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Eine unliebsame Überraschung

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Ludwig VII. ging davon aus, dass sich Eleonore nach der Scheidung in ihr Herzogtum Aquitanien zurückziehen würde, vielleicht sogar in das Kloster Sainte-Radegonde in Poitiers, so wie es sich für eine alleinstehende Frau mittleren Alters gehörte. Doch Eleonore dachte überhaupt nicht daran, den Rest ihres (langen) Lebens hinter Klostermauern zu verbringen – ganz im Gegenteil! Es dauerte keine zwei Monate – und schon war sie wieder verheiratet! Ludwig VII. traute seinen Ohren nicht, als er die überraschende Nachricht erhielt: der neue Ehemann war ausgerechnet Heinrich Plantagenet, Herzog von Anjou und der Normandie, einer der mächtigsten und widerspenstigsten Vasallen des Königs von Frankreich!

Der 1133 geborene Heinrich war ein Urenkel Wilhelm des Eroberers. Als dessen Sohn Heinrich I. 1135 starb, sollte die englische Krone eigentlich an Tochter Mathilde gehen. Doch dazu kam es nicht, weil ihr Stephan von Blois – auch er ein Enkel des Eroberers – die Rechte streitig machte. Folge war ein blutiger Bürgerkrieg, der England inzwischen seit fast 20 Jahren in Atem hielt.

Mathilde, die Witwe Kaiser Heinrichs V., heiratete in zweiter Ehe den Franzosen Gottfried von Anjou. Weil der Herzog die Angewohnheit hatte, seinen Hut mit einem Ginsterzweig (frz. plante genêt) zu schmücken, nannten ihn die Zeitgenossen Plantagenet, ein Name, den auch seine Nachkommen tragen sollten. Nach Gottfrieds Tod 1151 beerbte ihn sein Sohn Heinrich Plantagenet, der mit nur 17 Jahren zum Herzog von Anjou und der Normandie aufstieg. Heinrich war trotz seines jugendlichen Alters ein ausgesprochen reifer und erfahrener junger Mann – nicht nur, was das Kriegshandwerk betraf. Als er die etwa zehn Jahre ältere Eleonore heiratete, hatte er bereits zwei uneheliche Kinder. Ganz gleich, ob Eleonore wirklich in Heinrich Plantagenet verliebt war oder ob sie sich durch diese Ehe nur unter den Schutz eines starken Mannes stellen wollte – die Verbindung der beiden wurde ein Erfolgsmodell. Gemeinsam beherrschten sie nun ein großes Territorium, das fast den gesamten Westen Frankreichs vom Ärmelkanal bis zu den Pyrenäen umfasste, das sogenannte Angevinische Reich. (Der Name hat seinen Ursprung in einer mundartlichen Bezeichnung von Anjou.) Damit erwuchs für Ludwig VII. eine enorme Konkurrenz im eigenen Land, auch wenn sowohl Heinrich als auch Eleonore nach wie vor seine Vasallen waren.

Gefährliche Verwandtschaft

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