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Verbannung einer Königin

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Es wäre viel einfacher gewesen, hätte auch Königin Katharina in die Scheidung eingewilligt, doch als fromme Katholikin weigerte sie sich natürlich strikt. Sie bestand vielmehr darauf, dass die Ehe als heiliges Sakrament ein unauflöslicher Bund sei – und dass sie in diesem Fall auch vollzogen worden war, konnte wohl niemand bestreiten!

Die Zeit verging, und allmählich wurde Heinrich nervös. Immer wieder musste er Anne Boleyn vertrösten, und jünger wurde er schließlich auch nicht. Mittlerweile hatte er seinen 40. Geburtstag gefeiert und musste sich mit den ersten unerfreulichen Vorboten des Alters abfinden. Seit 1528 litt er an offenen Stellen an den Beinen, möglicherweise als Folge einer alten Verletzung, die sich immer wieder entzündete. Außerdem wurde er immer dicker und litt unter Gicht, Tribut an seine Leidenschaft für üppiges Essen und reichliches Trinken. Kurzum: Wollte er noch einen gesunden Sohn zeugen, dann musste er sich beeilen!

Um Anne zu beweisen, wie ernst er es nach wie vor mit seiner Werbung meinte, forderte Heinrich 1531 Katharina auf, Windsor zu verlassen und sich auf ein abgelegenes Schloss zurückzuziehen. Die Königin protestierte, fügte sich aber in der stillen Hoffnung, Heinrich würde zu ihr zurückkehren. Sie sollte ihn nie wiedersehen.

Nun, da er Katharina aus seinem Gesichtsfeld verbannt hatte, begann Heinrich, Anne Boleyn wie seine Königin zu behandeln – und das in aller Öffentlichkeit. 1532 begleitete sie ihn auf ein Treffen mit dem französischen König und wurde in Calais, das damals noch zu England gehörte, mit allen Ehren empfangen. Sie trug zu diesem Anlass sogar die königlichen Juwelen, die Katharina bei ihrem Abschied hatte herausgeben müssen. Derart umschwärmt und umschmeichelt wurde Anne schließlich weich und ließ Heinrich doch noch in ihr Bett – mit kaum überraschenden Folgen. Ende 1532 stand fest: Sie erwartete ein Kind. Jetzt war Eile geboten, denn Heinrich wollte nicht riskieren, dass der Thronfolger – er glaubte fest daran, einen Sohn zu bekommen – unehelich zur Welt kam. Im Januar 1533 heiratete er Anne Boleyn still und heimlich, wohl wissend, dass er sich damit der Bigamie schuldig machte. Doch sein findiger Berater, der Reformtheologe Thomas Cranmer, inzwischen Erzbischof von Canterbury, war bereits dabei, mit allerlei theologischen Spitzfindigkeiten die Annullierung der Ehe mit Katharina von Aragon vorzubereiten. Er führte für Heinrich VIII. einen Scheidungsprozess, der im Mai 1533 wunschgemäß mit der Auflösung der alten und einer Bestätigung der Rechtmäßigkeit der neuen Ehe mit Anne Boleyn zu Ende ging.

Gefährliche Verwandtschaft

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