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Die schöne Rosamunde

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Alles schien perfekt, doch dann machte Heinrich II. zwei schwerwiegende Fehler: Um seine Macht zu konsolidieren, veranlasste er 1164 die Konstitution von Clarendon, die die weltliche Rechtsprechung auch auf den Klerus ausdehnte. Dabei hatte er nicht mit dem Widerstand seines früheren Kanzlers Thomas Beckett gerechnet, dem er 1162 selbst zur Position des Erzbischofs von Canterbury verholfen hatte. Seither hatte sich Beckett von weltgewandten Diplomaten in einen streng-asketischen Geistlichen verwandelt, einen unermüdlichen Verfechter der kirchlichen Rechte und Privilegien. Jetzt weigerte der sich strikt, die Konstitution von Clarendon zu unterzeichnen. Heinrich II. wurde wütend, der Streit eskalierte, und nachdem der König Beckett das Erzbistum wieder entzogen hatte, floh dieser nach Frankreich, auf das Hoheitsgebiet Ludwigs VII. Erst als der Papst Heinrich II. drohte, er werde das Verdikt über das gesamte Angevinische Reich verhängen, gab der König nach und setzte Beckett wieder in sein Bistum ein. Doch dann geschah die Katastrophe: Nur wenige Tage, nachdem Thomas Beckett nach England zurückgekehrt war, wurde er am 29. Dezember 1170 in der Kathedrale von Canterbury von Unbekannten erstochen.

Natürlich stand Heinrich II. sofort in Verdacht, den feigen Mord in Auftrag gegeben zu haben. Er beteuerte seine Unschuld, schwor Buße, setzte sogar die Konstitution von Clarendon wieder außer Kraft und die Kirche reumütig in ihre alten Rechte ein. Vergebens. Sein Image als siegreicher und strahlender Held war dahin. Gleichzeitig stieg der tote Beckett zum neuen Nationalheiligen auf und wurde 1172 sogar offiziell kanonisiert. Seitdem zogen nun Tausende von Pilgern zu seinem Grab, unter ihnen auch Heinrich selbst, barfuß und mit blutenden Füßen, ein Bild des Jammers …

Doch der zweite Fehler, den der König beging, war womöglich noch folgenschwerer. Kurz nach der Geburt des jüngsten Sohnes Johann (Ohneland) 1167 verbannte er die inzwischen fünfundvierzigjährige Eleonore aus dem Ehebett, und machte Rosamund Clifford (um 1150–1176) – die „schöne Rosamunde“, wie sie später in der Dichtung genannt wurde – zu seiner Mätresse.

Damit aber hatte er den Bogen endgültig überspannt. Eleonore, die stets mit Heinrich an einem Strang gezogen hatte und weit mehr gewesen war als nur die „Frau an seiner Seite“, war zutiefst verletzt. Den einen oder anderen Seitensprung ihres Gemahls hatte sie stillschweigend geduldet, aber dass er sie jetzt gegen ein junges Ding eintauschte, ging wirklich zu weit! Eleonore schwor Rache. Hatte zuvor alles in ihrer Macht stehende getan, um ihn zu unterstützen, würde sie nun alles daransetzen, ihm zu schaden. Aus der besten Verbündeten des englischen Königs wurde seine erbitterte Feindin.1

Gefährliche Verwandtschaft

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