt. Bewiesen ist nichts, doch einige Indizien deuten tatsächlich darauf hin. Fest steht nämlich, dass es zwischen Raimund und Ludwig VII. Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Verlauf des Kreuzzugs gab. Während der fromme König gleich weiter nach Jerusalem ziehen wollte, bestand Raimund darauf, zunächst Edessa von den Muslimen zurückzuerobern, um so den Rücken freizuhaben. Doch Ludwig blieb stur. Ein Wort gab das andere, bis schließlich ein heftiger Streit entbrannte – in welchem Eleonore ganz klar die Partei ihres Onkels ergriff. Mag sein, dass sie nur den strategischen Vorteil seines Plans erkannte. Aber wie lässt sich andererseits erklären, dass sie wenig später auch verkündete, in Antiochia bleiben zu wollen? Damit gab sie dem König von Frankreich ganz eindeutig den Laufpass! Ludwig war sprachlos. Nach der ersten Schrecksekunde aber entgegnete er wütend, das käme überhaupt nicht infrage! Und als Ehemann könne er sie notfalls sogar zwingen, ihn zu begleiten! Zunächst herrschte Stille, doch dann schlug Eleonores Antwort wie eine Bombe ein: Bevor er sich zu einer solchen Drohung verstieg, konterte sie, täte er gut daran, seine diesbezüglichen Rechte erst einmal zu klären. Nach kanonischem Recht sei ihre Ehe nämlich null und nichtig – wegen zu enger Blutsverwandtschaft!

Ludwig wusste, dass das nicht ganz von der Hand zu weisen war. Tatsächlich gab es da gewisse verwandtschaftliche Verbindungen, die aber mehrere Generationen zurücklagen. Auch hatte die Kirche bislang keinen Einwand erhoben, und selbst wenn, dann gab es immer noch die Möglichkeit, einen Dispens zu erwirken. Es sah also wirklich so aus, als wollte sich Eleonore von ihm trennen, um künftig mit Raimund zusammenzuleben.

So weit ist es allerdings nicht gekommen. Raimund war schließlich selbst verheiratet und konnte und wollte sich keinen Skandal leisten. Letzten Endes gab Eleonore nach und begleitete ihren Gemahl zunächst nach Jerusalem und nach dem erfolglosen Kreuzzug 1149 auch zurück nach Frankreich. Auf der Heimreise erfuhr sie, dass Raimund im Kampf um Edessa gefallen war …

Doch der Riss, der seit Antiochia durch die königliche Ehe ging, vergrößerte sich immer weiter. Das änderte sich auch nicht, als Eleonore 1150 ein zweites Kind zur Welt brachte, Tochter Alix. Noch zwei Jahre hielten es Ludwig und Eleonore miteinander aus, dann war der König von den Launen seiner Gemahlin offenbar so zermürbt, dass er sich schweren Herzens entschloss, einen Schlussstrich zu ziehen. Die Hoffnung auf die Geburt eines Thronfolgers hatte er inzwischen aufgegeben. Im Mai 1152 wurde die königliche Ehe geschieden – offiziell tatsächlich wegen zu enger Blutsverwandtschaft. Noch konnte keiner ahnen, dass es sich wohl um die folgenschwerste Scheidung der Weltgeschichte handeln sollte …

Die Trennung von Eleonore war Ludwig VII. keineswegs leicht gefallen. Zum einen hatte er sie wirklich geliebt, zum anderen aber musste er ihr nun Aquitanien zurückgeben, wodurch seine Hausmacht wieder erheblich zusammenschrumpfte. Aber das war eben nicht zu ändern. Wenigstens würde jetzt wieder Ruhe in sein Leben einkehren.

Gefährliche Verwandtschaft

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