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Merowingerkönig Chlodwig, der Gründer des Frankenreichs

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Um 500 n. Chr. hatte der germanische Stamm der Franken unter seinem ebenso machthungrigen wie skrupellosen König Chlodwig (um 466–511) ein Reich geschaffen, das unter Karl dem Großen (768–814) schließlich gleichbedeutend mit Europa wurde. Ist jedoch heutzutage von Europa die Rede, dann ist schnell von den gemeinsamen geistigen und kulturellen Werten die Rede, die wenn nicht in der Spätantike, dann spätestens im frühen Mittelalter geprägt wurden. Doch der „Weg nach Europa“ war weniger von edlen Gedanken und christlichen Werken gepflastert als von einem erbarmungslosen Kampf „aller gegen alle“. Mord und Totschlag waren bei den Merowingern ebenso an der Tagesordnung wie Hass und Intrigen – woran die königlichen Gemahlinnen nicht selten einen erheblichen Anteil hatten.

In der Nibelungensage wurde diese finstere Epoche literarisch verarbeitet; sie geht mit einem dramatischen Showdown, dem blutigen Untergang des Burgunderreichs zu Ende. In die Sage von Siegfried, seinen Gefährten und Feinden fließen mehrere historische Ereignisse ein, darunter der Tod des Hunnenkönigs Attila (453) sowie der Mord an dem fränkischen König Sigibert, der 575 wohl auf Betreiben seiner Schwägerin Fredegunde ermordet wurde. Hier nun nimmt die Geschichte der verfeindeten Königinnen Krimhild und Brunhild ihren historischen Ausgang.

Mit dem Zerfall des Römischen Reiches, das sich einst von Spanien bis nach Kleinasien, von Nordafrika bis nach Britannien erstreckt hatte, war die alte Ordnung zusammengebrochen. Die Wirren der Völkerwanderungszeit setzten ein. Überall waren Menschen in Bewegung, und in Westeuropa wurden die spätrömischen Werte von den Nachfahren germanischer Stämme neu aufgenommen und interpretiert. Das bestehende Machtvakuum konnte Frankenkönig Chlodwig aus dem Geschlecht der Merowinger schließlich zu seinem Vorteil nutzen. Die geografischen Wurzeln seiner Dynastie liegen im heutigen Belgien, in der Gegend um Tournai. Nachdem es Chlodwig erst einmal gelungen war, andere Kleinkönige auszuschalten, und bei dieser Gelegenheit die halbe Verwandtschaft ermordete, konnte er im Kerngebiet des früheren Gallien das Frankenreich gründen und es anschließend immer weiter ausdehnen.

Die Merowinger führten ihren Ursprung auf göttliche Abstammung zurück, von der sie ein besonderes Geblütsrecht ableiteten, ein Charisma, das sie mit einer ganz speziellen Fähigkeit zum Herrschen – und vor allem zum Kriegführen – ausstattete. Hoheitszeichen der Merowingerkönige war ihr langes gelocktes Haar, nach germanischer Auffassung ein Beweis von Würde und Lebenskraft. Das blieb es auch, nachdem sich Chlodwig um 496 entschlossen hatte, seinem heidnischen Glauben abzuschwören und sich in Reims taufen ließ. Das bedeutete freilich nicht, dass er damit auch die christlichen Tugenden der Vergebung und Nächstenliebe übernahm, im Gegenteil – auch nach seiner Taufe regierte das Schwert. Der Übertritt zum Christentum war nichts weiter als politisches Kalkül. In seinem Herrschaftsgebiet, dem früheren Gallien, hatte die Christianisierung bereits im 2. Jahrhundert eingesetzt, und der neue Glaube war damals in allen Schichten der gallo-römischen Bevölkerung verbreitet. Und weil deshalb in Chlodwigs Reich mehr christliche Untertanen lebten als heidnische Franken, die Wotan & Co verehrten, war dieser Schritt nur opportun. Schließlich sollte die Kluft zwischen Herrscher und Beherrschten möglichst gering sein. Wie es scheint, hat der christliche Gott dem Frankenkönig tatsächlich Glück gebracht, denn zuletzt beherrschte Chlodwig ein Reich, das sich vom Rhein bis zum Atlantik erstreckte, vom Ärmelkanal bis zur Garonne.

511 verstarb Chlodwig im Alter von etwa 45 Jahren. Seine Söhne erbten nach fränkischer Sitte das Reich, um es unter sich aufzuteilen. Dass diese Teilung nicht ohne Probleme ablief, versteht sich von selbst – zumal beide eine gewisse Machtgier von ihrem Vater geerbt hatten.

Gefährliche Verwandtschaft

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